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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Rückkehr durch die Hand seines Sohnes gestorben und der Vertrag mit Frankreich somit zunichte gemacht worden ist. Das wäre das eine. Das zweite …«
    Robert Fludd blickte mich stumm an.
    »Euer ›böser Komet‹«, sagte ich schließlich. »Ich will wissen, ob die Vernichtung, an die Ihr glaubt, durch die Ereignisse abgewendet worden ist … oder nicht.«
    Wir segelten auf vielen Schiffen.
    Zwar fürchtete ich mich nicht mehr davor, dass der taifung uns genauso rasch ins Grab bringen würde, wie Tanaka Saburo durch das Schwert gestorben war; doch mehr und mehr ängstigte mich, was während unserer langen Abwesenheit in Europa geschehen sein mochte.
    Seltsamerweise dachte ich nicht mehr an den Hof Heinrichs IV. wie er gewesen war, bevor ich Frankreich verlassen hatte. Heinrich im mittleren Alter, umgeben von seiner Frau und seinen Mätressen, seinen legitimen Söhnen und einem ganzen Stamm von Bastarden, und noch immer mit genügend Kraft, um einen europäischen Krieg zu planen. Die Erinnerung in meinem Geist war die an Heinrich von Navarra und den Duc de Sully – der damals nur de Rosny gewesen war – in Arques und Ivry: jüngere Männer auf blutigen Schlachtfeldern. Sully war verwundet worden. Aber nicht so schwer, wie ich ihn später verwundet habe, als es mir nicht gelungen war, König Heinrich zu beschützen.
    Und was treibt Maria di Medici gerade in Frankreich? Lebt Sully noch?
    Das niederländische Schiff, auf dem wir reisten, transportierte Geschenke des Königs von Japan an Prinz Moritz von Nassau in Den Haag. Ieyasus Geschenke schlossen auch eine Rüstung mit ein, emailliert und verziert auf nihonesische Art, komplett mit Helm und Beinpanzer. Als ich sie mir mit Erlaubnis des Kapitäns anschaute, sah ich endlich, was Tanaka Saburo König Heinrich hatte bringen wollen.
    Sie sah recht armselig aus, dachte ich zunächst, verglichen mit den vergoldeten Stahlplatten englischer Rüstungen. Sie bestand nur aus winzigen, zusammengebundenen Metallplättchen.
    Aber auch wenn der kastenförmige Harnisch und die hängenden Tassetten mich nicht beeindruckten, so faszinierten mich doch die feinen Stahlringe, die in den Armpanzer genäht waren, und die doppelt gebogenen Armschienen. Sie waren geschmeidig und doch stark, sodass auch ein europäischer Fechter sie im Duell mit Leichtigkeit hätte tragen können, um einem Stoß oder Hieb zu entgehen, ohne dabei an Geschmeidigkeit einzubüßen.
    »Bei James Stuart ist solch ein Panzer verschwendet«, bemerkte Dariole, als sie mich gedankenverloren vor der Rüstung fand. Ich konnte nicht anders, als ihr zuzustimmen. Unbewusst rieb sie sich über den Arm, als sie die Kabine wieder verließ.
    Wir fanden ein Schiff, von dem Robert Fludd uns versprach, dass es nächsten Frühling daheim eintreffen würde.
    Allmählich vertraute ich ›Brunos Formulae‹, die Fludd und Caterina nutzten. Seine Versicherungen hielten mich die folgenden Monate über aufrecht, auch wenn mir die Reise schier endlos erschien, und sie gaben mir den Glauben an unsere sichere Heimkehr zurück, wann immer ich in einem Sturm oder bei einer Flaute ansonsten fest davon überzeugt gewesen wäre, sterben zu müssen.
    Dann kam ein Tag – der letzte im Zeichen des Stiers im Jahre 1612 –, da die Sonne sich über den Horizont erhob und über das schier endlose Meer zu mir hinüberblickte, und der Erste Maat sagte mir, dass sich in alldem Glitzern die Insel Scilly verberge, die erste Insel in der Kanalmündung.
    »Nun?«, verlangte ich von Fludd zu wissen.
    Dariole und Gabriel hatten sich rechts und links von Robert Fludd mittschiffs an der Reling postiert. Fludds blasse Augen leuchteten in seinem von der Sonne gebräunten Gesicht.
    »Angesichts der Zeit, die mir zur Verfügung gestanden hat, sind das nur grobe Berechnungen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich möchte nicht, dass Ihr etwas anderes denkt, Messire Rochefort.«
    »Und?«
    »Und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Prinz Heinrich Stuart seinen Vater getötet hat – bis jetzt. Er ist immer noch mehr ein Junge als ein Mann.« Er blickte auf das fleckige Stück Papier in seiner Hand. »Und während ich Brunos Formulae auf Heinrich angewandt habe, habe ich durch Zufall herausgefunden, dass Sir Robert Cecil diesen Monat wahrscheinlich nicht in London weilt. Es scheint, dass Ihr entweder den König oder seinen Minister haben könnt.«
    Fludd besaß genügend Kenntnisse über den Geheimvertrag, um zu wissen, dass ich beide Männer so schnell wie

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