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1602 - Die Lady aus der Hölle

1602 - Die Lady aus der Hölle

Titel: 1602 - Die Lady aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihr Kleid interessierte mich nicht, auch wenn es nicht in die winterliche Jahreszeit passte. An den hohen Stiefeln schaute ich auch vorbei, ich konzentrierte mich allein auf das Gesicht.
    So konnte kein Mensch aussehen. Und so durfte auch kein Mensch aussehen. Was mir da geboten wurde, war schon pervers, und ich spürte Stiche wie von glühenden Nadeln in meiner Brust.
    Sie war da!
    Aber war sie wirklich da? Stand sie tatsächlich zwischen Jane und mir?
    Auf dem Friedhof hatte ich die Warnung des Kreuzes gespürt, und genau das geschah jetzt auch. Da mein Talisman durch die Kleidung verborgen wurde, war kein Leuchten zu sehen, aber die Wärme, die er ausstrahlte, beruhigte mich.
    Ich konnte meinen Blick nicht von dem veränderten Gesicht lösen.
    Bleiche Knochen bildeten die rechte Seite. Auch die Nase war in Mitleidenschaft gezogen worden, während die linke Seite einen völlig normalen Eindruck machte.
    Am schlimmsten kam mir das Auge innerhalb der Knochenmasse vor. Es sah aus wie ein blasser Kreis, in dessen Mitte etwas schwamm, was man als Pupille ansehen konnte.
    Sie war erschienen, und sie war auch bewaffnet, aber sie hatte bisher nicht erkennen lassen, warum sie gekommen war und was sie von uns wollte.
    Ich sprach sie leise an.
    »Wer bist du?«
    Eigentlich hatte ich nicht mit einer Antwort gerechnet. Ich erhielt sie trotzdem und hörte dabei eine Stimme, die neutral klang. Man konnte nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie einer Frau gehörte.
    »Ich heiße Surina.«
    Der Name war mir neu.
    »Und weiter?«, fragte ich.
    »Ich bin die Lady aus der Hölle.« Die Worte sprach sie noch normal aus, dann aber gellte uns ihr Lachen in den Ohren, wobei ihr gesamter Körper geschüttelt wurde.
    Janes Stimme übertönte das Gelächter.
    »Achtung, John, das Messer!«
    Surina hatte den rechten Arm angewinkelt. Dabei befand sich die Klinge in einer für uns gefährlichen Position und wir wussten auch, dass es eng werden würde.
    Sie stand in unserer Nähe und war trotzdem weit entfernt. Das half uns nicht, denn töten konnte sie, das hatte sie bewiesen, und jetzt zuckte die lange Klinge auf mich zu.
    Nicht mal eine Sekunde später hätte sie in meiner Brust stecken müssen. Ich hatte mich auch nicht geduckt oder war zur Seite gewichen.
    Ich war einfach stehen geblieben und das half mir tatsächlich.
    Ihr zweiter Schrei war noch schlimmer als ihr erster.
    Es gab plötzlich wieder Licht, aber das strahlte mein Kreuz durch meine Kleidung ab, denn es hatte innerhalb kürzester Zeit einen Abwehrriegel aufgebaut.
    Das Messer erreichte meine Brust nicht. Es war nicht mal zu sehen, ob es seine Welt überhaupt verließ. Die Gestalt jedenfalls drehte sich auf der Stelle und verwandelte sich dabei in einen Wirbel, der zwei, drei Atemzüge später verschwunden war.
    Jane und ich standen uns völlig normal gegenüber, und plötzlich funktionierte auch das Licht wieder. Wir schauten uns an, und ich ging davon aus, dass mein Blick ebenso flackerte wie der meiner Freundin.
    »Das war hammerhart, John.«
    Da hatte sie recht. Hammerhart und knapp. Aber ich wusste jetzt, dass mein Kreuz einen perfekten Schutz aufgebaut hatte, der diese Surina oder die Lady aus der Hölle davon abgehalten hatte, mich durch einen Messerstich zu töten.
    Plötzlich öffnete sich die Tür, sodass wir aussteigen konnten.
    Wir hatten kaum bemerkt, dass sich die Kabine wieder in Bewegung gesetzt hatte. Jetzt schauten wir in die Gesichter von drei Menschen, die die Kabine betreten wollten.
    »Dürfen wir mal?«, fragte ein Mann.
    »Bitte.« Ich trat zur Seite. Auch Jane machte Platz. Ich sah, dass sie ihre gesunde Gesichtsfarbe verloren hatte.
    Als wir ein paar Schritte gegangen waren, blieb sie stehen und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Was wäre passiert, John, wenn sie mich angegriffen hätte?«
    Ich winkte ab. »Lass uns nicht daran denken, das ist besser.«
    »Ja, das meine ich auch.« Sie atmete ein paar Mal tief durch.
    Jane Collins gehörte zu den Frauen, die so etwas schnell verkraften. Sie war Action gewöhnt und hatte sich schon mehr als einmal in tödlicher Gefahr befunden.
    In diesem unteren Bereich des Einkaufzentrums herrschte der meiste Betrieb. Wir waren von einem Stimmenwirrwarr umgeben, und es war schwer, eine ruhige Stelle zu finden, an der wir normal sprechen konnten.
    »Eines ist sicher, Jane. Sie war da, und sie war trotzdem nicht da. Sie hat sich in einer anderen Zone aufgehalten. Das beherrscht sie offenbar perfekt. Diese Surina

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