1567 - Der russische Rambo
auf dieser Basis einigen. Dennoch waren wir ratlos, denn keiner von uns hatte eine Idee, wie wir Karina aus ihrem Zustand befreien sollten.
»Die Ärzte sehen ja auch keine Chance«, murmelte Wladimir. »Ich denke, wir müssen alles einer anderen Macht überlassen und darauf hoffen, dass sie inzwischen auf dem Weg ist, wieder zu erwachen. Sie hat ja schon geredet. Dann ist sie wieder zurück in ihren Zustand gefallen. Eigentlich ein Unding. So etwas haben die Ärzte bestimmt noch nicht erlebt und…«
Das Telefon auf dem Schreibtisch meldete sich. Wladimir schnappte sich den Hörer, hörte kurz zu und sagte: »Verbinden Sie.«
Ich fragte: »Wer ist es denn?«
»Doktor Sorow.« Wladimir schluckte. In seinen Augen stand ein ängstlicher Ausdruck.
Auch ich verspürte bei mir einen schnelleren Herzschlag, und Sukos Gesicht war sehr ernst.
Wenig später sprach unser Freund. Er redete schnell, und es war ihm anzusehen, dass er unter Druck stand. Einiges verstanden wir. Es ging um Karina, und mit einer hektischen Antwort unterbrach Wladimir das Telefonat.
»Wir müssen sofort zum Krankenhaus!«
»Was ist mit Karina?«
Er schaute mich an. »Sie lebt, das ist sicher, aber sie muss sich verändert haben. Die Leute dort stehen vor einem Rätsel. Gesprochen hat sie aber nicht wieder.«
Mehr sagte er nicht. Sekunden später waren wir bereits unterwegs…
***
Zum Glück hatte Wladimir die Sirene einsetzen können. So kamen wir einigermaßen gut durch den Moskauer Verkehr und erreichten in Rekordzeit das Krankenhaus.
Den Weg brauchte uns niemand zu erklären. Mit dem Lift fuhren wir hoch. Vor der Tür zur Intensivstation sahen wir Schwester Ludmilla, die leicht verstört aussah.
»Was ist passiert?« Wladimir fasste sie hart an der rechten Schulter.
»Es hat sich nichts verändert. Der Doktor ist da und beobachtet die Instrumente.«
»Gut.«
Auch Suko und ich drängten uns in den Raum hinein. Durch die große Scheibe blickten wir in den Nebenraum. Dort lag Karina so im Bett wie auch bei unserem ersten Besuch.
Äußerlich war keine Veränderung eingetreten, aber es hatte sich etwas in ihrem Innern verändert, und das hing mit ihrem Herzschlag zusammen, wie wir hörten.
Wir konnten es auf dem Monitor ablesen, und Wladimir fragte nach dem Grund.
Dr. Sorow hob die Schultern. »Es deutet alles darauf hin, dass sie eine innerliche Aufregung erlitt. Tja…«, er hob die Schultern, »… ich kann mir das auch alles nicht erklären. Von außen her gab es keinen Grund, der für eine Aufregung hätte sorgen können. Das muss sie mit sich selbst ausmachen. Aber kann sie das? Sie ist hilflos. Die Veränderung kommt mir wie ein Angriff vor.«
Wenn der Fachmann das so sagte, brauchten wir nicht zu zweifeln. Ich stand auch auf seiner Seite, aber mich interessierte das Motiv für diese Veränderung.
Schon einmal hätte sie sich verändert. Warum sollte sich dies nicht wiederholen?
Ich schaute den Arzt an und fragte mit leiser Stimme: »Würden Sie mich zu ihr lassen?«
»Ja, wenn Sie wollen.«
Wladimir sagte: »Ich gehe mit.«
»Gut, das kannst du.«
»Rechnen Sie damit, dass sich die Patientin wieder meldet?«
»Ja, Doktor. Auf eine bestimmt Weise schon. Vielleicht finden wir auch den Grund der Veränderung heraus. Und ich sage Ihnen, dass er nicht unbedingt ein medizinischer sein muss.«
»Ach - was dann?«
»Das möchte ich eben herausfinden.« Damit wich ich einer konkreten Antwort aus.
Suko blieb mit Dr. Sorow zurück. Wladimir und ich gingen in den Nebenraum.
Es war so still. Wir hörten Karina nicht atmen. Wladimir ballte die Hände zu Fäusten. Er litt am meisten, denn es ging um seine Partnerin, die er liebte.
Ich bemühte mich, sehr leise zu sein. Mein Blick ließ Karinas Gesicht nicht los. Auf meinem Rücken hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Karina sah noch immer aus wie eine mit offenen Augen schlafende Frau.
Und dann zuckte ich zusammen.
Ich spürte die Reaktion des Kreuzes!
Es war ein Kribbeln auf der Haut, wo es vor meiner Brust hing. Man konnte es nicht mit einem Wärmestoß vergleichen, wie ich ihn sonst kannte. Dieses Kribbeln war etwas Besonderes und ich sah es als eine Warnung an.
Wladimir war mein Verhalten aufgefallen.
»Was ist los, John?« Er fragte es, ohne Karina dabei aus den Augen zu lassen.
Für mich gab es keinen Grund, ihm die Wahrheit zu verschweigen.
»Ich kann es selbst kaum fassen, aber mein Kreuz hat reagiert.«
»Wieso?«
»Es ist jemand in der Nähe.«
»Aber nur
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