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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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werden. Dieses Jahrhundert wird ihr Ende nicht mehr sehen.«
    Er erwähnt nicht seinen Kometen, fiel mir auf. Der läge allerdings auch viel zu weit in der Zukunft, als dass sich Cecil darum sorgen würde. Aber England, jetzt und in den nächsten neun Jahrzehnten …
    Cecil krächzte: »So lange?«
    »Religion ist nichts, was der Vernunft unterliegt. Wenn ein Krieg sich bis zu den Grenzen der Türken ausdehnt und Grausamkeiten auf beiden Seiten begangen werden, dann wird eine Generation den Tod ihrer Väter an den Söhnen der Gegner rächen. Blut und Erinnerung, Mylord. Das kann endlos so weitergehen.«
    Cecil nickte langsam. »Aber Ihr könnt Euch dessen nicht sicher sein, nicht wahr? Es könnte noch abgewendet werden.«
    »Ich kann Suor Caterinas Aufzeichnungen noch eingehender studieren.« Fludd senkte den Kopf. »Mylord, ich bin sicher, dass der Krieg kommen wird. Das war auch sie. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass es noch immer möglich ist, ihn zu verkürzen – um Jahre oder, wenn wir Glück haben, um Jahrzehnte. Aber dies hier ist der Zeitpunkt, da er beginnt: mit Prinz Heinrich und seinem protestantischen Kreuzzug.«
    Fludd blickte zu mir.
    »Die Hugenotten in Frankreich werden rebellieren und sich ihm anschließen. Es wird Bürgerkrieg geben.«
    Er sagte nicht, was Sullys Schicksal dabei sein würde, und das musste er auch nicht. Mein Herr war stets ein eingefleischter Hugenotte gewesen.
    »Wie können wir mit Sicherheit sagen, was sein wird?«, verlangte Cecil zu wissen.
    »Das wissen wir in der Tat erst im Nachhinein.« Auf ein ungeduldiges Winken hin stand Fludd wieder auf. »Und dann ist es zu spät … Mylord, nun seht Ihr, warum ich gezwungen war zu tun, was ich getan habe! Wir können nicht alles wissen. Gleichzeitig können wir jedoch auch nicht leugnen, dass wir etwas wissen. Wir müssen handeln. Oder wir verzichten darauf zu handeln, nur dann müssen wir auch die Verantwortung dafür übernehmen.«
    Ich spürte Darioles Schulter an meinem Arm. Sie zitterte, und beiläufig legte ich den Arm um sie. Ein wenig misstrauisch blickte ich zu Robert Fludd, konnte aber nicht umhin, ihm zuzustimmen. »Irgendwann muss man sich entscheiden, zu vertrauen und zu handeln – oder eben etwas anderes tun.«
    »Und was würdet Ihr tun?«, verlangte Cecil mit dünner Stimme von mir zu wissen.
    Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, schnippte er mit den dürren Fingern.
    »So … Ich werde es Euch überlassen!«
    Ich blinzelte. »Monsieur!«
    »Ihr werdet James keinen Kummer bereiten, indem Ihr mit ihm über seinen Sohn sprecht.« Cecils Stimme klang matt, und sein Gesicht war kreideweiß, doch er strahlte noch immer etwas von seiner alten Autorität aus. »Habt Ihr mich verstanden, Fludd, Rochefort? Der Prinz hat seinem Vater schon genug Kummer bereitet. Was Ihr tun werdet ist Folgendes: Ihr werdet so lange Berechnungen anstellen, bis Ihr deutlich seht, ob das tatsächlich die Zukunft ist. Und sollte sie das sein, und sollten wir ihr nicht entkommen können, dann, Monsieur Rochefort, dann werdet Ihr handeln, wie ich es von Euch verlange … Dann werdet Ihr dem Prinzen das Leben nehmen.«
    Er schaute mir unverwandt in die Augen.
    »Ich bin es leid, ein Meuchelmörder zu sein«, knirschte ich. »Ein König war genug, und mit dem Attentat auf James hat es mir endgültig gereicht.«
    »In der Tat. Ihr solltet nicht derjenige sein.« Cecil deutete auf Robert Fludd. »Es sollte dieser Mann hier sein. Er hat den Prinzen zur Verschwörung verführt – oder zumindest hat er den Wunsch dazu bei dem Jungen entdeckt und an die Oberfläche gebracht. Wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, dann wird er seine Hände mit Blut beflecken und Heinrich Stuart töten. Aber er ist in dieser Hinsicht vollkommen unfähig, Monsieur Rochefort, und so werdet Ihr es wieder sein, der den Dreck beseitigt.«
    Fast funkelte so etwas wie Belustigung in Robert Cecils Augen. Ich beantwortete Ehrlichkeit mit Ehrlichkeit und sagte: »Glaubt Ihr wirklich, dass ich jemand bin, der ein Versprechen erfüllt, das er einem Sterbenden gegeben hat?«
    »Ich glaube, dass Ihr ein Mann seid, der sich wünscht, an all seinen Versprechen festhalten zu können.«
    Ich stelle immer wieder fest, dass es weit schmerzhafter sein kann, wenn einem Ehrlichkeit und nicht Hinterlist unterstellt wird.
    Cecil ließ sich wieder auf die Kissen zurücksinken. Das Fieber war ihm deutlich anzusehen. »Master Fludd hat gesagt, es bestünde eine Chance, dass Heinrich

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