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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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das Wort zu formen, und ich sah das Licht der Klugheit in seinen Augen.
    »Korrekt«, bemerkte ich. »Ihr seid der einzige Mann in England, der nicht auf die Straße hinausgerannt ist, um es zu hören: Heinrich, Prince of Wales, ist tot.«
    Er streckte die Hand nach dem Tisch aus und ließ sich langsam auf die Bank nieder. Fasziniert beobachtete ich ihn. Er hob jede Flasche und jeden Krug, um sie abzuwiegen, und fand tatsächlich einen, in dem noch etwas drin war. Er trank direkt aus dem Krug, und roter Wein lief ihm über die Stoppeln an seinem Kinn.
    »Nun weiß ich, wie Ihr Euch fühlt«, bemerkte ich, und nach kurzem Schweigen, währenddessen ich den Gedanken formulierte, sagte ich: »Danken werde ich Euch allerdings nicht.«
    »Das werdet Ihr nicht, nein.« Fludd klang ein wenig atemlos. Er hielt mir den Krug hin.
    Ich nahm ihn von ihm entgegen, füllte meinen Becher wieder und stellte den Krug neben mich.
    »Noch bin ich nicht völlig betrunken«, bemerkte ich und lehnte mich bequem gegen die Herdumrandung. »Ich kann noch immer Eure englische Zunge verstehen … Ich denke, ich werde noch ein wenig Hilfe von dem brauchen, was auch immer Gabriel wird kaufen können: Wein, Schnaps, Bier.«
    Fludd zog ein gefaltetes Stück Papier aus seinem Ärmel. Ein wenig benommen beugte er sich vor, um es mir zu reichen. »Das ist eine meiner Publikationen. Ihr erkennt vielleicht das Papier aus der Mühle in Wookey.«
    Ich trank einen kräftigen Schluck aus meinem Becher, schaute mir die Titelzeile genauer an und rieb das Papier zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ein Appell an die … die was?«
    »Die Bruderschaft der Rosenkreuzer.«
    Ich starrte ihn an.
    Ich machte ein Geräusch, das man – wäre ich kein Mann – am besten als Kichern umschrieben hätte.
    Robert Fludd versteifte sich. »Das ist ein Brief, den ich im selben Jahr veröffentlicht habe, da Ihr und James in der Höhle von Wookey gewesen seid. Es war ein vergeblicher Versuch, diese ›Brüder‹ zu kontaktieren.«
    »Aber sicher«, erwiderte ich. Die Beine im Streu ausgestreckt schaute ich zu Robert Fludd hinauf. Ich empfand das absurde Verlangen, lauthals aufzulachen.
    Er runzelte die Stirn. »Dieser Brief …«
    Ich zerknüllte ihn rasch in meiner Faust und warf ihn ins Feuer. Fludd starrte auf die kurz aufflackernde Flamme, die ihn verschlang.
    »Die Bruderschaft der Rosenkreuzer? Es gibt keine Bruderschaft der Rosenkreuzer! Das weiß jeder! Seid Ihr verrückt geworden? Nein, das sollte ich besser nicht fragen. Natürlich seid Ihr das …«
    »Hört mir zu!« Seine Stimme zitterte. Plötzlich erinnerte ich mich an die Tatsache, dass er ein paar Jahre jünger war als ich. »Rochefort!«
    »Für Euch heißt es ›Messire Rochefort‹. De Rochefort«, fügte ich nachdrücklich hinzu.
    Fludd schnappte sich einen weiteren halb leeren Krug vom Tisch und schlug ihn aufs Holz, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. »Ich weiß, dass die Fama Fraternitatis nicht mehr enthält als einen Haufen hermeneutischen Mülls!«
    Ich starrte ihn verständnislos an.
    Als würde das alles erklären, sagte Fludd: »Das ist ein Scherz – jedenfalls habe ich das immer geglaubt –, ein Philosophenscherz, allerdings kein guter.«
    Er beugte sich vor, holte ein weiteres Pamphlet aus dem Ärmel und hielt es mir hin.
    Auf dem Titelblatt stand in der Tat Fama Fraternitatis – jedenfalls sofern ich das in dem schwachen Licht erkennen konnte.
    Fludd nahm das Pamphlet wieder weg und markierte einen Absatz mit dem Daumennagel. »Hier! Diese ›utopische‹ Gesellschaft, von der diese selbsternannten ›Rosenkreuzer‹ schreiben. Das ist genau das, was Suor Caterina zu erreichen für möglich gehalten hat! Es würde mich kaum überraschen, wenn das ihr Scherz war, der uns über die Druckerpressen von Wookey erreicht hat.«
    Ich schnappte nach diesem zweiten Pamphlet, um es ebenfalls ins Feuer zu werfen. Als ich es an einer Ecke packte, klappte es auf. Ich sah einen Holzschnitt mit Rädern, Kanonen, Burgen und Philosophen, ein seltsamer Gegensatz.
    »Das«, sagte ich so würdevoll wie möglich, »ergibt verdammt noch mal keinen Sinn!«
    Fludd riss mir das Pamphlet wieder weg. Das Licht des Feuers betonte seine Gesichtszüge. »Aber … die ›Brüder vom Rosenkreuz‹! Überlegt doch nur einmal, was für eine hervorragende Tarnung das sein würde! Für Eure eigene, echte Agentenorganisation!«
    Ich stützte mich am Herd ab und wischte mir mit der anderen Hand den Mund ab.
    Robert Fludd sprang

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