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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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mit dem Schiff zu fahren. Ich bin froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    Und ich freute mich noch mehr, als wir ein paar Stunden später tatsächlich losritten, nachdem wir Monsieur Fludds ärztliche Instrumente für einen guten Preis verkauft und uns davon Pferde hatten leisten können. Ich fragte mich, was in den vergangenen zwei Jahren wohl aus meinem Andalusier geworden war, den ich in Frankreich hatte zurücklassen müssen, und ob ich ihn wohl je wiederfinden würde. Der Falbe, den man mir nun verkauft hatte, besaß zwar ein paar schlechte Eigenschaften, war aber in guter Verfassung. Falls er jedoch nur einen Funken Verstand besaß, so vermochte ich ihn nicht zu erkennen.
    Wir ritten nach Südwesten und aus Bristol hinaus über das flache Land und in die dahinter liegenden grünen Hügel, wo sich Höhlen verbargen. Gabriel hielt sich wie immer nicht einen Schritt weit von Fludd entfernt; er trug einen Knüppel im Gürtel. Mademoiselle Dariole ritt voraus. Nach einer Weile hörte ich sie nicht gerade melodiös singen.
    Ein Dreivierteljahr, und ich habe dich nicht berührt.
    Sie hatte sich während ihrer Albträume von einer Umarmung trösten lassen, aber nicht mehr. Doch ich war kein Junge, ich hatte Geduld. Seit wir Japan verlassen hatten, hatte ich mich ihr nicht aufgedrängt. Ich hatte das Gefühl, als hätte ein venezianischer Glasbläser eine Blase um sie herum gefertigt, und ich wagte nicht, diese zu zerbrechen aus Angst, ich könnte auch sie dabei zerstören.
    Vielleicht heilen ihre Wunden ja.
    Gabriel ritt neben mich, als sein und Fludds Tier uns eingeholt hatten. »Weißt du, es heißt, du und der König von England hätten in dieser Gegend den Bauern vorgesungen.«
    »Das weiß ich. Warum?«
    »Verdammt gute Idee, dass ihr nicht auch sie habt singen lassen!«
    Die Würde eines Gentlemans verbietet es ihm, seiner Belustigung lautstark Ausdruck zu verleihen. Ich hustete.
    Wir ritten nicht bis Wookey, sondern stiegen ab, als wir die Schlucht in Cheddar erreichten und zündeten unsere Lampen an, um zu den Höhlen dort zu finden. Die Stille, die nur vom Tropfen des Wassers durchbrochen wurde, erinnerte mich an jene anderen Höhlen. Seit wir weggegangen waren, war niemand mehr hier gewesen: Ein paar weggeworfene Stücke Zaum- und Sattelzeug bewiesen mir das. Die Stille hatte jedes Echo der Stimmen Spofforths und seiner Männer verschluckt.
    Ich fand Suor Caterinas Papiere dort, wo wir sie gelassen hatten, gebündelt in einer trockenen Höhle.
    Das Papier fühlte sich feucht und schmutzig an, doch es war lesbar, obwohl es hier schon acht Monate lang lag.
    »Gabriel …«
    »Ich weiß: Deshalb haben wir die Packpferde mitgenommen.« Er schaute zu Mademoiselle Dariole. »Helft Ihr mir, die zusammenzupacken?«
    Sie antwortete nicht, nickte aber. Ich hatte das Gefühl, als würden ihre Augen mehr leuchten, als es normalerweise im Rauch der Laternen möglich war. Als wir zum letzten Mal hier gewesen waren, lebten sowohl Caterina als auch Saburo noch.
    In Bath hatten wir gesicherte Informationen bekommen, dass Lord Cecil sich mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Hatfield House befand; sie hatten die London Road genommen.
    James und Maria di Medici mochten ja die mächtigsten Monarchen Europas sein und damit die besten Schutzherrn für Fludd, die nicht auf Eroberungskriege aus waren; aber sie dachten nicht in Zeiträumen von fünfhundert Jahren.
    Cecil war der Mann, den ich am dringendsten sehen musste.
    England im Mai: Jeder Baum ist belaubt, und in jeder Hecke nistet ein Vogel. Die Schweine der Bauern liegen Seite an Seite neben der Straße und säugen ihre Ferkel. Die klare, warme Luft machte mich förmlich trunken. Als wir an einem Fluss hielten, um die Pferde zu tränken, erinnerte ich mich daran, auf den Doktor Acht zu geben. Fludd saß mürrisch auf seinem blassen Tier, dessen guter Gang es nicht davon abhielt, immer wieder an den Beinen des Reiters zu knabbern. Robert Fludd beäugte es säuerlich und bewegte seinen Fuß.
    »Wo werden wir Cecil einholen?«, fragte ich ihn, zog meinen Falben vom Fluss weg und saß wieder auf.
    Der hagere Mann deutete in die entsprechende Richtung. Gut eine Meile entfernt sahen wir Dächer durch die Bäume hindurch. In Frankreich hätten sie zu einem großen Gutshaus gehört.
    »Wir sind in der Nähe von Marlborough«, erklärte Fludd leise. »Das ist das Kloster von St Margaret. Dort werdet Ihr ihn finden.«
    Da ist doch ein Trick dabei, dachte ich,

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