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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Bethune, Soldat des toten Königs Heinrich, Diener und Financier des toten Königs Heinrich – und vor allem Freund des toten Königs Heinrich.
    »Nun?«, schnappte er.
    Über seinem Stuhl hing ein kleines, rechteckiges Gemälde, das an den Paneelen befestigt war. Ein Gemälde oder vielleicht eine Gravur, genau konnte ich das nicht erkennen. Es zeigte Heinrich IV., Heinrich von Navarra, das Profil, das alle Menschen erkennen, die lebhaften Augen, der Spitzbart …
    Hier arbeitete Sully, und er war dabei nie weiter als einen Schritt von Heinrich entfernt.
    Ich kann es ihm nicht sagen.
    Der Gedanke traf mich mit der vollen Wucht des Offensichtlichen.
    Wie soll ich ihm sagen, dass die Königin ihn benutzt hat, um mich dazu zu zwingen, den König zu töten?
    Das Entsetzen klärte meinen beschränkten Blick. Durch die Blutschatten hindurch sah ich Sully klar und deutlich: groß, würdevoll, brillant, stur und noch immer von tiefer Trauer um seinen Freund erfüllt, der am Ende ihres gemeinsamen Lebens zum König von Frankreich geworden war.
    Wenn ich Euch sage, dass Maria di Medici Euer Leben bedroht hat, um mich zu zwingen …
    … dann werdet Ihr Euch selbst an Heinrichs Tod die Schuld geben.
    Egal ob es zu guter Letzt alles nur ein dummer Zufall gewesen ist. Das, glaube ich, wäre noch weit schmerzhafter für Euch, als wenn ich dem König selbst den Dolch in die Brust gestoßen hätte.
    Der Königin wird er nicht die Schuld geben. Er wird noch nicht einmal Valentin Raoul Rochefort die Schuld geben.
    Sondern sich selbst.
    Messire de Sully wird, sich selbst die Schuld geben.
    Er könnte noch weitere dreißig Jahre leben, sinnierte ich. Aber damit?
    »Sprich, wenn du musst«, knurrte er. »Rasch, Rochefort!«
    Sullys Schwarzer Hund.
    Schmerz und noch etwas anderes ließen eine blutige Träne auf meine Hände tropfen.
    Ich war nicht wegen ihm hierher gekommen.
    Ich war nicht hierher gekommen, um meine Schuld zu begleichen, indem ich ihm die Wahrheit erzählte, die er ansonsten nie würde herausfinden können.
    Ich war hierher gekommen, um meinen eigenen Namen bei ihm reinzuwaschen – und um Absolution zu erhalten.
    Von Anfang an hatte ich mir immer wieder vorgestellt, wie er mir verzieh. Wie sonst hätte ich jemals glauben können, wieder lebend von hier wegzukommen?
    Diese Gedanken machten mich benommen. Der Herzog blickte mir ins Gesicht und legte die Stirn in Falten. Mein Mund stand offen, um die ganze Geschichte hinauszuposaunen.
    Dabei wollte ich ihm doch nur eines beweisen: Dass ich ihn nicht verraten hatte. Nicht für Geld und nicht für Drohungen. Ich war sein Mann. Ich war loyal!
    Und wenn ich ihm nun sage, was wirklich geschehen ist, wird er wissen, dass es eine Wahl gab zwischen seinem und Heinrichs Leben, und ein Mann hat beschlossen, Heinrich für ihn sterben zu lassen.
    Das würde ihm das Herz brechen.
    Sully wäre frohen Herzens für Heinrich gestorben, und er hätte auch jetzt noch sein Leben gegeben, um ihn wieder zurückzuholen. Wie konnte ich ihm da sagen …?
    Meine Hände zitterten.
    Ich muss ihm irgendetwas sagen.
    Die Muskeln in meinen Beinen gaben nach, und meine Knie schlugen auf den Boden.
    Unter Schmerzen hob ich den Kopf und brachte es irgendwie fertig, ihm in die Augen zu sehen.
    »Die Königin hat mich bedroht, Monseigneur.«
    In meinem benommenem Kopf setzte sich alles zusammen.
    »Sie hat mich von der Straße geschnappt und fast getötet; sie hat Maignan getötet.«
    Er hob nur leicht die Augenbrauen, und die Worte sprudelten nur so aus mir hervor. Ich muss das ordentlich hinbekommen.
    »Monseigneur, ich hatte Angst! Sie hat mir genug Geld gegeben, um in die Neue Welt zu gehen, aber ich bin wieder zurückgekommen. Es belastet mein Gewissen, Monseigneur. Ich musste es Euch sagen!«
    Sullys Gesichtsausdruck veränderte sich.
    Ich sah, dass er trotz seiner brutalen Gewalt noch Hoffnung gehabt hatte; ein wenig Hoffnung, dass er sich vielleicht doch in mir geirrt hatte.
    Ich senkte den Kopf und weinte. Es war kein würdevolles Weinen, wie Sully wohl bei Heinrichs Beerdigung geweint hatte, sondern ein unkontrolliertes Schluchzen. Blut und Schleim troffen mir aus der Nase, und ich biss mir ins Handgelenk, damit der Schmerz mich wieder sprechen ließ.
    »Übt Gerechtigkeit an mir«, brachte ich mühsam hervor. »Ich bin gekommen, um Gnade von Euch zu erbitten, Monseigneur, doch das kann ich nicht!«
    Mit einer Stimme sanft vor Entsetzen sagte er Herzog: »Du? Ein Feigling? Ja … auch das hätte

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