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1586 - Leichenräuber

1586 - Leichenräuber

Titel: 1586 - Leichenräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Und welchen Grund hast du für deine Anwesenheit?«
    Shini lachte kurz. Dabei bewegte sich die Haut in ihrem Gesicht. Sogar die dunklen Ränder unter ihren Augen machten die Bewegungen mit.
    »Schau mich doch an. Gehöre ich nicht in diese Welt?«
    Shao ließ sich Zeit. Dann nickte sie.
    »Ja, im Prinzip schon. Du passt hierher. Wie nennt ihr euch? Grufties? Schwarze? Oder Menschen, die das Jenseits lieben und sich bereits im Diesseits darauf vorbereiten? Liege ich da richtig?«
    »Nein, nur indirekt.«
    »Dann kläre mich auf.«
    Shini reckte ihr Kinn vor. »Warum sollte ich das?«
    »Ganz einfach. Weil ich es will. So ist das nun mal. Und dabei bleibt es auch.«
    »Du nimmst dir verdammt viel raus.«
    »So bin ich nun mal.«
    »Sag mir lieber, was du hier suchst«, blaffte sie Shao an. »Es ist doch nicht normal, dass jemand wie du über einen Totenacker geht. Dazu noch in der Dunkelheit.«
    »Ich mag Friedhöfe.«
    »Habe dich aber nie hier gesehen.«
    »Dieser stand bisher nicht auf meiner Liste.«
    »Aha.« Shini nickte. Dabei war ihr anzusehen, dass sie Shao nicht glaubte.
    »Und jetzt bin ich da«, sagte Shao.
    »Ich nehme mal an, dass du dich hier auskennst.«
    »Kann sein.«
    »Das ist wunderbar.«
    »Warum?«
    »Dann kannst du mir vielleicht helfen«, sagte Shao.
    »Ich?« Shini lachte. »Warum sollte ich das?« Dann schnippte sie mit den Fingern. »Aber du hast recht, wenn ich näher darüber nachdenke. Ich kann dir helfen.«
    »Umso besser…«
    »He, sei nicht so voreilig. Ich bin noch nicht am Ende. Ich kann dir dabei helfen, den Friedhof wieder zu verlassen. Verstehst du?«
    »Ich bin nicht taub.«
    »Umso besser, Shao. Deshalb würde ich dir raten, dass du abhaust. Du solltest lieber verschwinden. Du kannst ja morgen wiederkommen, wenn es hell ist. Aber in der Dunkelheit ist dieser Ort kein Platz für dich.«
    »Und warum nicht?«
    Shini kam einen Schritt auf Shao zu. »Ganz einfach: weil es gefährlich ist.«
    Shao gestattete sich ein leises Lachen. »Gefährlich? Steigen vielleicht die Toten als Zombies aus ihren Gräbern, um sich die Lebenden zu holen? Ist es das, worauf du mich aufmerksam machen willst? Übernehmen die lebenden Toten die Macht?«
    »Damit sollte man nicht scherzen.«
    »Das tue ich auch nicht.«
    Shini verengte ihre Augen. »Hört sich an, als würdest du sogar daran glauben.«
    »Kann sein.«
    »Und wieso?«
    Shao winkte lässig ab. »Das hat verschiedene Gründe. Es ist zudem kein Vergnügen, hier über den Friedhof zu laufen.«
    »Warum tust du es dann?«
    »Es gibt Gründe.«
    »Dann lass hören.«
    »Kennst du einen gewissen Peter Bloom?«, fragte Shao. »Sagt dir der Name etwas?«
    Bisher hatte sich Shini recht selbstsicher gegeben. Damit war es jetzt von einem Moment zum anderen vorbei. Ihr Gesicht nahm einen schon bösartigen Ausdruck an.
    »Was willst du von ihm?«, zischte sie.
    »Aha, dann kennst du ihn?«
    »Kann man wohl sagen.«
    Shaos Stimme klang jetzt sehr ernst, als sie sagte: »Wenn du ihn kennst, ist dir vielleicht auch bekannt, was mit ihm geschehen ist?«
    Shini verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Was denn?«, fragte sie.
    Shao glaubte ihr nicht. Das Mädchen wusste sicherlich Bescheid und spielte hier nur Theater.
    »Er ist tot.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Und woher weißt du das?«
    »Das bleibt mein Geheimnis.«
    »Hast du ihn denn gesehen?«
    Shao nickte. »Habe ich.«
    »Und wo war das?«
    Es waren normale Fragen. Sie passten Shao trotzdem nicht, weil sie weiterhin davon ausging, dass Shini durchaus Bescheid wusste und ihr nur etwas vormachte. Die Chinesin dachte auch darüber nach, ob sie Shini nicht mit dem Vorhandensein der Ghouls konfrontieren sollte. Sie entschied sich dagegen, da es ihr einfach noch zu früh erschien.
    »He, ich will eine Antwort.«
    »Er liegt in der Leichenhalle.«
    Shini sagte nichts mehr. Sie presste für einen Moment die Lippen hart zusammen. Dieser Reaktion entnahm Shao, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Nein.« Shini schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht. Wie ist er dort hingekommen? Ist er selbst hineingegangen und hat sich dann umgebracht? Hatte er auch Sehnsucht nach dem Jenseits? Ein kleiner Selbstmord und so?«
    »Du liegst falsch. Er wurde umgebracht. Und er bietet wohl kein schönes Bild.«
    Shini winkte ab. »Ach, das sagst du nur, weil du keine Toten magst.«
    »Und das ist bei dir anders?«
    »Klar.«
    Shao schoss ein verrückter Gedanke durch den Kopf.

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