1579 - Der Kopf des Dämons
eingeschlossen.
Wir schauten uns an.
Sekunden nur, dann war es mit der Stille vorbei. Wir hörten die fernen Schreie, und Glenda war die Erste, die einen Kommentar abgab.
»Das - das - war ein Anschlag. Terroristen…«
Ob die letzte Vermutung stimmte, stand noch nicht fest. Von der Hand zu weisen war sie nicht. Suko und mich hielt nichts mehr auf unseren Stühlen. Wir waren aufgesprungen und schauten in eine bestimmte Richtung, nach Norden hin, wo in knapp zweihundert Metern Entfernung die Bahnlinie verlief und noch weiter nördlich der St. James Park lag.
Aber dort war die Detonation nicht erfolgt. Dann hätten wir sie nicht so deutlich gehört.
Schon hörten wir das Jaulen der ersten Sirenen. Mir juckte es in den Füßen hinzulaufen, doch ich hielt mich zurück, weil ich keine Rettungsarbeiten behindern wollte. Es würde schließlich schon genügend Neugierige geben.
Vorbei war-es mit der guten Stimmung. Ich musste Glenda und Suko recht geben. Der Tag war erst zu Ende, wenn die Sonne sank.
Wir waren nicht die einzigen Gäste, die etwas gehört hatten. Auch an anderen Tischen saß niemand mehr, und aus dem Lokal lief Luigi und schüttelte wild den Kopf.
Luigi hatte viele Gäste, die beim Yard arbeiteten. Auch die Kollegen am Nebentisch, die zur Verwaltung gehörten. Einer telefonierte, ein zweiter sprach von einem Terroranschlag, und noch immer gaben zahlreiche Sirenen ihre schaurige Musik ab.
Was war zu tun? Was konnten wir tun oder verändern?
Nichts, gar nichts. Wir konnten die Zeit nicht zurückschrauben und würden nur über die Folgen hören. Es war bei dieser Wucht davon auszugehen, dass es Tote gegeben hatte, und davon sprach auch Glenda mit leiser Stimme und schüttelte den Kopf.
»Das ist ja grauenhaft.« Sie senkte den Blick. »Und so etwas passiert trotz der vielen Überwachungskameras. Ich kann es einfach nicht fassen.«
Da Luigi in der Nähe stand, zahlte ich die Rechnung. Ich hatte im Kopf in etwa überschlagen, was es kostete, und Luigi war mit der Summe zufrieden. Eine genaue Abrechnung würde er mir noch zukommen lassen.
»Beginnt jetzt wieder die Zeit des Zitterns, Signore Sinclair? Die Angst vor weiteren Terrorakten?«
»Ich hoffe nicht. Leider können wir es auch nicht ganz ausschließen.«
»Und was kann man tun?«
»Wir wohl nichts.«
»Ist nicht Ihr Fall, nicht?«
»Sie sagen es.«
Es wurde Zeit für uns, dass wir zurück ins Büro kamen. Dort würden wir uns erkundigen, was wirklich geschehen war. Die entsprechenden Verbindungen kannten wir.
Unsere Gesichter zeigten einen anderen Ausdruck, als wir uns auf den Rückweg machten. Wir hatten die Halle des Yard kaum betreten, als wir erfuhren, was passiert war.
Wir spürten die Aufregung der Kollegen. Es waren bereits erste Nachrichten eingetroffen. In einem Bus war eine Bombe explodiert. Ein Selbstmordattentäter hatte auch andere Menschen, Unschuldige, mit in den Tod gerissen. Die Anzahl der Toten stand noch nicht fest. Verletzte hatte es auch gegeben, und man hoffte, dass sie später etwas würden berichten können.
Auch wenn wir persönlich nichts mit der Aufklärung der Anschläge zu tun hatten, so trafen sie uns doch hart. Ich konnte mit diesen Erklärungen der Terrorgruppen nichts anfangen. Das war für mich alles zu irreal und zu weit entfernt.
Selbst im Büro war es schwer für uns, die Sprache wiederzufinden. Wir saßen da, schauten uns an und waren einfach nur entsetzt.
Welch ein Tag…
***
Alex lenkte seinen kleinen Ford Ka aus der Tiefgarage, die sich nicht weit vom Studio entfernt befand und wo drei Parktaschen für die Firma reserviert waren, die teuer bezahlt werden mussten, als er die Detonation hörte.
Gedanklich war er bei dem gewesen, was er mit Patricia Wells erlebt hatte. Ihr Anfall, ihre Warnung vor dem Tod, der unterwegs sein sollte.
Er hatte sie nicht ernst genommen und alles für ziemlich übertrieben gehalten, doch das sah jetzt anders aus.
Das Echo der Detonation klang noch in seinen Ohren, als er die Zufahrt verließ und sich in den Verkehr einreihte. Das klappte hier noch, aber an der nächsten Kreuzung war Schluss. Da stauten sich bereits die Fahrzeuge, und er hörte die Sirenen mehrerer Rettungsfahrzeuge.
Alex stieg aus.
Das hatten auch andere Fahrer und Fahrerinnen getan. Niemand wusste genau, was geschehen war, aber in den Gesichtern stand der Ausdruck der Angst zu lesen. Obwohl es noch niemand aussprach, dachten die Menschen natürlich an die letzten Terroranschläge, bei denen
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