Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
Vom Netzwerk:
weiß wer sein. Fludd. Spione des Shoguns. Saburos hashagar Soldaten.
    Ich hatte zwei Steinschlosspistolen leicht greifbar in meinem Kimono versteckt. Was den Rest betraf, so hatte ich noch nicht zu Kattanklingen gewechselt. Mein Rapier lag mir einfach zu gut in der Hand, als dass ich das Risiko einer neuen Waffe eingegangen wäre.
    Gabriel drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und ritt zu mir heran. »Wer, glaubst du, wird sich mit uns treffen?«
    »Ein Trupp Pikeniere?« Ich hatte nach spanischen Morionhelmen am Horizont gesucht. »Geführt von einem Jesuiten? Oder ein Trupp in den Farben der Tokugawa?«
    »Da draußen gibt es genug Deckung, Raoul.«
    Am Rand des Sandes wuchs langes Gras, das sanft im Wind wogte und rauschte. Sollte sich jemand von dort nähern, würden wir ihn weder sehen noch hören. Die Landzunge von Hako schien mit jener Art von Pinien bewachsen zu sein, wie sie typisch für Japan ist.
    »Das riecht hier förmlich nach Hinterhalt«, bemerkte Gabriel. Ich widersprach ihm nicht.
    Südwärts und weiter landeinwärts von uns lagen Hügel und weit, weit im Südwesten Nagasaki. Wenn ich die Wahl hätte, dachte ich, würde ich einen Fischer anheuern, um uns übers Meer wieder zurückzubringen. Mir tut der Arsch weh.
    »Ihr zwei könnt wieder zurück.« Während ich in der Landschaft nach Soldaten suchte, riss Darioles Stimme mich aus meinen Gedanken. Der Wind wehte ihr das Haar in die Augen, nachdem es nun lang genug dafür geworden war. Sie sah halb wie ein Samurai, halb wie ein Gaijin aus; die Waffen an ihrem Gürtel waren noch immer das europäische Rapier und der Dolch.
    »Das Mädchen ist auch nicht schlauer als Ihr, stimmt's?«, grunzte Gabriel. »Sieur.«
    »Auf einmal heißt es also wieder ›Ihr‹ und ›Sieur‹, was? Ich bin wohl bei dir in Ungnade gefallen …«
    Gabriel grinste schief; Dariole reagierte gar nicht darauf.
    Ich wünschte, sie würde mehr prahlen und weniger ernst sein.
    »Ihr werdet nicht einfach davonstürmen und Euch umbringen lassen«, befahl ich an Dariole gewandt. »Ihr werdet Fludd nicht töten. Mademoiselle, Ihr wollt Gabriel doch kein Leid antun, oder?«
    Sie blickte mich verwirrt an und sagte: »Nein.«
    »Deshalb werde ich ihm auch befehlen, Euch vom Pferd zu holen und zu binden, wenn ich glaube, dass Ihr eine Dummheit begehen werdet.«
    Gabriel hob die Augenbrauen und schürzte die Lippen. Dariole blickte mir länger in die Augen. Natürlich könnte sie Gabriel entkommen, aber nicht ohne ihn zu verletzen; offensichtlich wussten das beide.
    Dann wich die Spannung aus ihren Schultern. »Wenn Ihr hören wollt, was er zu sagen hat, bevor …«
    »Ich habe keinerlei Interesse an dem, was Doktor Fludd zu sagen hat.« Die Schärfe meines eigenen Tonfalls überraschte mich. Ich sammelte mich und fügte hinzu: »Ich will nur sehen, welche Maßnahmen Messire Saburo zu Fludds Schutz ersonnen hat. Sein Gut liegt nicht weit von hier. Das hier kann man nur mit viel gutem Willen als ›neutrales Gebiet‹ bezeichnen.«
    Gabriel warf düster ein: »Und warum tun wir das noch mal?«
    Dariole überraschte mich, als sie sich daraufhin zu Wort meldete.
    »Weil wir jetzt wissen, wo er ist. Diese eine Minute wissen wir, wo er ist … anstatt dass nur er weiß, wo wir sind. Wenn wir ihn hier verpassen, wenn wir wieder zurückgehen, werden wir ihn nie wieder zu fassen bekommen.«
    Sie fügte nicht hinzu: Und deshalb ist das die Zeit für mich, ihn zu töten. Ich wiederum erwähnte nicht den Namen von Messire de Sully. Mir war durchaus bewusst, wie schwer diese Dinge zwischen uns im Raum standen.
    Ich wartete, bis sie ihr Gewicht im Sattel verlagerte und in meine Richtung blickte, dann sagte ich: »Um dieser Logik mal weiter zu folgen … Fludd wäre nicht hier, wenn er ausgerechnet hätte, dass er hier zu Schaden kommen würde.«
    Langsam nickte sie zustimmend. Selbst in dieser schlichten Bewegung lag etwas von der Fechterin. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als sie aus dem Sattel zu zerren, sie ins Seegras zu werfen und mein Gesicht in ihrer nackten Haut zu vergraben.
    Wäre ich nicht so ein Riesentrottel, dachte ich, würde ich warten, bis sie mir den Gefallen tut und einen Augenblick unaufmerksam ist, sodass ich sie mir schnappen und in den Sack stecken könnte, den ich ihr immer wieder angedroht habe.
    Nur nach allem, was am Dead Man's Place geschehen ist, glaube ich nicht, dass ich ihren Willen derart vergewaltigen sollte …
    Ich konnte nur darauf hoffen, dass die

Weitere Kostenlose Bücher