1580 - Das Zombie-Schiff
beiden Handflächen über den beigefarbenen Pullover, den er zur schwarzen Hose trug. »Sein Zustand hat sich stabilisiert. Ich habe vor knapp zehn Minuten noch mit meiner Frau gesprochen, die sich bei Robby aufhält. Sie teilte mir auch mit, dass die Ärzte mit Robby zufrieden wären.«
»Na das hört sich doch gut an.«
»Ja, Bill, ich kann nur hoffen, dass es so bleibt.« Er wandte sich an uns beide. »Werden Sie auch zum Krankenhaus fahren?«
»Sicher«, antwortete ich. »Aber zuvor möchten wir uns hier das Zimmer Ihres Sohnes näher anschauen, wenn es denn möglich ist.«
»Selbstverständlich. Kommen Sie bitte mit. Ich habe alles so gelassen, wie es war.«
»Das ist gut.«
Wir folgten dem Mann in die Tiefe des Hauses hinein. Über eine breite Treppe aus Holz, die nach frischer Farbe roch, gelangten wir in die erste Etage.
Hier gab es mehrere Zimmer. Die Türen gingen von eine geräumigen viereckigen Diele ab. Alle Türen waren geschlossen, und Bruce Clair ging auf eine bestimmte zu.
Bevor er sie öffnete, sahen wir sein Zögern. Ich hatte den Eindruck, dass sich der Mann erst noch fassen musste.
Uns erwartete keine Überraschung. Ein leeres Zimmer, aber ich sah sofort, dass Clair junior ein Fan dieser Ballerspiele war. Ein Regal war gefüllt damit. Ob alle Spiele zu diesem Genre gehörten, war nicht zu erkennen, ich glaubte es auch nicht.
Über dem Bett an der Wand hingen Poster, deren Motive für Kinder nicht eben geeignet waren, aber das waren alles Nebensächlichkeiten.
Mich interessierten der Computer und der neben ihm liegende Degen.
Dem Hausherr war mein Blick aufgefallen. »Ja, Mr. Sinclair, das ist die Waffe, die mein Sohn aus der Vergangenheit mitgebracht hat und die auch in seiner Schulter steckte.«
»Kaum zu glauben«, murmelte ich.
»Aber es gibt keine andere Erklärung.«
»Ich glaube Ihnen ja.«
»Hier wird der Degen wohl nicht bleiben können«, sagte Clair. »Ich denke mir, dass sich die Polizei dafür interessieren wird. Je nachdem, ob der Vorfall hier gemeldet wird.«
»Das ist möglich.« Ich kümmerte mich um den Computer. »Und hier hat Ihr Sohn gesessen, als es passierte?«
»Genau auf diesem Stuhl.«
»Wobei das Spiel, mit dem er sich beschäftigte, nichts mit dem Erlebnis zu tun hat«, sagte Bill.
Ich drehte mich zu ihm um. »Bist du dir da sicher?«
»Ja. Ich selbst habe es kontrolliert. Dieses Spiel hier drehte sich um Juri, einen Killer, der alles aus dem Weg räumt, was ihm in die Quere kommt. Das ist schon pervers.«
»Aber bei den Jugendlichen wohl in«, meinte Bruce Clair und hob die Schultern.
Wenn Bill sagte, dass dieses Spiel nichts mit dem Vorgang zu tun hatte, wollte ich ihm schon glauben. Umso mehr interessierte mich der alte Degen.
Ich berührte ihn noch nicht, sondern blickte nur auf ihn nieder. Die braunen Flecken an der Spitze der rostigen Klinge fielen mir schon auf.
Das konnte nur das getrocknete Blut des Jungen sein. Direkt danach fragen wollte ich nicht, aber ich hatte vor, den Degen in die Hand zu nehmen.
Unter dem runden Handschutz befand sich der Griff, und meine Hand näherte sich ihm bereits, als ich das Ziehen auf meiner Brust spürte.
Das Kreuz!
Sofort zog ich mich etwas zurück. Bill war meine Bewegung aufgefallen, weil sie sehr plötzlich erfolgt war. »Was ist los?«
Als Antwort deutete ich mit dem rechten Zeigefinger auf meine Brust, sodass er sofort Bescheid wusste. Ich wollte das Kreuz und dessen Reaktion nicht im Beisein des Hausbesitzers erwähnen.
Aber auch Bruce Clair war mein Zögern aufgefallen.
»Ist etwas mit der Waffe?«
»Nein, nein, keine Sorge.«
»Sie können den Degen ruhig nehmen.«
»Natürlich.« Ich war bewusst sehr einsilbig, weil ich noch nachdenken musste. Lag es an der Waffe, dass mein Kreuz so reagiert hatte, oder war in der Umgebung eine Veränderung eingetreten? Das hatte ich noch nicht herausfinden können.
Am liebsten wäre ich allein gewesen, doch ich konnte Bruce Clair in seinem eigenen Haus nicht wegschicken.
»Irgendetwas ist doch nicht wie sonst, Mr. Sinclair. Sie verhalten sich seltsam.«
»Ich denke nur nach. Das Blut an der Spitze…«
»Ja, es stammt von meinem Sohn.«
»Okay.« Ich durfte nicht mehr länger zögern. Wieder näherte sich meine Hand dem Degengriff, und erneut spürte ich die Reaktion meines Kreuzes, obwohl ich die Waffe noch nicht berührt hatte.
Das geschah Sekunden später. Ich umfasste das Metall und rechnete mit einer heftigen Reaktion des Kreuzes, die aber
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