1567 - Der russische Rambo
Karina und Gogol aufgebaut haben, und genau das ist meinem Talisman aufgefallen. Verstehst du? Es hat den Feind erkannt. Das Kreuz spürt, dass etwas um uns herum ist, was uns verborgen bleibt. Uns beiden, Wladimir, nicht aber Karina. Aus diesem Grund hat sie auch sprechen können. Die Kraft des Kreuzes hat ihren Zustand aufgehoben.«
Wladimir fuhr wieder durch sein Haar. Er war nervös und ließ seihen Blick nicht von mir.
»Einverstanden?«, fragte ich leise.
»Auf was willst du hinaus?«
Jetzt kam es darauf an, ob Wladimir mitspielte.
»Ich möchte Karina direkt mit dem Kreuz konfrontieren. Vielleicht ist es mir möglich, die andere Seite zumindest zurückzudrängen.«
Er sagte nichts. Er sah mich nur an.
»Hast du mich verstanden?«
»Schon…« Er sprach mit dünner Stimme.
»Und wie stehst du dazu?«
»Ich habe Angst, John. Nicht um mich, sondern um Karina. Wenn ich daran denke, was alles passieren kann, wird mir ganz anders. Ich stehe hier wirklich neben mir und…«
»Es ist ein Versuch. Du weißt selbst, dass wir nie vor ungewöhnlichen Maßnahmen zurückgeschreckt sind.«
»Da ging es nicht um Karina. Das waren für mich stets fremde Personen und Feinde.«
»Schon richtig. Vergiss nur nicht, dass hier in der Nähe ebenfalls ein Feind lauert. Wobei ich nicht Karina meine. Nur das, was sie und uns umgibt.«
»Ja, ich verstehe.«
»Wir können uns auch wieder zurückziehen und abwarten, was noch alles mit ihr geschieht.«
Golenkow wischte sich den Schweiß von seiner Stirn. Er kämpfte noch immer mit sich. Er bewegte den Mund, ohne die Lippen zu öffnen. Imme wieder fuhr er durch sein Gesicht.
»Willst du denn die Formel sprechen und damit das Kreuz aktivieren?«
»Da sage ich nicht nein und nicht ja. Wir müssen abwarten, wie Karina reagiert und ob sie überhaupt reagiert. Das hängt alles in der Schwebe, das weißt du selbst.«
Wladimir sah mich an. Sein Lächeln missglückte dabei. »Wir haben es immer geschafft, nicht?«
»Bisher schon.«
»Dann tu es bitte! Ich will Karina nicht mehr lange so liegen sehen.«
Ich nickte. Ich war froh, dass er mir sein Einverständnis gegeben hatte, und warf einen letzten Blick in die Runde.
Nichts überstürzen, alles mit Bedacht tun.
Nach dieser Maxime holte ich schließlich das Kreuz hervor. Dabei schaute ich durch die Scheibe in den Nebenraum, und ich sah auch Suko. Er hatte alles mitbekommen und bewegte sich nicht.
Das Kreuz lag auf meiner Hand. Es gab einen sehr schwachen Wärmeimpuls ab.
»Spürst du was, John?«
»Willst du es fühlen?«
»Ja.«
Es war besser für Wladimir. Dies konnte sein Vertrauen in mich und das Kreuz nur verstärken.
»Es ist schon okay, John.«
»Danke.«
Es war wie so oft. Dieser große Test mit dem Kreuz, den ich immer wieder durchführen musste. Er war wie eine Tür, die zur Wahrheit hinführte. Nur musste ich verantwortlich damit umgehen.
Das Pendel konnte dabei zur positiven, aber auch zur negativen Seite hin ausschlagen.
Ich hatte mir auch einen Plan zurechtgelegt, denn ich musste den Test behutsam angehen.
Ich beugte mich über Karina. Das Kreuz hielt ich in der rechten Hand, aber ich legte es nicht auf ihren Körper. Noch wollte ich jede Berührung vermeiden.
Es war auch die Frage, ob sie die Nähe des Kreuzes spürte, was dann bei ihr eine Reaktion auslöste.
Ich ließ meinen Talisman dicht über den Körper schweben und führte ihn vorsichtig auf das Gesicht zu.
Es war der Moment, der sich mit einer atemlosen Spannung füllte.
Aber das Kreuz sank nicht auf ihre Haut. Noch schwebte es über ihrer Stirn. Es war gut, dass ich mich so weit vorgebeugt hatte, denn plötzlich sah ich eine Reaktion.
Wieder zuckten ihre Mundwinkel.
Auch Wladimir hatte es gesehen.
»He, da tut sich was!«
Ich ließ mich nicht ablenken und konzentrierte mich auf ihre Augen, um zu sehen, ob es dort zu einer Veränderung kam, was jedoch noch nicht der Fall war.
Für mich allerdings war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich das volle Risiko einging.
Ich legte ihr das Kreuz auf die Stirn.
Noch in derselben Sekunde geschah es.
Karina Grischin riss den Mund auf, und ihr gellender Schrei wehte durch das Krankenzimmer…
***
Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet und zog das Kreuz wieder zurück, was Karina nicht zuließ. Ihre Hände schnellten nach oben und hielten das Kreuz so hart fest, als wollten sie es in die Haut auf der Stirn hineindrücken.
»John! Was hast du getan?«
»Nichts, nichts. Warte ab.«
Es fiel
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