Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
Vom Netzwerk:
möglich aufsuchen würde. Ich nickte. »Und die andere Angelegenheit?«
    Ich wusste es schon, bevor er etwas sagte.
    Fludd schaute auf seine braunen Hände, wo sich jene fremdartige Tinte, die ich ihm hatte besorgen können, in seine Finger eingegraben hatte.
    »Nein.« Er sprach, als hätten wir drei das nicht schon längst vermutet. »Nichts, was geschehen ist, hat irgendetwas verändert. Der Komet wird noch immer kommen.«
    Ich nickte und blickte zum Heck des Schiffs.
    »Das habe ich mir schon gedacht. Gabriel, frag den Kapitän nach dem nächstgelegenen englischen Hafen, den wir anlaufen können. Ich habe jetzt etwas im West Country zu erledigen.«

Rochefort: Memoiren
Fünfundvierzig
    Da Bristol ein großer Hafen war, brauchte ich mehr als eine Stunde, um zwei französische Schiffe zu finden, die ebenfalls dort vor Anker lagen, und mir essentielle Nachrichten zu besorgen.
    Der Duc de Sully: lebendig.
    Maria di Medici: nicht tot.
    Nun ja, man kann nicht alles haben, sinnierte ich.
    »Was sonst noch?«, verlangte Dariole zu wissen, als ich in die Hafentaverne kam, wo ich sie zurückgelassen hatte.
    Ich war kaum durch die Tür, hatte mir gerade ein Bier bestellt, Gabriel begrüßt und mich auf einen der Holzstühle am Kamin gesetzt.
    »Was sonst noch? Gerüchten zufolge ist der Herzog nicht länger Teil der Regierung. Das mag wahr sein oder auch nicht; in jedem Fall glaube ich nicht, dass wir das in England herausfinden werden. Was den Rest betrifft, so ist James noch immer englischer König … Abgesehen von ein paar Streitereien mit dem Parlament und häretischen Priestern scheint es nicht viel Neues zu geben, seit wir von zu Hause fortgegangen sind.«
    Das war ein seltsames Wort dafür. Zu Hause. Ich lehnte mich zurück und trank mein Bier. Auch wenn das nur England und nicht Frankreich war, so fühlte es sich nach einer Fahrt von zwölftausend Meilen doch wie zu Hause an, nach einer Reise um die halbe Welt durch Stürme und Flauten und in heiße, schwüle Länder …
    Vor den Bleiglasfenstern herrschte das rege Treiben einer Hafenstadt, und jenseits davon erhoben sich in der Ferne grüne Hügel. Ich hätte den ganzen Tag einfach dort sitzen und zuschauen können. Die Hintertür der Taverne stand offen. Möwen stritten sich um Essensreste, und der Wind wehte den Geruch westlicher Küche herein.
    Dariole knallte ihren Becher auf den Tisch. »Bristol ist nicht gerade aufregend. Auch wenn wir fast zwei Jahre gebraucht haben, um hierher zu gelangen.«
    Ich konnte nicht anders, als sie anzulächeln, während sie sich bei Gabriel bedankte, der ihr einen neuen Becher brachte.
    Er setzte sich wieder zu uns und trank selbst einen Schluck. »Welchen Tag haben wir, Raoul?«
    »Mai? So um den einundzwanzigsten?« Ich legte meine Jacke ab. »Hat Fludd mit seinen Berechnungen Erfolg gehabt?«
    Gabriel, der neben mir saß, als wäre er der Herr und ich der Diener – und dafür wollte ich ihn nicht tadeln, murmelte abfällig irgendetwas in seinen Becher, das zustimmend klang. Fludds ›schwarze Mathematik‹ konnte er trotzdem nicht leiden.
    Dariole warf einen Blick zur Decke hinauf, über der Robert Fludd in unserem Zimmer eingesperrt war.
    Gabriel machte eine vage Geste in Richtung Osten. »Sieht so aus, als wäre dein Lord Cecil näher, als wir gedacht haben. Er war hier in der Gegend, in Bath, und hat die römischen Quellen genossen.«
    Ich hob die Augenbrauen. Mylord Cecil hatte nie den Eindruck eines Frauenverehrers auf mich gemacht, und Eisenwasser galt als gutes Heilmittel für die Pocken.
    »Ist er noch immer dort?«
    »Nein. Er ist auf dem Weg zurück nach Hatfield, nördlich von London. Aber Fludd sagt, wir würden ihn übermorgen einholen. Seine Kutsche kommt langsamer voran als Reiter.«
    »Wollen wir das denn?« Dariole rieb sich gedankenverloren den linken Unterarm, was sie inzwischen häufig tat.
    »Man sollte glauben, dass es von Vorteil wäre, den Herrn Minister bald zu sehen«, meinte ich.
    Gabriel grunzte. »Ich würde diesem Wiesel Fludd nicht trauen, selbst wenn ich seinen Schwanz gepackt hätte.«
    Ein Lächeln spielte um Darioles Lippen. Ich konnte ihre Augen nicht sehen. Einige Dinge – Dinge, die mir allein schon beim Gedanken daran den Magen umdrehten – sollten besser eine Metapher bleiben.
    »Das ist keine Frage des Vertrauens«, sagte ich. »Wir haben Schwerter, und wir haben Pistolen, und wir sind über die Maßen misstrauisch. Was mich betrifft, so würde ich lieber nach London reiten, statt

Weitere Kostenlose Bücher