Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
Vom Netzwerk:
Samurai ihr schon in Fleisch und Blut übergegangen. In verwirrtem Tonfall sagte sie: »Auf Wiedersehen, Saburo.«
    Die junge Frau humpelte zu den hashagar. Ich hörte, wie Saburo leise etwas zu dem Offizier hinter ihm sagte. Auf ein Zeichen des Mannes hin sammelten sich die Soldaten um Dariole und Robert Fludd und verwehrten ihr so den Blick auf den Sterbenden neben mir.
    »Roshfu, Ihr habt eine gute Klinge.« Saburo packte mein Handgelenk. »Kennt Ihr die Pflicht eines Sekundanten in meinem Land?«
    »Ich weiß genug, um zu wissen, dass ich dessen nicht würdig bin.« Ich atmete tief durch. »Und ich weiß, dass meine Klinge nicht scharf genug ist. Wenn Ihr es wollt, dann gebt mir Eure.«
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, und einen Augenblick lang sah er jung, sorglos und fröhlich aus.
    »Es wird immer besser und besser. Ein Samurai, dem ein gaijin mit dem eigenen Schwert den Kopf abschlägt! Fürst Tokugawa Hidetada wird außer sich sein.«
    Er streckte die Hand nach seiner Waffe aus.
    Ich nahm die Kattanklinge. Sie war schwer, wunderbar ausgewogen und glitzerte im Sonnenlicht. Ich sah, wie Saburo den Duft des Grases und der Pinien einatmete, und wie er den Stimmen lauschte, dem Wind und den Wellen.
    Dann fiel seine Hand mit einem Ruck nach unten.

Rochefort: Memoiren
Vierundvierzig
    Blauer Himmel und blaues Meer taten sich zusammen, um den Betrachter zu desorientieren.
    Auf dem Deck der Santa Theodora fragte ich mich, ob das Meer sich weit über meinen Kopf erhob oder der Himmel sich bis unter das Schiff erstreckte. Es war nun eine Woche her, seit wir aus der Provinz Chikuzen abgefahren waren, und ich beobachtete die blauen Rücken der Delfine, die um unser Schiff herumsprangen, und wusste nicht, ob sie nun durch das Wasser oder über den Himmel glitten.
    Am Ende dieser ersten Woche akzeptierte ich Monsieur Saburos Wort, akzeptierte, dass dieses Schiff keine Falle war.
    Denn ich habe ihn für seinen Glauben sterben sehen.
    Für die Mannschaft lohnte es sich stets, ein, zwei Leinen in das blaue, durchscheinende Wasser hinabzulassen und leuchtendbunte Fische zu fangen, die ich zwar nicht, aber Gabriel mit großer Freude verspeiste. Manchmal sah ich durch das glasklare Wasser hindurch Felsen in der Farbe von Rubinen und Schwefel, der zur Oberfläche wuchs.
    Monsieur Saburo hatte genug Vertrauen besessen, um sein Leben für das zu geben, was Caterina als mögliche Entwicklung in vier-, fünfhundert Jahren vorausgesehen hatte – selbst wenn manches davon einfach unvorstellbar war!
    Ich lehnte an der Reling, blickte in das unberechenbare Wasser hinab und dachte über Robert Fludd und dessen Berechnungen nach … welche vom Ursprung her die gleichen waren wie die Caterinas.
    Auch Fludd sagte die Zukunft der Welt voraus, ein halbes Jahrtausend von unserer Zeit an …
    Ich dachte: Ich muss eine Entscheidung treffen.
    Dariole hatte sich in der winzigen Kabine eingeschlossen, die ich dem ersten Maat gegen ein Bestechungsgeld für sie abgeschwatzt hatte, eine Holzkiste kaum größer als die Reisekutsche des Earl of Salisbury. Sie sagte, sie schliefe die meiste Zeit, und tatsächlich lag sie meist zusammengerollt in der kleinen Koje. Die Türen hatte sie fest verschlossen, und ich fragte mich, wie sie die Dunkelheit und die Feuchtigkeit nur aushalten konnte.
    Mehr als eine Entscheidung.
    Ein gleichmäßiger Wind wehte uns nach Westen. Salz machte Haar und Kleider steif, und die feuchte Hitze ließ die europäischen Kragen erschlaffen – egal wie viel Stärke man auch verwendet haben mochte. Die Offiziere des portugiesischen Schiffes kleideten sich weiterhin, als wären sie zu einem diplomatischen Empfang eingeladen. Ich wiederum hielt an der nihonesischen Kleidung fest und war dankbar dafür, dass wir uns dadurch ein wenig isolierten.
    Robert Fludd hatte ich weder gefesselt noch eingesperrt. Wo hätte er in den Weiten des Ozeans auch hingehen sollen?
    Dennoch sorgte ich dafür, dass entweder ich oder Gabriel ein Auge auf ihn hatten. Es gibt immer eine Fluchtmöglichkeit – und für einen Mann, der die Zukunft vorherzusagen vermag, vielleicht sogar mehr als eine.
    »Ihr werdet mir mein Misstrauen verzeihen«, hatte ich Fludd gegenüber bemerkt, der unter Deck in einer Ecke lag, wo wir unsere wenigen Habseligkeiten verstaut hatten. »Ich hatte Euch schon in London für besiegt gehalten, und … Nun, Ihr seht ja, was daraus geworden ist.«
    Er rührte sich nicht. Das schwache Licht enthüllte mir sein hageres

Weitere Kostenlose Bücher