1575 - Luzifers Angriff
ich grinsend.
»Wir werden sehen, John.«
Es war gar nicht so einfach, bis zur Kirche durchzukommen. Die verfilzten Büsche und Sträucher erwiesen sich als zäh, und sie mussten von uns förmlich zur Seite geschoben oder getreten werden.
Hinzu kam, dass wir uns vorgenommen hatten, nicht zu viel Lärm zu verursachen, denn wir wussten nicht, ob der Gegner schon da war und wo er dann lauerte.
Meinen Erfahrungen nach würde er schon auf mich warten. Denn umsonst hatte er mir diesen Ort nicht gezeigt, an dem er sich verbergen konnte, wenn er wieder einmal zugeschlagen und einen Menschen für die Hölle gewonnen hatte.
Dicke Baumstämme mussten wir nur selten umgehen. Ich wusste von dem Bild, das mir erschienen war, dass einige von ihnen nahe der alten Kirche wuchsen, von der wir leider noch nichts entdeckt hatten.
Wir mussten einfach noch näher ran.
Und das klappte auch.
Es vergingen noch mal zehn Minuten, da bekamen wir unser Ziel zu sehen.
Noch war nur wenig von der Kirche zu erkennen, aber der hohe Zwiebelturm in der Mitte fiel mir schon auf, und auch Stephan hatte ihn entdeckt.
»Das ist es doch«, sagte er.
Sein Optimismus war zwar verständlich, in diesem Fall allerdings unangebracht. Ich hielt ihn deshalb zurück und wies ihn noch mal darauf hin, wer dort auf uns warten konnte.
»Ich will keine Pferde scheu machen, aber dieser abtrünnige Priester ist sicher mehr als gefährlich. Bei seinem ersten Angriff hast du Glück gehabt. Ein zweiter wird nicht so harmlos sein.«
»Okay, ich werde daran denken.«
»Dann lass mich vorgehen.«
Er nickte.
Ich hatte das Kreuz jetzt offen vor meiner Brust hängen. Sollte es zu einer Konfrontation mit dem umgedrehten Priester kommen, wollte ich gewappnet sein, um seinen Angriff zumindest abzuwehren.
Es ging alles glatt. Schon bald sahen wir mehr von der Kirche und entdeckten auch die Eingangstür.
Ich sah, dass die orthodoxe Kirche aus Holz errichtet worden war, und wunderte mich einen Moment darüber. Aber das war jetzt Nebensache.
Auch die nahen Bäume mit dem gebogenen Geäst fielen mir auf, aber es gab keine Bewegung in der Nähe der recht kleinen Kirche.
Das Gelände vor dem Eingang lag frei. Da schien sich die Natur gefürchtet zu haben, weiter zu wachsen. Uns hatte sie damit einen Gefallen getan.
Stephan war wieder an meiner Seite.
»Sieht ja recht günstig für uns aus«, flüsterte er. »Ich sehe niemanden.«
»Sei dir da nicht so sicher.«
»Du meinst, dass er in der Kirche steckt?«
Ich nickte.
»Und wie stellen wir es dann an? Gehen wir das Ziel von vorn an oder besser von der Rückseite?«
»Ich denke, wir sollten die Kirche erst mal umrunden. Danach sehen wir weiter.«
»Du bist der Chef.«
Ich winkte nur ab.
Aber unser Plan wurde verzögert, denn beide hörten wir ein Geräusch.
Es war ein tiefes Stöhnen, das nur ein Mensch abgeben konnte, der unter großen Qualen litt.
Ich spitzte die Ohren. Ich wollte erst einmal die Richtung herausfinden, aus der das Geräusch kam.
Wenig später schauten wir beide nach links, wo jenseits der freien Fläche hohes Buschwerk wucherte.
»Hat sich dort jemand versteckt, John?«
»Wenn ja, dann geht es ihm schlecht.«
»Denke ich auch.«
Es gefiel mir nicht, was ich hier sah. Es war einfach zu still, und ich ging davon aus, dass man uns hier eine Falle gestellt hatte.
Wir warteten noch einen Moment ab. Das Stöhnen hörte nicht auf.
Wir liefen geduckt los. Es war jetzt egal, dass wir unsere schützende Deckung verlassen mussten. Die Quelle des Geräusches herauszufinden war vordringlich, weil wir auch von der Kirche her mit einer Gefahr rechneten.
Zuerst mussten wir hohe Gräser zur Seite räumen, bevor wir den Mann sahen. Seinen Blick, mit dem er uns anschaute, würde ich nie vergessen.
In den Augen lagen Hoffnungslosigkeit und die reine Verzweiflung. Aber das war noch nicht alles. Das Schlimmste stand uns noch bevor.
Als wir den Mann genauer anschauten, stellten wir fest, dass er zwar Arme hatte, die aber waren ihm auf den Rücken gedreht worden.
Erst die Geschwüre bei Paula und jetzt dies. Es gab keinen Zweifel mehr, dass sich der Abtrünnige in der Nähe aufhielt oder hier zumindest seine grausamen Spuren hinterlassen hatte…
***
Matthias spürte es. Es gab ein weiteres Problem. Das eine hatte er locker gelöst. Doch jetzt warnte ihn etwas. War man ihm schon auf der Spur?
Da gab es diesen Sinclair, der einfach nicht aufgab. Sein Ruf hatte sich in der Hölle herumgesprochen, und vor
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