1604 - Der Fluch von Rubin
er begriff schnell. „Laß dich fallen, Eva!" brüllte er, und als die Wissenschaftlerin seinem Rat folgte, feuerte er mit seinem Energiestrahler auf Bastar-Stredan.
Die Ethnologin kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen, um nicht allzusehr geblendet zu werden. Sie sah, wie der Energiestrahl aus der Waffe in Brusthöhe vor der Baalol auf ein unsichtbares Hindernis prallte und sich dann sternförmig ausbreitete. Sie hörte Bastar-Stredan auflachen, und sie wälzte sich zur Seite, um bei dem erwarteten Angriff des Ertrusers nicht im Weg zu sein. Doch der riesige Mann griff nicht an. „Was für eine Überraschung", spottete Bastar-Stredan, drehte sich um, rannte einige Schritt weit und flüchtete dann in einen seitlich abzweigenden Gang. Als der Ertruser reagierte, war es schon zu spät. Sie war verschwunden. „Verdammt, wo ist sie geblieben?" fragte er, als Eva Kattuna zu ihm kam. „Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!"
„Sie kann nur in den Gleiterhangar gelaufen sein", erkannte die Wissenschaftlerin. „Schnell!"
Sie eilten in einen kleinen Hangar, der nur wenige Schritt von ihnen entfernt war. Als sie ihn betraten, sahen sie einen Gleiter, der durch eine offene Schleuse hinausschwebte. Bastar-Stredan saß darin. Höhnisch lachend winkte sie ihnen zu.
Der Ertruser gab augenblicklich Alarm an die zentrale Syntronik. „Sie scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein", sagte er gleich darauf, als er feststellen mußte, daß es ihr dennoch gelungen war zu entkommen. „Laß sie", sagte Eva Kattuna mit einer gewissen Erleichterung. „Immerhin ist das Chomäl weg.
Damit ist auch die unmittelbare Bedrohung für Michael vorbei."
„Ich möchte wissen, wieso sie entkommen konnte", brummelte der Ertruser, der in höchstem Maß unzufrieden war. „Und noch etwas: Wieso konnte sie einen derart starken Energieschirm aufbauen? Dazu hätte sie einen größeren Projektor gebraucht, aber den hatte sie nicht. Sie hatte ihn auch nicht unter ihrer Kleidung versteckt. Das hätte ich gesehen."
„Es gibt nur eine Möglichkeit", erwiderte die alte Frau. „Sie hat die Leistung ihres Energieschirms mit paramentalen Mitteln so sehr erhöht, daß er sogar einem solchen Beschüß standhalten konnte."
„Unsinn", murrte der Ertruser. „Wir wissen alle, daß die Antis nicht mehr das sind, was sie früher einmal waren. Es hat schon lange keinen Baalol mehr gegeben, der so etwas konnte!"
Eva Kattuna ging zum nächsten Interkom und meldete die Flucht von Bastar-Stredan an die Zentrale. „Tut mir leid", erwiderte Talran Omapho. „Wir haben jetzt andere Sorgen."
*
Ketrion trat mit voller Kraft auf die Bremsen.
Sein Manöver kam so überraschend, daß And nach vorn flog, und er wäre wohl mit voller Wucht gegen die Frontscheibe geprallt, wenn das Fahrzeug nicht einige Meter weit über den feuchten Boden gerutscht und erst danach zum Stehen gekommen wäre. So konnte er sich gerade noch mit den Armen abstützen. „Bist du verrückt?" keuchte er. „Du hättest mich beinahe umgebracht!"
Ketrion legte wortlos den Rückwärtsgang ein und fuhr etwa fünfzig Meter zurück. Dann hielt er erneut an und stieg aus.
Nebelschwaden zogen die Schlucht herauf, und die Luft war kalt. Das dunkle Band der Straße führte an steil aufragenden Felswänden entlang, die mit grünen Flechten überzogen waren.
Erschrocken stob ein Polterbock davon, der sich in einer der Felsspalten versteckt hatte. Er hatte mächtige Schultern mit aufgewölbten Muskelpartien und ein weit ausladendes Geweih. Sie hörten, wie er über eine Halde flüchtete und wie Steine in die Tiefe rollten. „Willst du mir nicht endlich erklären, was los ist?" fragte And. „Komm mit!" Ketrion griff nach seinem Arm und kehrte zu der Stelle zurück, an der er so abrupt gebremst hatte. Dort drückte er sich mit dem Rücken an die Felsen uno> schob sich langsam und vorsichtig voran, bis er an einigen Felsbrocken vorbei in die sich anschließende Schlucht spähen konnte. And blieb bei ihm, und er sah, was den Leitenden Ingenieur so sehr erschreckt hatte.
Etwa hundert Meter von ihnen entfernt lagen die Leichen von fünf Männern auf der Straße. Die Toten bildeten einen Kreis, wobei sie sich an den Händen hielten und die ausgestreckten Beine nach außen zeigten. Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß sie nicht so gestorben sein konnten, sondern daß man sie bewußt in dieser Anordnung auf die Straße gelegt hatte. „Der Krater des Todes", flüsterte And
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