1596 - Dämonengold
fahren musste, dann jedoch hatte Ricky Waiden abgesagt.
Er hatte sie über Handy angerufen und von einer plötzlichen Krankheit gesprochen. Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, das alles kam zusammen, und so war ein Treffen zwischen ihnen beiden unmöglich geworden.
Das hatte Ciaire auch verstanden. So war sie vertröstet worden, aber sie hatte nicht aufgegeben. In der Pension konnte sie so lange übernachten wie sie wollte, das war bereits abgesprochen worden.
Gut, man konnte schnell krank werden und sich einen Virus holen. Das hätte sie auch akzeptiert, aber da gab es etwas, was sie misstrauisch gemacht hatte.
Es war die Stimme des jungen Mannes gewesen, denn sie hatte sich alles andere als krank angehört, sondern sehr normal. Ciaire nahm ihm diese schlimme Krankheit nicht so richtig ab.
Es musste andere Gründe geben, dass sie ausgeladen worden war. An der Bezahlung konnte es nicht liegen, sie war mehr als großzügig. Also steckte etwas anderes dahinter.
Ciaire Barkin hatte sich darüber schon Gedanken gemacht. Zu einem Ergebnis war sie nicht gelangt, aber sie war auch keine Frau, die so rasch aufgab. Es musste weitergehen, und sie würde einiges in die Wege leiten, das stand für sie fest. Abspeisen lassen wollte sie sich nicht.
Sie hatte es vor dem späten Frühstück mit einem Anruf versucht und sich nicht nur eine Absage geholt. Der Führer wollte den Job nicht mehr, das hatte er ihr deutlich erklärt.
Nur gehörte Ciaire Barkin nicht zu den Frauen, die sich so schnell abweisen ließen. Sie wollte den Dingen immer auf den Grund gehen, und das war auch hier nicht anders.
Dieser Ricky Waiden sollte ihr die Wahrheit mitten ins Gesicht sagen.
Erst dann würde sie seine Absage akzeptieren. So leicht trat sie nicht den Rückzug an. Dafür hatte sie auch schon zu viel Zeit und Geld investiert.
Und sie wollte noch etwas tun. Auf keinen Fall den jungen Mann noch einmal anrufen. Sie würde ihn überraschen. Von Angesicht zu Angesicht würde sie erkennen, ob er die Wahrheit gesagt hatte.
Sie stand auf.
Allein an dieser Bewegung war zu erkennen, dass sie ungeheuer fit war.
Hinzu kam ihre überdurchschnittliche Größe.
Bevor sie fuhr, wollte sie noch kurz aufs Zimmer.
Mrs. Orwell war nicht zu sehen, dafür zu hören. Hinter der Küchentür klapperte Geschirr. In der Nähe lag auch die steile Treppe, die zur erster Etage hoch führte, wo sich das Zimmer der Stuntfrau befand.
Sie betrat es. Es war ziemlich klein. Neben dem Bett, dem Schrank und einem Stuhl gab es noch ein Wachbecken. Wenn sie sich duschen wollte, musste sie das allgemeine Bad nehmen, das sich auf dem Flur befand.
Das Duschen hatte sie bereits hinter sich. Sie wollte nur noch ihre Hände waschen, trat ans Waschbecken und schaute in den über dem Becken hängenden Spiegel.
Sie war zufrieden mit dem, was sie sah. Eine recht große Frau mit kurzen blonden Haaren, aber dunklen Augenbrauen, die ihr durch eine Laune der Natur geschenkt worden waren.
Man konnte ihr Gesicht nicht als fraulich oder Weich einstufen. Aber es besaß einen gewissen Reiz, der Männer einfach neugierig machte, sie näher kennenlernen zu wollen.
Bekleidet war sie mit einer Jeans, deren Beine in den Schäften der hohen Stiefel verschwanden. Über dem schwarzen Pullover trug sie eine braune Lederjacke, die Ähnlichkeit mit einer Fliegerjacke hatte.
Ciaire Barkin warf einen letzten Blick in den Spiegel. Mit dem Aussehen und dem Outfit war sie zufrieden. Das Äußere stimmte. Ihr Inneres allerdings weniger. Da hatte sich eine gewisse Unruhe ausgebreitet, von der sie nicht wusste, woher sie kam.
Das Gefühl allerdings war ihr nicht unbekannt. Es trat immer dann ein, wenn sie dicht vor einem gefährlichen Stunt stand. Da war sie zwar äußerlich ruhig und konzentriert, in ihrem Innern jedoch sah es anders aus.
Warum die Unruhe?
Ciaire kannte nur einen Grund. Er musste mit dem Menschen zusammenhängen, der sie hatte sitzen lassen und den sie jetzt trotzdem aufsuchen würde.
Ihr Gefühl sagte ihr, dass mit diesem Ricky Waiden etwas nicht stimmte.
Und dem wollte sie auf den Grund gehen.
Sie drehte sich vom Spiegel weg und verließ das Zimmer. In der Küche klapperte kein Geschirr mehr. Dafür hörte sie zwei Frauen miteinander sprechen, und als sie wenig später im Freien stand, war sie froh, die kalte Lauft einatmen zu können, denn im Haus war es ihr einfach zu überhitzt gewesen.
Ihr Wagen, ein Jeep, stand nicht weit entfernt. Mit ein paar Schritten hatte sie ihn
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