1563 - Blut-Geschwister
Blutsaugers nicht voraussagen, doch er wusste, dass sich seine Gier nach dem Blut eines Menschen immer mehr steigern würde, und dann war es möglich, dass er alle Rücksichten fahren ließ.
Harry hatte die Cafeteria verlassen und geriet in einen kleinen Raum, in dem Vorräte gelagert wurden. Sie standen in den Regalen wie in einem kleinen Lebensmittelgeschäft. Er sah die großen Dosen, die Gläser, die Pakete mit Nudeln, Zucker und was man sonst noch so alles benötigte, um ein Essen zuzubereiten.
In großen Kühlschränken lagerte auch Gemüse, aber es war keine Küche, denn die lag hinter der Tür an der rechten Seite, an der in Versalien das Wort KÜCHE stand.
Geradeaus gab es eine zweite Tür.
KELLER.
Harry nickte. Er wusste jetzt, welchen Weg er nehmen musste.
Er ging mit jetzt schon schleichenden Schritten, und als er die Kellertür erreicht hatte, wartete er einen Moment ab. Sie war wieder ins Schloss gefallen, aber Harry wollte wissen, ob sich dicht hinter der Tür etwas tat.
Er vernahm kein Geräusch, und so öffnete er die Tür. Er zog auch seine Waffe, die mit geweihten Silberkugeln geladen war. Er trug auch noch eine zweite Pistole bei sich, aber in deren Magazin steckte normale Munition.
Kühl wehte es ihm entgegen. Bestimmte Gerüche schwängerten die Luft. Aber es roch nicht nach Blut, und das beruhigte Harry ein wenig.
Eine Treppe. Aus Beton gegossen und mit recht hohen Stufen. Man musste sie schon genau kennen, wenn man sie hinabsteigen wollte, ohne sich am Eisengeländer festzuhalten.
Das tat Harry, nachdem er das Licht eingeschaltet hatte und erkennen musste, dass man die Leuchten mit Sparlampen bestückt hatte, die nicht eben eine strahlende Helligkeit verbreiteten und ihren Schein gerade noch über die Stufen hinweg ausbreiteten.
Er ging so leise wie möglich bis zur Hälfte der Treppe. Dort wartete er und lauschte.
Dass sich der Vampir noch, vor ihm im Keller befand, stand für ihn fest. Einen besseren Aufenthaltsort gab es für ihn nicht, wenn er den Tag abwarten wollte. Und das Licht, das sah Harry schon jetzt, reichte nicht bis in die letzten Winkel des Kellers. Da gab es noch genügend dunkle Ecken.
Es dauerte nicht lange, da hatte er die Treppe hinter sich gelassen. Vor ihm lag ein langer und recht breiter Gang.
Links stapelten sich Kisten mit Wasserflaschen oder mit Bieren und Säften. Rechts gab es nur Wein. Die Flaschen lagen in den Regalen und warteten darauf, nach oben geholt zu werden.
Lampen verteilten sich an der Decke. Sie gaben auch in diesem Bereich nur ein schwaches Kellerlicht ab.
Harry Stahl ging weiter und hielt erst wieder an, als ihm etwas auffiel.
An der linken Seite gab es noch kleine Quergänge, und zwar dort, wo die Kästen mit den Mineralwassern, dem Bier und den Saftflaschen standen. Als er einen Blick in diesen Quergang warf, kam ihm dieser vor wie ein kurzer dunkler Stollen, denn hier erreichte das Licht den Kellerboden nicht mehr. Es versickerte unterwegs.
Über Harrys Rücken rann ein Schauer. Noch hatte er keinen Beweis, aber er war sich fast hundertprozentig sicher, dass der Blutsauger hier unten lauerte.
Und der würde ebenfalls Bescheid wissen. Vampire sind äußerst sensibel, wenn sie die Nähe eines Menschen spüren. Dann witterten sie das Blut, sie konnten es sogar durch die Adern rauschen hören.
Ein Mensch hatte diese Vorteile nicht. Vampire waren in der Regel nicht zu riechen, es sei denn, sie hatten lange in irgendwelchen Särgen in einer modrigen Umgebung gelegen.
Das war bei Boris nicht der Fall. Er gehörte zu den frischen Blutsaugern, die noch auf den ersten Biss warteten.
Von seinem Freund John Sinclair hatte Harry gelernt, dass es immer sinnvoll war, wenn man eine kleine Lampe bei sich trug. Danach hatte er sich gerichtet und holte den schmalen Strahler aus seiner Tasche. Das Ding war nicht viel länger als ein Einwegfeuerzeug, aber es hatte eine ausreichende Lichtstärke.
Harry schaltete die Lampe ein.
Der Lichtfinger strahlte den kleinen Gang zwischen den Kisten bis zum Ende aus.
Das Licht hinterließ auf dem Boden und der hinteren Wand einen Kreis, aber einen Blutsauger traf es nicht. Harry ging weiter. Dabei stieg in ihm die Anspannung. Er ging davon aus, dass es hier unten nicht mehr viele Verstecke gab, die sich für den Vampir geeignet hätten.
Wenig später erreichte er die nächste Lücke zwischen den Kisten, leuchtete ebenfalls hinein und hatte auch hier keinen Erfolg. Zwischen den Weinregalen konnte sich
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