1604 - Der Fluch von Rubin
erlebt. Sonst war hier immer was los."
„Nicht einmal die Werbe-Holos laufen", erwiderte sie. „Ich habe erwartet, daß sie sich einschalten würden, wenn wir kommen, aber man scheint uns keine große Kaufkraft zuzutrauen."
„Die Hallendecke war voll mit Werbe-Holos, wenn ich sonst hier war", berichtete Michael. „Es ist wirklich ungewöhnlich, daß davon heute nichts zu sehen ist."
Er blickte zu einer Lagerhalle des Hansekontors hinüber und beobachtete in verschiedenen Farben schimmernde Energiefelder, die sich an den Wänden des Gebäudes und in etwa zehn Metern Höhe darüber bewegten. Eine Gruppe von Rubinern, die unter einigen Bäumen hervorkamen und sich dem Gebäude nähern wollten, flüchtete in Panik vor den Energiefeldern, die plötzlich auf sie zuwanderten. Es schien, als würden die Felder mit dem Zweck gesteuert, sie zu erfassen, doch plötzlich stiegen sie in die Höhe und lösten sich auf, während an anderer Stelle andere entstanden.
Michael wußte, daß Annick von Gyan mit dem Hansevertreter auf Rubin gesprochen und von ihm erfahren hatte, daß sich in dem Gebäude niemand aufhielt. Die Männer und Frauen der Kosmischen Hanse bemühten sich zur Zeit, in einer Stadt im hohen Norden Hilfe zu leisten, wo ein ganzer Industriekomplex durch technische Fehlschaltungen der Rubiner ausgefallen war. „Was ist das?" fragte Eva Kattuna. „Ich weiß nicht", antwortete er. „Ich kann nur vermuten, daß es mit den Schwingquarzen zusammenhängt, die in dem Gebäude gelagert werden. Ich werde Annick darauf aufmerksam machen."
Sie stiegen in den Gleiter und schlössen die Türen. Als die Maschine aufstieg, bemerkte Michael eine Bewegung auf dem Dach des Gebäudes. Blitzschnell beugte er sich vor und drückte seine Hand auf den Akzelerator. Die Maschine beschleunigte ruckartig und schoß nach vorn. Gerade noch rechtzeitig, denn Bruchteile von Sekunden darauf explodierte etwas hinter ihnen. Eine grellweiße Stichflamme zuckte hoch, eine heftige Druckwelle schleuderte den Gleiter voran, und ein ganzer Schwarm von winzigen Trümmerstücken trommelte gegen das Heck, ohne jedoch große Zerstörungen anzurichten.
Als Michael zurückblickte, sah er mehrere Rubiner auf dem Dach des Gebäudes stehen.
Drohend erhoben sie ihre Fäuste, und einer von ihnen schleuderte eine weitere Granate nach ihnen, doch sie explodierte weit hinter der Maschine, die den Gefahrenbereich längst verlassen hatte. „Sagtest du, daß wir willkommen sind?" fragte Eva Kattuna. Ihr Lächeln wirkte ein wenig verkrampft. „Das sind Ausnahmen", versuchte er sie zu beruhigen. „Eine fanatisierte Minderheit, die mit dem Phänomen der Toten Zone nicht fertig geworden ist. Du wirst sehen, bei den maßgeblichen Rubinern sieht es anders aus."
*
Sasta-Punal preßte die Hände stöhnend gegen den Kopf. „Ich brauche Hilfe", sagte er zu dem Infobord seines Medo-Roboters, das sich direkt neben seiner Liege in seiner Kabine befand. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Mir ist schwindelig. Es fällt mir schwer zu denken, und ich beginne, meine Ziele aus den Augen zu verlieren."
Der Roboter fuhr einige Sonden aus, die sich sanft an die Haut des Antis legten. Sasta-Punal spürte die Sonden kaum, auch nicht, als sie seine Haut durchdrangen und in sein Körperinneres vorstießen. Minuten vergingen, in denen der Roboter ihn untersuchte. „Ich kann keine organischen Veränderungen feststellen", erklärte die Syntronik danach. „Es liegen einige geringfügige Stoffwechselstörungen im Gehirn vor, sie sind jedoch so geringfügig, daß sie keine Beschwerden verursachen sollten."
„Die Beschwerden sind aber da", betonte der Baalol. „Ich habe einige Medikamente im Gehirnbereich deponiert", eröffnete ihm der Roboter. „Sie lösen sich im Verlauf der nächsten Stunden langsam auf und sorgen für eine Normalisierung. Du kannst aufstehen."
Sasta-Punal wartete noch einige Sekunden und erhob sich dann. Er fühlte sich ein wenig besser.
Vor allem die Kopfschmerzen waren verschwunden. Dennoch war er nicht beruhigt. Nach wie vor war er depressiv und verspürte einen Druck auf den Kopf, wie er eigentlich nicht hätte sein dürfen. Er konnte sich den Zustand nicht erklären.
Er verließ die Kabine und begab sich zur Hauptleitzentrale. Auf dem Weg dorthin begegneten ihm mehrere Männer und Frauen. Er blickte jeden einzelnen von ihnen forschend an, und er war sich dessen sicher, daß er bei allen eine Veränderung feststellen konnte. Keiner von
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