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1584 - Seelenlos

1584 - Seelenlos

Titel: 1584 - Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihres Berichts.
    »Wo steckt dieser Alex Nicolic jetzt?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.«
    »Könnte Julia es wissen?«
    »Frag sie selbst.«
    Das tat ich auch, nur erhielt ich keine Antwort, die mir gefallen konnte. Wir hörten nur das hässlich klingende Lachen, das war alles. So merkten wir schnell, dass sie einfach nicht reden wollte, und das ärgerte mich. Denn mir war längst klar geworden, dass trotz der Veränderung, die mit ihr vorgegangen und die eigentlich recht harmlos schien, mehr dahintersteckte. Eine große Sache, bei der die Hölle Regie führte.
    Jane nickte mir zu. »Ich denke, John, wir sollten zu härteren Mitteln greifen.«
    Sie brauchte sich nicht genauer auszudrücken, ich wusste auch so, was sie meinte. Julia Marin war vom Bösen infiziert und übernommen worden, und deshalb hatte Janes Vorschlag darauf gezielt, dass ich den Kreuztest machen sollte.
    Julia war nicht direkt mit dem Bösen konfrontiert worden. Sie hatte nicht vor der Säule gestanden und das gesehen, was Jane aufgefallen war. Aber ein anderer Infizierter, dieser Alex Nicolic, hatte sie sich geholt.
    Ich warf Julia einen Blick zu. Sie schien gemerkt zu haben, dass sich etwas anbahnte, denn sie hatte den Kopf gedreht und suchte den Kontakt mit meinen Augen.
    Unterschiedlicher als bei uns konnten Blicke nicht sein. Meine waren normal, in ihren Augen war nur dieses gelbe Licht zu sehen, und das befand sich in ihrem gesamten Körper, wie Jane mir erklärt hatte.
    Sie sagte hastig, bevor ich nach meinem Kreuz fasste: »Denk daran, John, dass sie keine Seele mehr besitzt. Man hat sie ihr geraubt. Für mich ist sie kein normaler Mensch mehr. Ohne Seele gibt es bei ihr kein Gewissen mehr, keine Gefühle, sie ist einfach kalt.«
    Wie zur Bestätigung lachte mich Julia Marin an, und es war alles andere als ein nettes Lachen.
    Ich nickte ihr zu und sagte: »Ich denke, Julia, dass wir uns näher miteinander beschäftigen sollten.«
    »Hau ab!«
    »Nein, ich bleibe, und ich werde sogar einen Test mit dir durchziehen. Klar?« Sie spie aus.
    In diesen Momenten kam ich mir beinahe wie ein Exorzist vor. Ich war bereit, ihr das Böse auszutreiben. Was dabei mit ihr geschah, das stand noch in den Sternen.
    Allerdings war sie auf der Hut, denn sie beobachtete misstrauisch jede meiner Bewegungen, als ich das Kreuz hervorholte.
    Noch verdeckte ich es mit der Hand. Wenig später lag es frei, und sie konnte direkt darauf schauen.
    Der Schrei wurde tief in ihrer Kehle geboren. Den Laut hatte zwar ein Mensch abgegeben, doch er hatte nichts Menschliches mehr an sich. Er hätte auch von einem Tier stammen können, so brünstig und rau wehte er durch das Zimmer.
    Der Grund war mein Kreuz. Sie konnte es nur hassen. Etwas anderes kam für sie überhaupt nicht infrage.
    Nicht nur der Schrei sorgte für eine Veränderung, ihr Gesicht verzerrte sich dabei und verwandelte sich in eine regelrechte Grimasse. Da sprühte mir der blanke Hass entgegen. Doch das war ich gewohnt und nahm es locker hin.
    Ich ging einen Schritt auf sie zu.
    Julia riss ihren Mund weit auf. Er war mit diesem gelben Schein gefüllt. Sie röhrte mir eine Antwort entgegen, die allerdings nicht aus Worten bestand. In ihr kam das verborgene Tier zum Vorschein, oder das, was dieser furchtbare Basilisk innehatte. Das Böse aus den Tiefen der Urzeit.
    »Du bist ohne Seele«, sprach ich sie an. »Aber du bist nicht verloren. Du hast nichts dafür gekonnt, dass dich die Macht des Bösen übernommen hat. Ich möchte dich davon befreien und…«
    »Neiiinnnn…!« Ein schrecklicher Schrei gellte aus ihrem Mund. Zugleich verlor sie ihre starre Haltung. Im Sitzen warf sie sich von einer Seite auf die andere. Das Licht in ihren übergroßen Augen sah aus wie zwei grelle Sonnen und bewies mir, wie stark die Kraft in ihr tatsächlich war und dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.
    Sie sprang mich an, obwohl ich ihr das Kreuz entgegenstreckte. Irgendetwas musste in ihrem Kopf ausgerastet sein. Vielleicht hatte sie auch zu sehr auf ihre neue Kraft gesetzt und gehofft, dass sie gewinnen würde.
    Sie griff nicht nur nach meiner rechten Hand, sie berührte auch das Kreuz. Das war ihr Verderben.
    Beim ersten Kontakt schon kam es zur Gegenreaktion.
    Sie warf sich zurück und fiel zum Glück auf das Bett. Dort federte sie nach, blieb auch liegen, und so demonstrierte sie uns, was mit ihr geschehen war.
    Sie verging.
    Auch eine Seelenlose konnte verlieren, denn die Kraft, die in ihr gesteckt hatte, wollte sie

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