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1573 - Grauen im Geisterschloss

1573 - Grauen im Geisterschloss

Titel: 1573 - Grauen im Geisterschloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kann. Was ist das nur? Ist der Ort verflucht? Erst der grauenhafte Mord in Mr. Mortons Praxis. Und jetzt ich, wobei ich nicht einmal weiß, was das alles soll. Was hat mich da gepackt?«
    »Es ist besser, wenn Sie sich hinlegen«, wiederholte ich. »Und tun Sie nichts.«
    Rosa Rowland legte sich tatsächlich zurück. Ihr Kopf drückte das Kissen ein. Sie stand noch immer unter dem Eindruck dieser wahnsinnigen Angst, die ihr Inneres zusammenpresste. Ein halb offener Mund entließ den Atem mit einem Pfeifgeräusch. Sie schien in der knappen Zeit um einige Jahre gealtert zu sein. Das konnte aber auch an der Blässe des Gesichts liegen.
    Es wäre unter Umständen besser gewesen, wenn einer von uns bei ihr geblieben wäre, aber wir mussten raus und nicht nur nach diesem rätselhaften Schloss schauen, sondern auch nach den anderen Leuten, die hier wohnten.
    Auch Jenny Holland dachte so. Sie nickte mir zu, und in ihren Augen stand die Aufforderung, ihr wieder nach draußen zu folgen.
    Ich wollte Mrs. Rowland noch ein paar tröstende Worte sagen, als sich die Dinge abermals auf eine schaurige Weise änderten.
    Es begann mit dem leisen Schrei, den Mrs. Rowland ausstieß. Sofort schauten wir sie an.
    Sie hatte beide Arme angehoben und sie nach vorn gestreckt. Auch ihr Gesichtsausdruck war ein anderer geworden. Die Angst darin war verschwunden, dafür fiel uns das Staunen auf, das ich so bei einem Menschen selten gesehen hatte.
    »Was ist mit Ihnen passiert?«, fragte ich.
    Ihr Staunen blieb bestehen. Aber sie sprach und gab eine Erklärung ab, die uns verwunderte.
    »Hört ihr es nicht?«
    »Was sollen wir hören?«
    »Das Weinen…«
    Jenny und ich schauten uns an. Beide hoben wir die Schultern, und ich fragte: »Welches Weinen?«
    »Das der Kinder!«
    »Was soll das denn?«, flüsterte Jenny Holland. »Kinder? Ich höre keine Kinder!«
    So radikal wollte ich nicht sein, denn ich glaubte nicht, dass sich die Frau etwas eingebildet hatte. Sie stand noch immer mit beiden Beinen auf dem Boden.
    »Ja, sie weinen. Sie haben Angst. O nein, das ist so fürchterlich. So grausam!«
    Ich wollte sie weiter befragen, als sich auch bei mir alles veränderte.
    Plötzlich waren die Stimmen in meinem Kopf. Sie konnten durchaus Kindern gehören, und ich verspürte auch den ersten Wärmestoß meines Kreuzes.
    »Sie haben recht, Rosa, ich höre sie jetzt auch. Und welche Kinder sind das?«
    »Sie leben nicht mehr. Sie sind tot. Ja, sie sind alle tot. Es ist die Angst der Kinder vor dem Sterben…«
    ***
    Das waren schon Worte, die mich aufrüttelten. Ich hatte das Gefühl, als ob mir eine eiskalte Hand über den Rücken kriechen würde, und schien innerlich zu vereisen.
    »Du hörst sie, nicht?«
    Ich nickte Jenny Holland zu.
    »Und weiter?«
    »Keine Ahnung. Wir müssen Rosa fragen. Sie wird hoffentlich die Antwort wissen.«
    Rosa Rowland hatte ihre Arme wieder sinken lassen. Sie lagen jetzt neben ihrem Körper. Zum Glück hatte sie sich ein wenig beruhigt.
    Ich setzte mich auf die Bettkante. So schwebte ich nicht wie ein Schatten über ihr.
    »Gut, Mrs. Rowland, auch ich habe die Kinder weinen gehört. Aber wer sind sie? Und wo sind sie?« .
    »Tot«, gab sie die flüsternde Antwort. »Sie sind alle tot. Man hat sie grausam geopfert. Keines lebt mehr.«
    Ich glaubte ihr und fragte weiter: »Wann war das? Können Sie uns darüber etwas sagen?«
    Sie lachte krächzend auf. »Das liegt weit, weit zurück. Im Mittelalter ist es passiert.«
    »Gab es damals hier ein Schloss?«
    »Kann sein. Aber das ist nicht so wichtig. Hier lebte damals ein widerlicher Mensch. Man hat ihn den Schänder genannt.«
    »Warum?«
    »Weil er sich an Kindern verging. Er holte sie zu sich, und irgendwann waren sie nicht mehr am Leben. Man sagte ihm sogar nach, dass er den armen Menschen ihre Kinder abgekauft hätte, um sie für seine widerlichen Taten zu missbrauchen.«
    »Und wie kam er um?«
    »Das weiß ich nicht. Die Legende erzählt, dass er einen schrecklichen Tod erlitten haben muss. Aber es heißt auch, dass er zurückkommen wird. Er muss einen Pakt mit dem Leibhaftigen geschlossen haben. So erzählte man sich.«
    »Kennen Sie seinen Namen?«
    »Nein, nur den Schänder. Aber man erzählt sich, dass er ein Adeliger gewesen sein soll. Er hat auch andere Menschen zu sich eingeladen, die den gleichen Vorlieben nachgingen. So etwas gab es schon immer. Nicht nur heute. Und jetzt höre ich die Kinder weinen. Sie finden keine Ruhe. Sie geistern herum. Ihre Seelen sind -

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