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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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jung stirbt … Wann soll das sein?«
    Erschrocken platzte Fludd heraus: »Im Oktober diesen Jahres, Mylord. Ich kann den Tag genau berechnen.«
    Cecil drehte wieder den Kopf zu mir. »Falls nötig, sorgt dafür, dass dieser Fall auch eintritt. Habt Ihr mich verstanden? Schwört es mir, Monsieur Rochefort.«
    »Wie ich sehe, seid Ihr bereit, alles zu Eurem Vorteil zu nutzen, Mylord Cecil – selbst das Mitleid, das man für einen Sterbenden empfindet.«
    Cecils Grinsen machte mich nervös. »Ich habe auch mich selbst nie geschont«, sagte er. »Kommt. Werdet Ihr das tun? Ich werde Euch bei einigen meiner wichtigsten Informanten einführen. Sollte Heinrich sich weiter als Verschwörer betätigen, werdet Ihr davon erfahren, und dann … Schwört es, Monsieur!«
    »Ich werde nicht schwören.« Ich hielt seinem Blick stand. »Ich werde … Ich werde mich daran erinnern, dass Ihr das von mir verlangt habt.«
    Noch im Sterben sah ich die alte Kraft in ihm, auch wenn er wusste, dass er diesen Leib bald würde verlassen müssen. Er nickte knapp.
    »Ihr solltet Fludd jetzt besser zum König bringen.« Cecil sackte immer tiefer ins Bett zurück, auch wenn er versuchte, sich so aufrecht wie möglich zu halten. Selbst in dem trüben Licht war deutlich zu sehen, wie seine Augen immer tiefer in die Höhlen sanken. »Und bitte erweist mir die Ehre, eine Botschaft von mir zu überbringen … Holt meinen Sekretär. Ich werde ihm einen Brief an Seine Majestät diktieren. Ihr könnt ihn zu ihm bringen, Rochefort. Und ich werde Euch auch ein paar Empfehlungsschreiben geben.«
    Das Licht, das kurz in ihm gestrahlt hatte, verlosch wieder. Einer der Ärzte im Vorraum spähte zur Tür hinein und winkte uns zu gehen.
    »Kehrt in fünfzehn Minuten wieder zurück, um die Briefe abzuholen.« Robert Cecils dünne Stimme klang scharf. »Ich denke, ich werde jetzt ein wenig schlafen. Sollte ich Euch vor Eurem Aufbruch nicht mehr sehen, Monsieur, so wünsche ich Euch jetzt schon Lebewohl. Und solltet Ihr zufällig Seine Majestät vor mir sehen … Bitte, informiert ihn, dass es mir Leid tut, dass ich seine Vorstellung auf der Bühne des ›The Rose‹ nicht habe sehen können. Das wäre wirklich schön gewesen.«
    Ich verneigte mich, und auch Mademoiselle Dariole brachte eine Verbeugung zustande, die des Louvre würdig gewesen wäre. Ohne auf die uns drängenden Ärzte zu achten, verließ ich das Sterbezimmer.
    Unten angelangt winkte ich Gabriel, Robert Fludd auf den Hof zu führen. Dort stand ich dann unter dem strahlend blauen Himmel und atmete die frische Luft ein. »Kann man denn gar nichts tun?«
    »Nichts.« Fludd fuhr sich mit den Fingern durch sein grauer werdendes Haar und blickte zu dem Zimmer mit den geschlossenen Fensterläden hinauf. »Es ist ein Magentumor, der schon lange gärt; doch in Wahrheit ist es dieses Land, das ihn verbraucht hat. Monsieur, wisst Ihr, dass er erst neunundvierzig ist?«
    »Jesus!« Gabriel zuckte unwillkürlich zusammen.
    Ich war geneigt, es ihm gleichzutun.
    Bowles, der Ketzerpriester, brachte die mit Cecils Wappen versiegelten Briefe heraus. Wir saßen auf und ritten an Marlborough vorbei in Richtung Osten. Die Nacht verbrachten wir in einer anderen Stadt.
    Ich habe meinen besten Verbündeten verloren. Jetzt muss ich meine Pläne überdenken.
    Am Spätnachmittag des nächsten Tages verkündeten Stadtschreier dem Volk die neuesten Nachrichten: Die wichtigste war der Tod von Robert Cecil, Earl of Salisbury, Erster Minister und Schatzkanzler Seiner Majestät König James.

Rochefort: Memoiren
Sechsundvierzig
    Gegen Ende der Woche war Fludd in dem Haus in Cripplegate untergebracht, das Cecil uns versprochen hatte, während ich vorerst den Wärter für ihn spielte.
    »Das Ganze wird immer verwirrender«, sagte ich zu Gabriel. Wir waren gerade damit fertig, die Männer des verstorbenen Earls of Salisbury auszufragen, und versuchten, zu einer Entscheidung zu kommen, welchem der Diener wir im Namen von James I. die Aufsicht über Doktor Fludd anvertrauen konnten.
    »Denk nach«, sagte ich. »Zunächst einmal wird das nicht hier enden. Sollte Fludd Recht haben, was Prinz Heinrich betrifft … Nun, es bedarf keiner großartigen Fantasie, sich vorzustellen, dass man mit Brunos Mathematik noch andere Männer finden kann, die ermordet werden müssen. Könige, Fürsten, Päpste. Oder vielleicht auch einfache Leute, die schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort sind.«
    Gabriel grunzte: ein Geräusch, in dem sowohl Sorge

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