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1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kirche geflohen, doch darauf wies nichts hin.
    »Können wir nichts tun, Mina?«, fragte der Geistliche.
    »Nein.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich werde auch vergehen. Die Höllengespenster werden niemanden von uns entkommen lassen. Wir sind die perfekte Beute für den Teufel. Er wird vor Freude tanzen.«
    Cecil Davies wusste nicht, was er dem noch entgegensetzen konnte. Er hatte keine Idee. Er konnte nur warten, dass sich etwas tat und auch er die Feinde sah.
    Melanie war ebenfalls bei ihnen geblieben. Sie fühlte sich immer noch als Minas Beschützerin und hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt.
    »Du musst keine Angst haben, ich passe schon auf dich auf. Das verspreche ich dir.«
    Ein Schrei erklang.
    Nicht sehr laut, aber gut zu hören. Wer ihn ausgestoßen hatte, war nicht herauszuhören. Aber sie sahen, was mit einem der Flüchtlinge geschah.
    Die Gestalt stand zwischen den Stühlen. Plötzlich wurde sie von einer nicht sichtbaren Kraft in die Höhe gerissen und schwebte über den Stühlen. Dabei blieb es nicht, denn die Gestalt wirbelte plötzlich der Decke entgegen, und dabei geschah etwas Seltsames und Unheimliches.
    Die Gestalt veränderte ihre Dichte. Das Feinstoffliche verschwand, dafür erschien ein normaler Körper, so wie es bei Mina der Fall war. Und es reagierte auch die Erdanziehung.
    Der Körper fiel nach unten.
    Er landete nicht zwischen den Stühlen, sondern rechts neben den Reihen auf dem harten Steinboden, wo er noch kurz einmal hochtickte und dann liegen blieb.
    Melanie wollte hinlaufen. Sie wurde im letzten Augenblick von Cecil Davies zurückgehalten.
    »Nein, nicht.«
    »Aber sie ist verletzt!«
    »Du kannst ihr nicht mehr helfen«, flüsterte Mina. »Sie sind einfach zu stark.«
    Was damit gemeint war, das wurde Melanie, Mina und dem Geistlichen einen Moment später demonstriert.
    Ob ein schwacher Schatten über der Gestalt schwebte, war nicht genau auszumachen. Die Folgen allerdings sahen sie, denn der Körper blieb nicht mehr so blass oder bleich. An verschiedenen Stellen wurde die Haut aufgerissen. Wunden entstanden, und aus ihnen quoll eine rostigrot aussehende Flüssigkeit.
    »Jetzt stirbt sie«, flüsterte Mina. »War sie denn nicht schon tot?«
    »Nein.«
    »Ist das Blut?«, fragte Melanie weiter.
    »Ja, das Blut eines Engels.«
    Obwohl Melanie geschockt war, musste sie einfach weiterhin fragen.
    »Aber wieso haben Engel Blut? Sie sind doch keine Menschen.«
    »In diesem Fall schon. Sie wollten zu Menschen werden, wie auch ich. Sie haben es geschafft, und das Blut gehört zu einem Menschen. Aber die Höllengespenster sind stärker. Sie rotten uns aus, denn dann haben sie einen neuen Stützpunkt. Dann sind sie näher an die anderen Reiche der Engel herangekommen. Darum geht es ihnen. Und sie müssen jeden töten, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    Das hatten der Reverend und Melanie bereits gesehen. Und das Mädchen erlebte zum ersten Mal, wie jemand starb. Es war kein normaler Tod, sie hörte keinen Schrei, keinen letzten Seufzer. Der Engel war plötzlich nicht mehr vorhanden.
    Zuerst umgab seine Gestalt ein Zittern, das durch ein Funkeln sichtbar wurde.
    Wenige Augenblicke später löste sich der gesamte Körper auf. Wo die Gestalt eben noch gelegen hatte, war nichts mehr zu sehen. Nur noch der nackte Steinboden.
    »Und genau das ist unser Schicksal«, flüsterte Mina. »So wird es uns allen ergehen.«
    Der Reverend hatte jedes Wort verstanden. Sie hatten sich regelrecht in sein Bewusstsein eingegraben, und plötzlich spürte er so etwas wie einen Kampfwillen in sich hochsteigen.
    »Nein!«, keuchte er, »nein, das will ich nicht. Das kann ich nicht zulassen!«
    »Was hast du vor?«, rief Mina.
    »Ich muss sie stellen. Ich will gegen sie kämpfen! Wir sind hier in meiner Kirche. Das ist ein Haus Gottes. Hier darf der Teufel nicht die Oberhand gewinnen.«
    Mina sagte nichts mehr. Sie wusste, dass sie den Mann nicht von seinem Vorhaben abhalten konnte. Wie er allerdings gegen die Feinde vorgehen wollte, die er nicht kannte und auch nicht sah, das wusste sie nicht. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal einen Plan.
    Sein Keuchen war überlaut zu hören, als er sich in Bewegung setzte. Er ging nicht normal, er warf sich praktisch nach vorn. Dabei ruderte er mit den Armen, als wollte er irgendwelche Gegenstände zur Seite räumen.
    Er war auch nicht still, denn aus seinem Mund drangen kurze, hektische Schreie. Er räumte mit den Händen die Stühle zur Seite, um so schnell wie

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