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1605 - Blutnacht - Liebesnacht

1605 - Blutnacht - Liebesnacht

Titel: 1605 - Blutnacht - Liebesnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas zu viel Gas, und so geriet der Opel leicht ins Rutschen, wurde aber wieder in die Spur geholt und ein wenig abgebremst.
    Wir fuhren noch. Nur eben so langsam, dass auch Dagmar sah, was da am Straßenrand passierte. Dort wurde tatsächlich ein Sarg abgeladen.
    Er stand jetzt in einer gekippten Haltung. Der Mann, der uns noch nicht bemerkt hatte, weil er so stark mit seiner Aufgabe beschäftigt war, drehte uns den Rücken zu und verschwand. Den Sarg ließ er so stehen, wie er stand.
    »Soll ich noch immer hinfahren?«
    »Und ob.« Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass dieser Vorgang etwas mit unserem Fall zu tun hatte. In diesen Dingen hatte ich mich selten geirrt.
    Neben dem Transporter mit der offenen Ladefläche stoppten wir. Der Sarg lehnte schräg an der hinteren Kante der Ladefläche.
    Nur ein paar Schritte entfernt stand eine zweiflügelige Holztür weit offen.
    Mein Blick fiel in ein Lager oder in eine kleine Scheune, in der es dunkel war.
    Für mich gab es keinen Zweifel, dass der Sarg dort hineingebracht werden sollte. Und schon jetzt fragte ich mich, wofür er bestimmt war.
    Bestimmt nicht, um ihn mit Blumenerde zu füllen, weil er bepflanzt werden sollte.
    »Das wird dem Mann nicht passen, wenn wir ihm Fragen stellen«, meinte Dagmar, als ich mich losschnallte.
    »Das ist mir egal. Wir sind ja nicht zum Spaß hier. Und zum Spaß spielt man auch nicht mit Särgen herum.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Ich stieg aus und hörte den Mann, noch bevor ich ihn sah. Er ging an der Seite des Schuppens entlang. Seine Tritte knirschten im harten Schnee.
    Und dann tauchte er auf. Er zog eine Karre hinter sich her, auf die er offenbar den Sarg laden wollte.
    Als er um die Ecke bog und uns sah - Dagmar war inzwischen auch ausgestiegen - blieb er stehen, als hätte man ihm einen Schlag versetzt.
    Pfeifend saugte er die Luft ein. Sein von Bartstoppeln bedecktes Gesicht färbte sich rot. Er öffnete den Mund, sagte allerdings nichts und gab nur ein Stöhnen von sich.
    Ich begrüßte ihn mit einem Nicken, während Dagmar ihn ansprach.
    »Guten Tag. Wir sind…«
    Er ließ sie nicht ausreden. »Hauen Sie ab! Weg von meinem Grund und Hoden!«
    Dagmar schüttelte den Kopf und lächelte zugleich. »Bitte, wir wollen Ihnen nichts und…«
    »Weg!«
    Ich stellte mich neben den Sarg und strich mit meiner linken Handfläche darüber. »Darf ich fragen, was Sie mit diesem Gegenstand vorhaben?«
    »Nein, das dürfen Sie nicht!«
    »Es würde uns aber interessieren.«
    Er gab sich weiterhin stur. »Sie haben hier nichts verloren, und jetzt machen Sie den Abflug.«
    So grantig und wütend sich der Mann auch gab, ich nahm ihm das nicht alles ab. Unter dieser Maske verbarg sich eine tiefe Unsicherheit. So ruhig er seine Handhabungen durchgeführt hatte, meiner Ansicht nach war er jetzt von einer gewissen Panik erfüllt, das entnahmen wir auch seinem flackernden Blick.
    »Wofür ist der Sarg bestimmt?«
    »Weg mit euch!«
    Ich ließ mich nicht einschüchtern. »Wen wollen Sie darin verstecken, verdammt noch mal? Reden Sie! Seien Sie doch nicht so stur. Wir fahren hier nicht zum Spaß herum!«
    Der Mann gab keine Antwort. Er atmete nur schwer und schien nachzudenken.
    »Wir möchten Ihnen wirklich helfen!«, bestätigte auch Dagmar Hansen.
    Möglicherweise war es der Klang ihrer weichen Stimme, die ihn zu einer Kehrtwendung veranlasste. Seine starre Haltung löste sich auf. Er fing an zu zittern, taumelte einen Schritt vor und presste seine Hände gegen das Gesicht. Einen Moment später schluchzte er hemmungslos. Er fiel praktisch in meine Arme hinein. Bei diesem Mann waren sämtliche Dämme gebrochen. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Ich spürte, wie dieser schwergewichtige Mann am ganzen Körper zitterte.
    Wir mussten ihm die Pause gönnen, damit er sich wieder erholte. Es verging schon eine Weile, bis er sich von mir befreite, sich die Augen rieb und sich mit stammelnden Worten entschuldigte.
    Dagmar kümmerte sich um ihn. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie leise.
    »Aber jetzt sollten Sie schon Vertrauen zu uns haben und uns sagen, was Sie bedrückt. Warum haben Sie den Sarg abladen wollen? Welche Gründe hat es dafür gegeben? Und glauben Sie uns, wir sind nicht zufällig hier, Herr…«
    »Ich heiße Karl Seeger.«
    Dagmar stellte uns vor. Er nickte nur und nahm unsere Namen zur Kenntnis. Seine Hände bewegten sich zuckend. Er schaute dabei zu Boden und bewegte die Lippen, ohne etwas zu sagen. In seinen Augen

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