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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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nämlich, dass König James oder die Medici dem zustimmen werden.«
    »Schüler …« Erneut hob Fludd den Blick, um mich anzuschauen.
    Es war vielleicht unsicher, was die Weitergabe von Brunos Lehren betraf; aber wir hatten Caterinas Papiere. Und es war durchaus möglich, sehr gut möglich sogar, herauszufinden, wie gut ein Schüler unterwiesen wurde, denn dann würde er zuverlässige Voraussagen machen können.
    »Es ist möglich, dass ich ein, zwei Wochen von hier weg sein werde«, sagte ich. Fludd wirkte überrascht ob meines plötzlichen Themenwechsels. Ich fügte hinzu: »Deshalb, Monsieur Fludd, muss ich wissen: Wie lange dauert es, bis Ihr berechnen habt, wann ich sicher aufbrechen und wieder zurückkehren kann?«
    »Behalte Fludd im Auge. Ich habe einen Plan, für den ich ihn bei meiner Rückkehr brauche«, instruierte ich Gabriel. »Du musst hier bleiben. Wenn du nach Frankreich gehst, werden sie dich hängen.«
    Gabriel hob die Augenbrauen. »Und wenn du gehst, werden sie dann nicht dich hängen?«
    »Nein. Ich werde lebend wieder zurückkommen. Das habe ich aus zuverlässiger Quelle.«
    Als ich mit Dariole darüber sprach, reagierte sie mit Zynismus.
    Sie lehnte mit der Schulter an den feuchten Ziegeln im Garten, wo ich sie gefunden hatte, und sie warf mir einen Blick zu, der Bände sprach. Sie würde sich nicht täuschen lassen.
    »Ihr traut ihm? Und wohin wollt Ihr noch mal gehen?«, fragte sie.
    Ich musste den Sturm ertragen, der über mich hereinbrechen würde, das wusste ich, sonst würde sie – und ohne Zweifel auch Gabriel – mir nach Frankreich folgen und auf kürzestem Weg nach Montfaucon wandern.
    »Kommt rein«, sagte ich. »Offenbar ist es an der Zeit, dass ich Euch etwas erkläre – euch beiden.«
    Gabriel stand über den Herd gebeugt, als wir die Küche betraten, und schnüffelte an dem Fleisch, das in einem Eisentopf kochte. Er schaute mich an, legte den Deckel wieder auf den Topf und richtete sich auf.
    Dariole zog eine Holzbank zum Herd und setzte sich rittlings darauf. Ihre Augen leuchteten, als sie sagte: »Erzählt es mir!«
    Gabriel bewegte sich zur Tür.
    Ich winkte ihm. »Setz dich.«
    Er sah mich an – ich glaube, um herauszufinden, was ich wollte –, dann wischte er sich die Hände an dem Lappen ab, den er statt eines Taschentuches trug, und ließ sich neben Dariole auf die Bank nieder. Das Holz knarrte.
    Da ich nicht wusste, wo ich beginnen sollte, sprach ich einfach den Gedanken aus, der mich früher am Tag schon beschäftigt hatte. »Giordano Brunos Studenten sind – fast – alle tot.«
    Ich blickte von der jungen Frau zu dem alten Mann und sah ihre Verwirrung.
    »Der einzige Überlebende, von dem wir wissen, ist jetzt das Haustier von James Stuart und Maria di Medici.« Ich hielt kurz inne. »Vielleicht auch von ihrem Favoriten Concini, vielleicht aber auch nicht. Was James betrifft, so halte ich ihn nicht für so dumm, als dass er Robert Carr von Fludd erzählen würde.«
    Gabriel nickte knapp. Er beobachtete mich mit jener Mischung aus Frechheit und Bewunderung, mit der er mich seit Breda immer angesehen hatte. Sie sagte deutlich: Was für eine Verrücktheit hat der Junge sich jetzt schon wieder ausgedacht?
    Ich ging zum Herd. Unbehaglich sagte ich: »Habt ihr den Eindruck, dass Maria di Medici und James Stuart, wie er jetzt ist, die beste Wahl sind, um ihnen das Wissen anzuvertrauen, das Doktor Fludd ihnen geben kann?«
    Gabriel verzog das Gesicht. »Jesus, Raoul! Es gibt keinen lebenden König, dem man vertrauen kann! Was hast du im Kopf?«
    Das Prasseln der winzigen Regentropfen gegen das Fenster wurde immer lauter. Gabriel sorgte sich offenbar nicht über mein Schweigen. Und ich kann mich an eine Zeit erinnern, da er sich gefragt hätte, ob er wohl ›anmaßend‹ gewesen war … und ob ich ihn schlagen würde.
    Dariole rutschte auf ihrem Arsch herum und schwang ein Bein über die Bank, sodass sie endlich richtig saß. Nicht eine einzige ihrer Bewegungen war einer jungen Frau angemessen.
    »Wenn er nicht ihr Haustier ist …« Dariole zuckte mit den Schultern und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch hinter sich. »Die Medici-Hexe wird Sully in die Bastille stecken, nicht wahr? Falls sie ihm nicht sofort den Kopf abschlägt. Wäre es anders, hätte ich Fludds Eier schon vor zwei Monaten an den Hauptmast der Santa Theodora genagelt und wir hätten dieses Problem gar nicht.«
    Ihre Augen funkelten amüsiert, auch wenn ihr Scherz doch recht sarkastisch war.

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