1581 - Ekel
setzte auf die Urkraft der Hölle.
Dagegen stand ich.
Und was besaß ich als Waffe?
Mein Kreuz. Einfach nur mein Kreuz, das mich in diesen Augenblicken im Stich ließ. Das Kreuz hatte es zu Zeiten der Geburt des Bösen noch nicht gegeben, und das machte es mir dadurch klar, dass es nicht den geringsten Wärmestoß abgab.
Wäre Eva eine Dämonin gewesen wie zum Beispiel eine Kreatur der Finsternis, hätte es anders ausgesehen, aber sie war noch zu sehr Mensch und möglicherweise erst auf dem Weg in ein höllisches Dasein.
Während ich noch nachdachte, kümmerte sich Suko um die fünf Schlangen. Es war für ihn alles andere als einfach, die fünf Frauen zu retten, denn die Tiere waren schnell und wendig. Zudem schienen sie die Gefahr zu ahnen, verkrochen sich unter den Liegen, und die Schlangen, die noch an den künstlichen Bäumen hingen, bewiesen, dass sie nicht mehr schliefen, denn ihre unterschiedlich großen und dicken Körper bewegten sich. Es war klar, auf welche Ziele sie fixiert sein würden.
Durch eine laute Bemerkung warnte ich Suko, der für einen Moment zu mir herüber schaute und meine Handbewegung sah. In meine Warnung hinein hörte ich das scharfe Lachen der Frau.
Suko kam allein zurecht. Ich musste mich um Eva kümmern.
»He, du stehst ja immer noch da, du Held. Komm her - auch mit deinem nutzlosen Kreuz. Ich werde darauf spucken. Ich bin die Herrin, nicht du der Herr.«
Auch wenn ich es drehte und wendete, ich sah keine andere Möglichkeit, hier aufzuräumen. Ich musste mich der Gegenkraft direkt stellen, und das war etwas, was ich nur ungern tat. Nicht, weil ich mich von meinem Kreuz im Stich gelassen fühlte, es ging mir einzig und allein um die Entfernung. In diese runde Schlangengrube hineinzuspringen ging mir gegen den Strich. Ich hatte inzwischen das Gefühl, dass meine Beine zu Blei geworden waren, und so schleiften die Sohlen über den Boden. Auf dem kurzen Stück bis zum Rand des Pools zog ich meine Beretta. Es war ein Test, denn ich wollte wissen, wie die Frau darauf reagierte. Gar nicht.
Soweit es der Mund zuließ, verzog sie die Lippen zu einem mokanten Lächeln, und danach presste sie einige Worte hervor, die nur schwer zu verstehen waren.
»Du hast nicht die geringste Chance, mein Freund. Niemand kann die Hölle besiegen. Das sollte dir klar sein. Aber wenn du es versuchen willst, dann musst du schon zu mir kommen.«
»Im Lauf steckt eine geweihte Silberkugel, die dich vernichten wird.« Ich zielte jetzt auf ihre Stirn.
»Und? Wie soll es weitergehen?«
»Ganz einfach. Ich will, dass du aus diesem Schlangenbecken steigst.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Komm her, wenn du mich haben willst.«
Es blieb dabei. Aber ich wollte nicht in die ekelhafte Grube.
Was war, wenn ich sie durch die Kugel nur verletzte und sie zwischen den Schlangen hervorzog?
Suko kämpfte noch immer. Ich riskierte einen Blick und sah, dass er mit der Peitsche auf einen Frauenkörper schlug. Nicht ihn wollte er treffen, sondern die Schlange, und das schaffte er auch. Es war kein normales Tier, denn es veränderte augenblicklich seine Farbe.
Eine weniger!
Aber Eva gab es noch immer.
Nein, ich würde nicht in die Grube steigen. Das wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Ich musste es mit einer Kugel versuchen.
»Also gut«, sagte ich halblaut, »wenn nicht so, dann anders.«
Ich zielte auf den rechten Oberschenkel der Frau. Ich achtete in diesem Moment nur auf sie, und das war ein Fehler. Ich hätte meine unmittelbare Umgebung ebenfalls im Auge behalten sollen. Nun, ich hatte es nicht getan, und so hatte es eine der Schlangen geschafft, sich mir lautlos zu nähern. Sie war schon so dicht bei mir, dass sie meinen rechten Fuß umringein konnte.
Ich spürte die Bewegung, den leichten Druck, der sich zu einem Knoten zusammenzog, zuckte zusammen und trat mit dem freien Fuß nach dem Schlangenkörper.
Ich traf ihn auch, aber damit hatte es sich. Dass man auf einem Schlangenkörper auch ausrutschen kann, erlebte ich in diesem schrecklichen Augenblick.
Ich rutschte einfach weg und kippte dazu leider noch nach vorn, genau auf die Schlangengrube zu.
Dabei hallte mir das widerliche Gelächter der Schlangenfrau in den Ohren nach…
***
Ich hatte ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Ich fiel nach vorn und dachte daran, wie lang sich eine normale Sekunde hinziehen konnte.
Unter mir sah ich das widerliche Gewimmel, und zugleich schoss der Ekel in mir hoch.
Es gab kein Netz, das mich auffing.
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