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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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murmelte etwas in seinem unverständlichen Dialekt, was den kleinen Mann die Augenbrauen heben ließ. Dann drehte sich James wieder zu mir um.
    »Nun denn …« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, und ein zufriedener Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Monsieur de Rochefort, Wir haben den Eindruck, dass Ihr eine gar fidele Maid abgeben würdet.«
    Ich schnappte nach Luft.
    »Vielleicht seid Ihr ein wenig zu alt, wie Ihr gesagt habt, aber die Muse der Geschichtsschreibung begleitet uns ja auch schon das ein oder andere Jahr.«
    Ich starrte ihn an. Hatte ich das jetzt gerade wirklich gehört?
    »Aber ja!« Robert Cecil trat vor. »Auf der Bühne wäre Master Rochefort in der idealen Position, Eure Majestät zu beschützen. Direkt neben Euch! Sire, wenn Ihr schon fest entschlossen seid, derart überstürzt zu handeln, dann flehe ich Euch an, tut es mit diesem Mann als Leibwächter!«
    Der König beschwerte sich nicht über das Wort ›überstürzt‹. Er lächelte. Mehr und mehr von Entsetzen erfüllt kam mir dieses Lächeln selbstgefällig vor.
    »Wohlan, Robbie. Wir haben uns schon gedacht, dass Euch das gefällt.« James schlurfte unbeholfen zum Bett zurück, setzte sich und blickte zu mir hinauf. »Wir hatten schon darüber nachgedacht, Euch neben uns an dem Maskenspiel teilnehmen zu lassen, in einer kleineren Rolle, Master de Rochefort; aber Schauspieler machen immer solch einen Aufstand darum. In diesem Fall können sie jedoch nicht mehr widersprechen. Ihr füllt eine Rolle aus, die sie nicht ausfüllen können, und ohne Euch kann das Maskenspiel nicht stattfinden.«
    Ich bin nicht wirklich sicher, was ich in diesem Augenblick gesagt habe. Ich plapperte irgendetwas auf Französisch, doch nicht auf Hochfranzösisch, sodass der König es nicht verstand.
    »Das kann ich nicht!«, protestierte ich, nachdem ich meine Fassung ein wenig zurückgewonnen hatte. Ich blickte zum König und seinem Minister. »Ich bin kein Schauspieler!«
    »Ihr seid ein Spion. Das kommt dem schon sehr nahe.« Cecil humpelte über den Teppich und sah mich an. »Und Ihr kennt die Rolle.«
    Unglücklicherweise ist es zu spät, das zu leugnen.
    »Den größten Teil davon, ja«, gab ich widerwillig zu. »Ich könnte sie zwischen jetzt und dem Bankett noch einmal durchgehen und mir den Text weitestgehend einprägen. Aber …« Ich appellierte an James Stuart. »Euer Majestät, ich weiß nicht, wie man sich auf der Bühne verhält! Ich werde in die anderen Schauspieler stolpern. In die Tänzer. Die Kulisse.«
    Ich weiß nicht, warum kleinere Menschen eine derartige Befriedigung empfinden, einen Mann von meiner Körpergröße in äußerste Verwirrung zu stürzen. In jedem Fall rieb sich Robert Cecil die eleganten, kleinen Hände, und sein König strahlte amüsiert.
    »Wir werden Euch jetzt von Unserer Gesellschaft erlösen, damit Ihr auf der Bühne proben könnt. Wir planen, Uns vor dem Bankett erst einmal auszuruhen. Es bleibt noch genügend Zeit.«
    Da brauche ich gar nicht weiter zu diskutieren, erkannte ich.
    Die bittere Wahrheit war jedoch, dass James das Maskenspiel mit seinem mörderischen Sohn nur überleben konnte, wenn ein Bewaffneter an seiner Seite stand …
    Ich auf der Bühne, Cecils Soldaten, James' Leibgarde … Ja, damit hätte James vermutlich die nötige Übermacht, um lebend zu entkommen. Ich muss dringend nach Hauptmann Spofforth schicken.
    »Ihr werdet die Clio für uns spielen.« Der König legte sich die Bettdecke über die Beine. »Und die gute, alte Muse wird wohl ein klitzekleines bisschen kriegerischer gespielt werden als für gewöhnlich, nicht wahr?«
    »Ja, Euer Majestät«, antwortete ich. Nur mit Mühe gelang es mir, ruhig zu klingen.
    Gütiger Gott! Caterina wollte ja Unvorhergesehenes … jetzt hat sie es!
    Erst als ich nach dem Ende der Audienz in die Nachmittagssonne hinaustrat und zwischen den Zelten hindurchging, kam mir der Gedanke:
    Was wird Dariole wohl sagen, wenn sie davon erfährt?

Rochefort: Memoiren
Siebenundzwanzig
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht auch Eure Kleidung wechseln wollt, Monsieur Dariole?«, fragte ich mürrisch. »Wenn Ihr so weitermacht, werdet Ihr Euch noch in die Hose pissen!«
    Ned Alleyne ließ seinen Blick durch die Höhlenkammer schweifen, die man zur Schauspielergarderobe umfunktioniert hatte. »Macht Euch nicht über Monsieur Rochefort lustig, mein junger Dariole! Er erweist uns einen unschätzbaren Dienst, indem er diese Rolle übernimmt und uns so gestattet, vor

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