1562 - Totentanz im Tanga-Club
heiße.
»John Sinclair.«
Der Mann überlegte kurz und schüttelte den Kopf. Ein Zeichen, dass mein Name ihm nichts sagte.
»Und wie heißen Sie?«
»Alan Sutler.«
»Okay.« Ich lächelte. »Dann ist ja wohl alles geklärt. Ich denke, dass es keinen Grund für mich gibt, noch länger hier zu bleiben, wenn Ihnen die Mädchen weggelaufen sind.«
»Das sind sie nicht!«
»Okay, okay. Wo sind sie dann?«
»Man hat sie geholt.«
»Aha. Und wer?«
»Irgendwelche Typen aus dem Ort, die dagegen waren, dass der Club bei ihrem Ort gebaut wird. Alle waren dagegen, verstehst du? Alle aus diesem miesen Kaff. Aber ich habe mich durchsetzen können, aber jetzt ist der Club hier leer.«
»Dann wird man darauf aus sein, Sie zu vertreiben, schätze ich.«
Sutler verengte die Augen.
»Die Dorftrottel?«, höhnte er. »Sie sollten die Leute nicht unterschätzen. Besonders in der Provinz kann so etwas ausarten. Wenn die Leute dagegen waren, dann wäre das für mich kein Wunder.«
Alan Sutler verzog die dünnen Lippen.
»So etwas würden sie sich nicht trauen.«
»Dann habe ich auch keine Erklärung.«
Sutler starrte mich an. Sein Blick war kalt. Er kam mir auch verschlagen vor, und seine Frage passte dazu.
»Wie kommt es, dass ich dir nicht traue, Sinclair?«
»Das weiß ich nicht. Das ist Ihr Problem.«
»Ja, aber ich habe einfach das Gefühl, dass du mehr weißt und unter Umständen ein falsches Spiel treibst.«
»Wieso das? Sie meinen, dass ich für das Verschwinden der Frauen verantwortlich bin?«
»In gewisser Hinsicht schon.«
»Aha. Können Sie mir das auch erklären?«
»Gern.« Er grinste, als wollte er mich fressen, und zielte mit der Waffe auf meine Stirn. »Mein Partner und ich sind nicht mehr ohne Konkurrenz. Es gibt da einige Typen, die uns den Geschäftserfolg nicht gönnen und uns deshalb auf eine nicht eben nette Art ausbooten wollen. Verstehst du?«
»Ja, irgendwie schon. Dann halten Sie mich für einen Mann von der Konkurrenz?«
»Ich spiele zumindest mit dem Gedanken.«
»Das ist doch Unsinn. Wie sollte ich es denn geschafft haben, die Frauen von hier wegzubringen? Bin ich mit einem Transporter gekommen und habe sie eingeladen?«
»Das kann schon vorher passiert sein. Du bist jetzt erschienen, um nachzuschauen.«
»Das kann doch nicht wahr sein! Ich wollte nur meinen Spaß haben. Dass man mich mit einer Kanone empfängt, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Das ist Bullshit.«
»Für mich nicht.«
»Was wollen Sie denn?«
»Die Wahrheit. Was tust du in London?«
»Arbeiten.«
Er wollte sich aufregen, das sah ich ihm an. Es konnte auch sein, dass er dicht vor dem Platzen stand, und damit hatte ich nicht Unrecht. Ich sah es seinen Augen an, dass er etwas unternehmen wollte. Dass er schießen würde, glaubte ich nicht. So leicht beging man keinen Mord.
Ich hatte recht.
Er sprang plötzlich in die Höhe. Er riss auch seinen Waffenarm hoch, um mir die Pistole auf den Kopf oder auf eine der beiden Schultern zu schlagen. Er war so verunsichert, dass er keine andere Alternative mehr sah. Er war an den Falschen geraten. Der Schlag erfolgte noch, doch dann erlebte er meine Gegenreaktion. Ich riss den rechten Arm hoch, und meine Handkante traf wuchtig sein rechtes Gelenk.
Alan Sutler schrie nicht auf. Aber er hatte die Pistole nicht fest genug gehalten.
Durch die Wucht des Aufpralls wurde sie ihm aus den Fingern geprellt.
Plötzlich lernte sie fliegen, und jetzt erst erfolgte Sutlers überraschter Schrei.
Da stand ich schon auf den Beinen. Es war reiner Zufall, dass mein Faustschlag sein Kinn erwischte. Die Wucht spürte ich bis in die Schulter, aber das ließ sich verkraften.
Sutler ging es wesentlich schlechter.
Es gibt Menschen, die ein Glaskinn haben, und das war wohl bei ihm der Fall. Er kippte kommentarlos nach hinten, berührte seinen schmalen Sessel und kippte dann rechts über die Lehne hinweg, landete auf dem Boden und blieb liegen.
Er war nicht ausgeknockt, aber er stand auch nicht wieder auf, um sich mir zu stellen. Ich hörte sein Stöhnen, das bestimmt nicht gespielt war, ging los und nahm erst mal seine Pistole an mich. Dann schaute ich mir den Kerl an und war schon beim ersten Blick sicher, dass er mir nicht gefährlich werden konnte.
Er war nicht richtig wach und auch nicht bewusstlos. Ich nutzte die Gelegenheit und legte ihm zunächst in aller Ruhe Handschellen an. Ab jetzt würde ich das Gespräch diktieren, das stand fest.
Zunächst mal musste Sutler aber
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