1592 - Der Ilt und der Tod
wartete geduldig ab. Er hatte sich mittlerweile mit einigen der Kontrollund Überwachungsgeräte vertraut gemacht und konnte deren Anzeigen interpretieren. Daher erfaßte er, daß es dem Mausbiber bei weitem nicht so gut ging, wie der äußerliche Eindruck glauben machen wollte. „Nun fang du nicht auch noch an", bat Gucky leise. „Ich weiß genau, daß etwa 20000 Jahre vergangen sind, seit ich an Bord der CATALINA MORANI gegangen bin. Oder stimmt das nicht?"
Er schlug die Augen auf und blickte Rhodan forschend an. „Nicht ganz", erwiderte der Terraner. „Die Zeitbegriffe scheinen sich ein wenig verwirrt zu haben."
„Du bist ganz schön vorsichtig mit mir", krächzte Gucky. „Steht es so schlecht mit mir? Du willst doch damit nicht sagen, daß ich eine Macke habe?
Oder doch? Sind etwa nicht die anderen die geistig Minderbemittelten, sondern bin ich es?"
„Was zieht dich zu den Nakken?" fragte Kunar Seljuk.
Gucky schloß die Augen wieder. Er atmete durch den geöffneten Mund, und die Zacken auf den Monitoren über ihm wurden schärfer und ausgeprägter.
Das war ein deutliches Zeichen dafür, daß ihn das Gespräch erheblich belastete. „Ich habe Alpträume", eröffnete er Rhodan. „Einige Male habe ich Voltago in meinen Träumen gesehen."
„Das beantwortet unsere Frage nicht", sagte Rhodan. „Wir müssen wissen, was dich zu den Nakken zieht."
„Als du sie von Tahun weggebracht hast, habe ich mich so einsam und leer gefühlt", entgegnete der Ilt. „Es war schlimm. Ich war nahe daran aufzugeben.
Ich habe gespürt, daß ich von den .Impulsgebern getrennt wurde. Es war ein körperlicher Schmerz. Jetzt, da ich den Nakken etwas näher bin, fühle ich mich besser. Mir ist, als ob sie mir Kraft zuführten."
Rhodan beschloß, dem Freund die Wahrheit zu sagen. „Du darfst nicht zu ihnen", sagte er eindringlich. „Der erste Kontakt mit ihnen ist für deinen jetzigen Zustand verantwortlich. Es darf nicht zu einem zweiten Kontakt kommen. Er könnte eine Katastrophe für dich bedeuten. Schon der telepathische Kontakt von hier aus mit den Nakken ist mit einem sehr hohen Risiko verbunden. Du solltest es auf gar keinen Fall versuchen."
„Ich komme zur Zeit nicht über das hinaus, was in meiner Nähe ist", erwiderte der Mausbiber. „Die Nakken sind zu weit von mir entfernt."
„Das ist gut so", betonte Rhodan. „Ich habe schon versucht, zu ihnen zu teleportieren", gestand der Ilt. „Es ging nicht. Ich befinde mich in einer Minus-Phase, in der so was nicht klappt."
Rhodan erschrak. Das Leben des Mausbibers hing an einem seidenen Faden, und der würde reißen, wenn er teleportierte. Behutsam redete er auf Gucky ein und bemühte sich, ihm die Gefahr klarzumachen. Schließlich gelang es ihm, dem Freund das Versprechen abzuringen, daß er nicht teleportieren würde. „Versprich mir, daß du die CORON nicht verlassen wirst, ohne vorher mit mir zu reden", bat Rhodan.
Gucky entblößte seinen Nagezahn. „Das könnte dir so passen", sagte er. „Vielleicht lerne ich ein flottes Mäuschen kennen und darf dann ihren Spuren nicht folgen, bloß weil ich dir ein blödes Versprechen gegeben habe. Kommt nicht in Frage!"
Um allen weiteren Ermahnungen aus dem Weg zu gehen, schloß er die Augen und schlief kurzerhand ein.
Rhodan und der Arzt blieben noch einige Minuten bei ihm und gingen dann hinaus. Rhodan wollte noch einmal mit Tahun sprechen, um sich mit Verscor, den er längst informiert hatte, über den Zustand von Gucky zu beraten. Als Kunar Seljuk und er die Hauptleitzentrale der ODIN betraten, konfrontierte Samna Pilkok ihn mit einer wahren Flut von Anfragen, die über Hyperkom hereingekommen waren. „Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht in der Galaxis verbreitet, daß Gucky gefährdet ist", berichtete die Springerin. „Irgendjemand auf Tahun hat nicht dichtgehalten. Mittlerweile gibt es die wildesten Gerüchte. Die galaktische Öffentlichkeit nimmt regen Anteil am Schicksal Guckys. Bei einigen Presseorganen kann man von einer geradezu hysterischen Reaktion auf die Nachricht von der Krise um Gucky reden. Einige Agenturen sprechen bereits vom Tod des Mausbibers. Sie wollen von uns eine verbindliche Bestätigung. Zwei Presseagenturen kündigen den Besuch von Journalisten an. Sie wollen einen großen Report über das Ableben des Ilts machen. Von dir erwarten sie ausführliche Interviews und die Exklusivrechte für die Berichte über die Trauerfeierlichkeiten. „ „Antworte ihnen, daß es Gucky gut geht,
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