1573 - Grauen im Geisterschloss
Haus war eng. Wir mussten eine schmale Treppe hochgehen. An den Wänden hingen kleine Bilder, Fotos, die Porträts der Familie zeigten.
Auch ein Mann war oft auf den Fotos zu sehen.
In der ersten Etage lag unser Zimmer. Wir würden es gemeinsam benutzen müssen, denn die hinter uns gehende Frau erklärte uns, dass es der einzige Raum war, den sie vermietete.
»Schon gut«, sagte ich.
Jenny grinste nur, und wenig später konnten wir beide staunen, weil wir uns über die Größe des Zimmers wunderten.
Rosa Rowland lachte, bevor sie sagte: »So wie Sie reagieren viele Leute, aber die Erklärung ist ganz einfach. Als mein Mann noch lebte, haben wir hier oben umgebaut. Aus drei kleinen Zimmern haben wir ein großes gemacht. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.«
»Ja, da kann man nicht meckern«, sagte Jenny und schob sich über die Schwelle. Sie deutete auf einen Vorhang. »Was finden wir dahinter?«
»Eine Dusche. Die Toilette befindet sich leider auf dem Flur. Wenn Sie nach rechts gehen, dann ist es die kleine Tür. Aber duschen können Sie schon hier.«
Sie reichte uns noch einen Schlüssel, dann sagte Mrs. Rowland: »Ich werde Sie jetzt allein lassen. Sollten Sie irgendwelche Fragen haben, ich stehe gern zur Verfügung.«
»Ist schon okay.«
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, schaute ich mich um. Das Zimmer war groß. Ein Doppelbett stand dort, ein großer Schrank mit zwei Türen war auch vorhanden, und es war sogar noch Platz für einen Tisch mit zwei Stühlen.
Die Fenster allerdings hatte man recht klein gelassen. Mein Blick fiel auf die Rückseite des Hauses und schweifte über ein Gelände, das früher mal ein Garten gewesen war.
Ich drehte mich um, weil ich meine Begleiterin etwas fragen wollte, aber sie war nicht da. Bevor ich sie rufen konnte, hörte ich sie hinter dem Vorhang.
»Das solltest du dir mal anschauen, John.«
Ich ging zu ihr.
Sie musste nichts mehr sagen, ich lächelte von allein. Eine Hälfte, die leicht abschüssig war, bestand aus Fliesen: Es gab einen Ablauf, und in die Decke war die Duschbrause eingelassen worden. Wer unter ihr stand, konnte das Gefühl haben, in einen Platzregen geraten zu sein.
Ich lachte und sagte: »Man lernt immer wieder was Neues kennen.«
»Stimmt.« Jenny schaute mich an. »Willst du eine Dusche nehmen?«
»Nein, nicht jetzt.«
»Aber ich«, sagte sie. »Die Vorgänge haben mich regelrecht erschüttert. Ich spüre noch den kalten Schweiß auf der Haut. Den muss ich einfach wegwaschen. Es dauert auch nicht lange.«
»Egal, lass dir ruhig Zeit.«
Aus der Tasche holte sie ihren Kulturbeutel, lächelte mich im Vorbeigehen an und verschwand hinter dem Vorhang, wo sie sich auch auszog. Neben der Dusche stand noch ein Schemel, auf den sie ihre Kleidung legen konnte.
Wenig später hörte ich es klatschen, als die Wasserstrahlen nach unten fielen. Aber da stand ich bereits am Fenster und hatte es auch geöffnet, um mich umzuschauen.
Mein Blick fiel über die Bäume hinweg und in den Ort hinein. Aber auch bis zu den sanften grünen Hängen außerhalb. Es sah alles so normal aus, nichts hatte sich verändert, was mir nur recht war, und ich atmete die frische Luft ein.
Sie war wirklich klar, sogar klarer, als ich sie noch vor einer Stunde erlebt hatte. Zumindest kam es mir so vor.
Ich war etwas irritiert und suchte nach dem richtigen Ausdruck. Vielleicht hätte man sie als gläsern bezeichnen können, obwohl sie normal zu atmen war.
In meiner Laufbahn hatte ich schon viele schnelle Veränderungen erlebt, sodass ich sie nicht so leicht überging. Es war oft genug der Fall gewesen, dass sich irgendwelche unheimlichen Vorgänge dadurch angekündigt hatten.
Mein Misstrauen war so stark, dass ich nach meinem Kreuz tastete, um nach einer Erwärmung zu fühlen.
Nein, da tat sich nichts.
Ich sah weiterhin in diese Klarheit hinein und sagte mir, dass es möglicherweise erst der Beginn einer Veränderung war. Wie oft hatten wir über das geheimnisvolle Schloss gesprochen, von dem angeblich niemand etwas gehört hatte.
Und jetzt?
Ich erwartete, dass irgendetwas geschehen würde. Da stimmten schon die Vorzeichen, während hinter mir das Rauschen des Wassers verstummt war. Dafür hörte ich Jenny Hollands Stimme.
»Kannst du mir einen Gefallen tun, John?«
Ich drehte mich vom Fenster weg. »Welchen?«
»In meiner Tasche befindet sich ein Handtuch. Ich habe es vergessen. Bitte, bring es mir.«
Über meine Lippen huschte ein Lächeln. Das war wie eine
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