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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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von seinem Schmerz abgeben. Ich hatte das Gefühl, als würde er mir die Hand zerquetschen. Gott weiß, wie sich eine Bauchverletzung anfühlen musste.
    »Jeder Mensch glaubt an die Errichtung von Reichen.« Saburo lächelte tatsächlich wieder. »Es waren nicht alles Lügen … Ich habe Furada die Hälfte von dem erzählt, was Kata-rii-na mir gesagt hat. Ich habe ihm gesagt, dass man in drei-, vier- oder fünfhundert Jahren eine furchtbare Waffe gegen Nihon richten wird … vor dem Kometen. Feuer wird vom Himmel regnen, und Nihon wird sterben. Ich habe Furada gesagt, dass er das verhindern müsse, dass wir ein Reich errichten müssten … Furada sollte Hidetadas Ratgeber werden, Ieyasus Sohn, und dann von Iemitsu, Ieyasus Enkel; das war der Punkt, an dem ich gelogen habe.«
    Seine Hand löste sich von meiner. Der Boden um ihn herum war getränkt von dunkler werdendem, gerinnendem Blut. Der Geruch brannte mir im Hals, und ich spürte, wie mir die Galle hochkam.
    Ruhig fuhr Saburo fort: »Außerdem hat Kata-rii-na mit gesagt, dass der Feuerregen nur kommen wird, wenn wir ein Reich haben. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist also, das Land für die namban zu verschließen. Keine Eroberungen. Kein Reich. Wir müssen für uns allein leben …«
    Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Fludd im Griff der Soldaten zusammensackte.
    »Das hat Fludd nicht prophezeit«, murmelte ich.
    Saburo stieß ein schwaches, amüsiertes Grunzen aus. »Fast. Furada, dieser eta , will im Schatten hinter dem Shogun stehen und das Land von dort aus lenken. Das hat er mir gesagt, als er in Whitehall zu mir kam.«
    Darioles Schultern zitterten in meinem Griff. Sie sagte etwas, jedoch so leise, dass ich sie nicht verstehen konnte. Ihr braungebranntes Gesicht war kreideweiß. Schock und Blutverlust ließen sie krank aussehen. Erleichtert bemerkte ich jedoch, dass der zweite Verband, den ich um ihre Wunde gelegt hatte, noch nicht blutdurchtränkt war.
    »Hält Furada mich für einen Narren?«, sagte Saburo in freundlichem Ton. »Er wäre insgeheim mein Herr gewesen … Er hätte uns nach Korea und Chin geführt … und dann weiter. Er hätte die Saat des Hasses gegen uns ausgebracht. Die Mächtigen werden stets gehasst. Aber Furada ist es egal, wer seinen Kometen besiegen kann, solange es nur irgendeiner tut. Wenn der Komet durch den Feuerregen besiegt werden kann … wen kümmert's dann, ne? Ist Nihon nicht mehr, gibt es noch andere Länder.«
    Saburo blickte wieder zu Dariole, streckte mit großer Mühe die Hand aus und berührte ihre nassen Finger.
    Sie brach in lautes Schluchzen aus.
    » Schschsch !« Tadelnd schüttelte er den Kopf. »Ihr seid jetzt kein Junge. Hört zu.«
    Dariole wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Ich höre.«
    Sie hatte ihre Stimme nicht mehr unter Kontrolle, und die Anstrengung, die es sie kostete, sich wieder zu beherrschen, tat mir in der Seele weh.
    »Furada hat mir gesagt, nach Wookey könne er kein England-Reich mehr machen, nicht mit einem lebenden König-Kaiser James. Ich glaube, er hat schon vor langer Zeit errechnet, wo er hingehen würde, sollte es schiefgehen. Auf eine andere Insel, in ein anderes Inselreich …«
    Saburo packte Darioles unverletzte Hand so fest, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Ich verstärkte meinen Griff um ihre Schulter. Da waren keine Ärzte. So selbstsüchtig es auch klingen mochte, ich konnte nicht anders, als ständig zu denken: Sie wird leben. Sie muss!
    Saburo schaute Dariole mit seinen teerschwarzen Augen an. »Kata-rii-na hat für mich geweissagt. Ich habe sie in den großen Höhlen besucht. Sie wusste, dass ich sie fragen würde. Ich glaube, sie wollte Furada so sehr loswerden, dass sie sogar nach mir gesucht hat … Sie hat mir gesagt, dass ich uns vor dem meisten, wenn nicht sogar allem Feuerregen bewahren könne, wenn es mir gelänge, dafür zu sorgen, dass das Land von allem Fremden abgeschottet wird. Sie hat mir gesagt, wie ich das schaffen könnte, wie ich Furada hierher nach Nihon bringen sollte. Nun sterbe ich selbst durch die Hand eines gaijin … und das wird Furada und alles, was er sagt, in Misskredit bringen. So wird sich das Gleichgewicht verändern, und Nihon wird sich abschotten.«
    Sein Lächeln war voller Befriedigung und Frieden.
    »Sie hat gesagt, ich würde den gaijin erkennen, wenn ich ihn sehe. Als ich Euch sah, Dari-oru, habe ich noch geglaubt, Roshfu würde mich töten, nachdem ich Euch getötet habe. Weil ich Euch getötet

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