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1556 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 1556 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schiffes fort. Irgendwo krachte es. Er beachtete es nicht und hielt den Blick nach vorn gerichtet. Ein Stück voraus erweiterte sich der Korridor zu einer Kommunikationshalle.
    Gewöhnlich saßen und standen hier immer ein paar Männer und Frauen und unterhielten sich. Jetzt jedoch war der Raum leer.
    Leander Feyering erreichte die Halle und ließ einen Sessel für sich projizieren. Er setzte sich in das weiche und konturfreundliche Material aus Formenergie und schloß die Augen.
    Ein letzter Druck auf den Signalgeber, dann steckte er ihn unauffällig in eine seiner Hosentaschen.
    Ganz in der Nähe ereignete sich eine letzte Explosion, diesmal allerdings stärker und umfassender als die vorigen. Der Kadett wußte die Miniaturkamera schräg hinter sich, eingebettet in eine Weichplastikfuge der Wand. Die Kamera war nicht in Betrieb, aber sie würde sich auf ein bestimmtes Geräusch hin aktivieren.
    Ein Kadett als Köder.
    Shina Gainaka hätte so etwas nie zugelassen. Lieber hätte sie sich selbst zur Verfügung gestellt. Aber irgendwie schien der Unbekannte keine Lust zu haben, sich an den bedeutenden Persönlichkeiten an Bord zu vergreifen. Es mußten ohne Ausnahme gewöhnliche Besatzungsmitglieder sein.
    Feyering schloß die Augen und lauschte. Wenn der andere seinen Weg verfolgt hatte, mußte er wissen, daß er für die Anschläge verantwortlich war. Oder wenn er es nicht wußte, dann wollte er die entstandene Verwirrung nutzen, um erneut zuzuschlagen. Und wo ging das einfacher als in einem abgelegenen Teil des Schiffes mit einer Einzelperson, ohne daß es Zeugen gab?
    Er öffnete die Augen. Ein Luftzug streifte seinen Nacken und deutete an, daß sich irgendwo in der Nähe jemand oder etwas bewegt hatte.
    Nur nicht rühren! schärfte er sich ein. Tu so, als seist du vollkommen in Gedanken versunken.
    Er hustete leicht, und ein winziges Feld nahm den Ton auf und schaltete die Minikamera ein. Die Aufnahme lief ab diesem Augenblick. Feyering widerstand der Versuchung, jetzt seinen Individualschirm einzuschalten. Er wollte es nur tun, wenn Gefahr für sein Leben und seine Gesundheit bestand.
    Wieder entstand ein Luftzug, und dann materialisierten rund um ihn zwölf unterschiedliche Metallgegenstände. Die größten maßen etwa einen Viertelmeter, und sie bewegten sich absolut lautlos.
    Etwas flimmerte, ein Feld griff nach dem Kadetten. Der Formenergiesessel unter seinem Körper löste sich auf, und Feyering stürzte zu Boden. Er drehte den Kopf, so weit es ihm möglich war, und suchte nach dem Unbekannten, der für die Steuerung der Dinger zuständig war. Er sah ihn nicht. Die zwölf Teile operierten autark.
    Im nächsten Augenblick verschwamm die Umgebung um ihn herum.
    Eine Viertelstunde nach dem letzten Alarm fand Amadeus Kant den Zettel. Er sprang zum Interkomanschluß und ließ sich eine Dringlichkeitsverbindung mit der Zentrale herstellen. „Ich habe eine wichtige Mitteilung von Feyering erhalten!" sprudelte er hervor. Er riß die Augen auf, weil Shina persönlich in der Bilderfassung auftauchte. „Kein Wort weiter!" brüllte sie ihn an. „Bringe die Nachricht her.
    Und .sprich unterwegs nicht darüber!"
    Kant wunderte sich, daß Leander nichts zu ihm gesagt hatte, denn gewöhnlich hatten sie keine Geheimnisse voreinander. Und die Suche nach dem Unbekannten hatten sie bisher als eine Sache angesehen, die sie alle anging.
    Als er die Zentrale erreichte, kam die Kommandantin ihm bereits entgegen. Sie riß ihm den Zettel aus der Hand und las ihn. „Ein Trupp von zwanzig Männern und Frauen zu mir!" befahl sie. „Wir machen uns sofort auf den Weg! Nein, du bist nicht gemeint, Kant!"
    Achselzuckend entfernte er sich. Er suchte die Gemeinschaftsunterkunft auf, um die anderen Kadetten davon zu unterrichten. „Da ist nichts zu machen", stellte der Admiral fest. „Wir sind noch zu viert, und wir sollten alles tun, um weitere Verluste zu vermeiden." Er blickte Kant, Marrach und Naush aus seinen Albinoaugen durchdringend an. „Keiner geht mehr allein von hier weg! Und jetzt kommt!"
    Sie setzten sich in den Gemeinschaftsraum und aktivierten den Interkom. Auf dem sich aufbauenden Hologramm beobachteten sie, wie sich der Trupp unter Shinas Kommando auf den Weg zu seinem Ziel machte. Er erreichte es unangefochten, und die Kommandantin steuerte zielstrebig die Fuge in der Wand an und tastete sie ab.
    Sekunden später hielt sie die winzige, kaum stecknadelkopfgroße Kamera in den Händen. „Zurück in die Zentrale!"

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