1569 - Finale für Taurec
nicht weiter auf die Schwächen seines Partners an. Assu-Letel ließ sich in Einzelheiten über alle Hintergründe informieren, bevor er sich nach Sabhal begab, um sich seines Auftrags zu entledigen. Er wartete, bis Gesil in ihrem Lebensbereich allein und unbewacht war und es keine Zeugen der Entführung gab.
Gesil schöpfte keinen Verdacht, als Assu-Letel ihr Haus in der Gestalt eines Humanoiden betrat.
Sie fragte ihn nach seinem Begehr, aber er sagte nur: „Ich bin Assu-Letel." Dann betäubte er sie und begann Spuren zu legen, die auch nach strengster Prüfung keinen anderen Schluß zuließen als den, daß diese Frau sich hatte entscheiden müssen, mit einem Gesandten der Kosmokraten mitzugehen oder ihm ihre Tochter Eirene zu überlassen.
Nachdem dies getan war, flog Assu-Letel mit der geliehenen SYZZEL zurück nach Truillau, wo er die besinnungslose Gesil ihrem heimlichen Verehrer Taurec übergab. „Was ist mit der Tochter?" erkundigte sich Assu-Letel wie nebenbei. „Bist du an ihr nicht interessiert?"
„Doch ... vielleicht, das wird sich weisen. Zuerst möchte ich aber, daß du mir die jüngere Schwester dieser Frau bringst. Ihr Name ist Srimavo, und sie hält sich in der Galaxis Siom Som auf."
„Soll ich wieder auf dieselbe Art und Weise vorgehen?"
„Srimavo ist von etwas anderer Prägung. Sie ist zu einer Kämpferin und Rebellin geworden. Es kann sein, daß du um sie kämpfen mußt. Ich werde dir einige genormte Truillauer zur Verstärkung mitgeben."
Assu-Letel wehrte empört ab. „Wenn es darauf ankommt, verlasse ich mich lieber auf die Unterstützung der Hauri. Sie sind einem Fürsten des Hexameron in blindem Gehorsam ergeben."
Dieses Gespräch fand im Mai des Jahres 447 NGZ statt.
Als Assu-Letel zwei Monate später von dieser Mission aus Estartu zurückkam, überbrachte er Taurec eine Hiobsbotschaft. Er behauptete, Srimavo nicht mehr lebend vorgefunden zu haben. Sie sei bei einem Kampfeinsatz von Hauri, die nicht seinem, Assu-Letels, Befehl unterstanden, getötet worden, ohne daß er es hätte verhindern können.
Quartein, der Zeuge der Unterhaltung war, meinte, an Taurecs Reaktion erkennen zu können, daß er Assu-Letel diese Geschichte nicht glaubte. Er sprach es nicht aus, aber es war ihm deutlich anzumerken, daß er an Assu-Letels Mitschuld am Tod Srimavos dachte.
Und wenn Taurec, der ansonsten seinen Projektionskörper in allen Lebenslagen meisterhaft in der Gewalt hatte, solche Regungen zeigte, dann konnte man sicher sein, daß er sein Mißtrauen auch zeigen wollte.
Dies war eigentlich schon der Anfang vom Ende dieser unseligen Koalition, auch wenn sie dem Anschein nach noch Jahrhunderte währte.
*
Es kam immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Koalitionspartnern.
Assu-Letel warf Taurec vor, daß er ihm nicht wie versprochen eine Heimat und einen eigenen Machtbereich in diesem Universum zuteilte, sondern ihn lediglich zum befugnislosen Teilhaber degradierte.
Taurec seinerseits argumentierte wiederum damit, daß Assu-Letel zuwenig Engagement für die Zusammenarbeit erkennen lasse und zu sehr seine Eigeninteressen vertrete.
Der Kosmokrat bot dem Fürsten nicht nur einmal an, jederzeit gehen zu können, um seinen eigenen Machtbereich aufzubauen ?aber wenn er das täte, dann dürfe er ihm nicht in die Quere kommen.
Diesen endgültigen Schritt wagte Assu-Letel jedoch nicht. Er war offenbar zuwenig mit der Machtstruktur dieses Universums vertraut, wie etwa mit der Verflechtung von Einflußbereichen der Superintelligenzen, als daß er es sich zutraute, sich auf eigene Beine zu stellen.
Möglicherweise hatte er auch zu großen Respekt vor Taurec, und die Angst vor dessen Repressalien war größer als der Wunsch nach Eigenständigkeit. Aber dieser Wunsch blieb in all den Jahrhunderten in ihm wach. Nach außen hin war er Taurec ein loyaler Partner, doch für Quartein stand fest, daß der Fürst der Reinheit die erste günstige Gelegenheit ergreifen würde, Taurec zu übervorteilen.
Quartein sprach oft mit Taurec über seine Vorbehalte gegenüber Assu-Letel, aber Taurec verlachte ihn bloß. „Assu-Letel ist es gewohnt, im Kollektiv zu handeln", erklärte er. „Er ist unfähig, Eigeninitiative zu entwickeln. Und sollte er wirklich einmal einen Putsch wagen, dann wäre das für mich ein willkommener Vorwand, ihn endgültig auszuschalten. Dieses Risiko geht er aber so schnell nicht ein."
Als Quartein einmal auf den Tod von Srimavo zu sprechen kam, merkte er zu spät,
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