1588 - Das Horror-Grab
großes Geheimnis geben.
Er streckte die Beine aus, trank danach sein Glas fast leer und war noch immer nicht zu einer Entscheidung gekommen. Wie sollte er sich verhalten?
Vielleicht sollte er einfach nur abwarten. Alles andere würde sich ergeben. Er vertraute seinem Schicksal, das ihn bisher immer gut geleitet hatte. Und er wollte versuchen, sich so zu benehmen wie immer.
Nicht zeigen, dass sich etwas verändert hatte, auch wenn es ihm schwerfiel. Es konnte auch sein, dass sich später alles als harmlos herausstellte und ihm seine Augen und auch die Nerven wirklich einen Streich gespielt hatten.
Es war ruhig im Zimmer geworden. Deshalb hörte er auch das schwache Rauschen der Dusche aus dem Bad. Früher wäre er jetzt losgegangen, hätte sich ausgezogen, um zu Klara ins Bad zu gehen. Und sie hätte sich über sein Kommen gefreut.
Doch nun?
Victor blieb sitzen.
Wenn sie zurückkam, wollte er mit ihr noch mal über die Reise sprechen.
Das Rauschen verstummte.
War Klara fertig? Das glaubte Victor nicht so recht, denn sie duschte gewöhnlich immer recht ausgiebig.
»Kommst du mal?«, hörte er sie rufen. Ihre Stimme war eine einzige Lockung.
Er verzog den Mund. »Was ist denn?«
»Na, du weißt schon.«
»Bitte, ich möchte nicht. Ich bin nicht in der Stimmung.«
»Schade«, rief sie. »Nur brauche ich jemanden, der mir den Rücken abtrocknet. Wirst du das schaffen?«
Er verdrehte seine Augen, stimmte jedoch zu. »Okay, ich komme zu dir, Klara.«
»Danke.«
Victor stand auf. So ganz gefiel ihm das nicht, aber er dachte auch an ihren nackten Körper, den er so liebte. Sie hatte für ihn die perfekte Figur, und sie hatte ihm beigebracht, ihren Körper richtig zu erforschen.
Er machte sich auf den Weg. Die Tür zum Bad war nicht ganz geschlossen. Durch den Spalt quoll ihm der helle Dampf entgegen. Klara hatte sehr heiß geduscht, aber das tat sie immer.
Er griff nach links, wo sich die Stange befand, über der die beiden Badetücher hingen. Eines nahm er in die Hand, wedelte damit den Dampf zur Seite und erkannte dem Umriss ihres nackten Körpers unter dem großen Duschkopf, aus dem keine Wasserstrahlen mehr flössen.
Klara drehte ihm den Rücken zu. Sie musste wohl an einem kühlen Luftzug bemerkt haben, dass er eingetroffen war, drehte sich aber nicht um.
»Bist du da?«
»Sicher.«
»Dann gib mir bitte das Handtuch.« Sie streckte den linken Arm nach hinten, was ihn etwas verwunderte, denn normalerweise drehte sie sich immer um. Nun sah es so aus, als würde sie sich schämen, ihre Vorderseite zu zeigen.
Sie nahm das Handtuch an sich. Es war größer als ein normales, und sie sagte: »Warte noch.«
»Was ist denn?«
»Moment.« Klara wickelte das Handtuch um ihren Körper. Die Brust verdeckte es nicht ganz, das Dreieck zwischen ihren Beinen schon, und mit einer geschmeidigen Bewegung drehte sich Klara um.
Victor starrte sie an.
Er schaute nicht auf ihren Körper. Sein Blick galt einzig und allein dem Gesicht.
Und das war zu einer Zombiefratze geworden!
***
Auf der Fahrt zum Yard hatten wir Zeit genug, über den Fall zu reden, falls man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte.
Noch wussten wir zu wenig, und eine Frau auf dem Friedhof, auch wenn sie weggelaufen war, konnte kein Grund für uns sein, einzugreifen.
Natürlich gerieten wir in einen Stau, und Suko stemmte beide Hände gegen den Wagenhimmel.
»Was sagt dir dein berühmtes Bauchgefühl, John?«
Ich klatschte in die Hände. »Was willst du denn hören?«
Er ließ die Arme wieder sinken und schaute nach links, wo ich auf dem Beifahrersitz saß.
»Die Wahrheit.«
»Na ja, die Wahrheit ist, dass ich eigentlich gar kein Gefühl habe.«
»Aha, dann glaubst du den Aussagen und auch dem, was wir da gesehen haben?«
»Keine Ahnung. Seltsam ist es schon.«
»Wen meinst du damit?«
»Ich denke an die Frau.«
»Richtig.« Suko nickte und fuhr ebenfalls an, als sich die Schlange vor uns in Bewegung setzte.
»Bist du jetzt zufrieden?«
»Nein.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
»Sie ist für mich ein Rätsel, John. Auch wenn der Fall weder Fisch noch Fleisch ist, sollten wir doch versuchen, mehr über diese Person herauszufinden.«
»Eine Deutsche?«
»Warum nicht?«
»Ja, mal schauen, was die Computer sagen. Zum Glück sind wir ja vernetzt.«
»Ich hätte da noch eine andere Idee.«
»Und welche?«
Er lächelte. »Die Sache ist ganz simpel. Denk mal daran, wer in Deutschland unser Partner ist.«
Ich überlegte nicht
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