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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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die Hände auf die Schultern, um sie festzuhalten. Es dauerte gut eine Minute, bis sie sich wieder bewegte.
    Wie sollte ich mit diesem Sterbenden über den Nutzen von Robert Fludd sprechen?
    Als hätte er unter Schmerzen eine Entscheidung getroffen, nickte Cecil vor sich hin. »Ich habe den Earl of Northumberland wieder in den Tower bringen lassen. Er wird nie wieder einen Fuß vor dessen Mauern setzen – zumindest nicht, solange Seine Majestät noch lebt. Was danach geschehen wird, vermag ich nicht zu garantieren. Master Fludd, ich befehle, dass Ihr in London bleiben sollt. Ich habe ein Haus in Cripplegate gekauft, das bei Eurer Rückkehr für Euch bereitsteht. Des Weiteren habe ich angeordnet, dass Ihr die Grenzen dieser Londoner Pfarrei nicht mehr verlassen sollt, solange Ihr lebt. Ihr dürft Euer Handwerk als Arzt ausüben, aber hauptsächlich werdet Ihr dem König als Berater zur Seite stehen und ihm Euch und Eure Mathematik uneingeschränkt zur Verfügung stellen. Habt Ihr mich verstanden?«
    Es war, als wäre außer Fludd und ihm niemand im Raum. Der Arzt und Astrologe erwiderte: »Das wird viel von meiner Zeit beanspruchen, und man wird mich beobachten. In Oxford habe ich Bücher geschrieben, Mylord. Man hat mich dafür der Universität verwiesen. Jetzt könnte ich diese Manuskripte nach und nach veröffentlichen, als Tarnung für Diener und andere, die sich fragen könnten, was ich mit meiner Zeit mache. Ich werde König James dienen, wie Ihr wünscht.«
    »Und aus welchem Grund? Angst?«
    Robert Fludd schaute ihn an. »Buße.«
    »Ja. Das verstehe ich.« Der Sterbende lehnte sich in die Kissen zurück.
    Ich hörte die Tür knarren und sah Dariole dort, halb drin, halb draußen. Während Cecil noch einige Worte mit Fludd wechselte, winkte ich sie zu mir zurück.
    Dariole schüttelte jedoch den Kopf, und so ging ich zur Tür.
    »Ich werde unten mit Gabriel warten, Messire.«
    »Wollt Ihr einem tapferen Mann nicht Lebewohl sagen?«
    »Ich mag keine Krankheit. Der Tod in einem Duell ist etwas anderes.« Sie schaute mich an. In dem trüben Licht sah ich einen Gesichtsausdruck, den ich nicht verstand. »Aber gut … Ich gehe zu ihm.«
    »Und das ist wahr?«, fragte Cecil gerade, als wir wieder zum Bett zurückkehrten.
    Robert Fludd senkte den Kopf. »Ich benötige noch mehr Zeit für meine Berechnungen, Mylord.«
    »Ah, ja. Zeit.« Cecil machte eine Geste, die ihn selbst und das Krankenbett mit einschloss. »Zeit ist etwas, was mir im Augenblick nicht gerade im Übermaß zur Verfügung steht. Sagt mir einfach, was Ihr hier und jetzt bereits zur Hand habt, Herr Doktor.«
    Fludd verneigte sich, die Hände in den Ärmeln seiner Robe verborgen. Er hätte einfach nur ein beliebiger Arzt sein können, der sich gleich den Finger lecken würde, den er zuvor in die Urinflasche des Patienten gesteckt hatte. In seinen Augen fing sich das schwache Licht, das durch die Fensterläden fiel, und ich sah ihr kräftiges Blau. Glatt rasiert, wie er war, vermittelte er den Eindruck, als hätte er nichts zu verbergen. Und vielleicht hat er das wirklich nicht mehr.
    »Es gibt zwei Richtungen, die das Leben von Prinz Heinrich nehmen könnte«, begann Robert Fludd in professionellem Tonfall. »Heinrich könnte jung sterben. Diese Zukunft ist allerdings eher unwahrscheinlich verglichen mit der anderen: Dass er seinem Vater bald auf den Thron von England und Schottland folgen wird.«
    Ein Ausdruck von Schmerz verzerrte Cecils Gesicht. Wäre er nicht krank gewesen, seine Selbstbeherrschung hätte verhindert, dass er sich etwas hätte anmerken lassen. »Und wird Heinrich ein guter König sein?«
    Fludd zuckte mit dem Kopf. Ich erkannte, dass er ihn hatte schütteln wollen, doch er hielt sich im letzten Moment zurück.
    »Sir?«, hakte Cecil nach.
    »Er wird ein … ein tapferer König sein.« Fludd kniete plötzlich nieder und hob den Blick zu dem Mann auf dem großen Bett. »Das ist meine Schuld. Ich dachte, ich wäre dort, um ihm als Mentor zur Seite zu stehen. Heinrich verlangt es danach, der Mann zu werden, welcher der französische Heinrich gewesen wäre, ein Kreuzfahrer, der ganz Europa erobert. Prinz Heinrich will das entweder für die protestantische oder die puritanische Sache. Mylord, die katholischen Häuser von Österreich und Spanien sind stark, aber da sind auch Dänemark, Schweden, die Vereinigten Provinzen und die deutschen Länder … Mylord, ich wünschte, ich müsste Euch nicht sagen, wie lange diese Kriege andauern

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