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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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schief.
    »Und wenn Ihr das lest, werdet Ihr herausfinden, dass die Brüder des Rosenkreuzes Geheimnisse mit Hilfe der ›Wissenschaft der Zahlen‹ ergründen.«
    Das ließ mich so laut lachen, dass mir die Rippen schmerzten – offenbar hatte ich sie mir leicht verstaucht, als ich zuvor von der Bank gefallen war. »Hätte Suor Caterina das geschrieben, hätte sie Eure Giordanista offen beim Namen genannt!«
    Er hielt das Fama-Pamphlet in die Höhe. »Könnte dieses ›Rosenkreuz‹ keine von Sünden reingewaschene Giordanista sein? Ich … Ihr seid zu Sully gegangen, Rochefort. Ihr wisst, was Buße bedeutet.«
    »Erwähnt diesen Namen nicht.«
    Robert Fludd schwieg für eine Minute oder länger.
    Gedämpft sagte er dann: »Ihr und ich, wir beide wollen etwas zurücklassen, was ungesehen den Lauf der Geschichte verändert, damit wir nicht alle sterben – alle, jeder Mann und all seine Erben auf dieser Welt, wenn der Komet einschlägt.«
    Es gibt Nächte, in denen es egal ist, wie viel man trinkt, man bleibt einfach nüchtern.
    Ich seufzte. »Ich habe persönliche Gründe, Euch nicht zu mögen. Ich weiß, dass man die Zukunft verändern kann. Und ich habe eine Schuld Saburo, Caterina und Lord Cecil gegenüber …«
    Vor diesem Mann würde ich den Namen Sully nie erwähnen.
    Der Luftzug, der unter der Tür hindurch hereinwehte, drang trotz des warmen Weins in mich ein. Ich wünschte, Dariole wäre anwesend, um mir bei diesem Gespräch zur Seite zu stehen – oder Gabriel, wenn er denn wieder zurückkommen würde. Aber da sind nur Fludd und ich.
    Ich drehte mich zum Herd um und hielt meine Hand über die Kohlen.
    »Ja«, sagte ich. »Ich weiß, dass ich genau das tun muss.«
    Ich blickte über die Schulter zurück und zwar genau in dem Augenblick, da Fludd sich wieder zu mir umdrehte und sich das Licht des Feuers in seinen Augen spiegelte.
    Mit rauer Stimme sagte ich. »Ich bin kein Arzt, aber ich weiß mit dem Tod umzugehen. Das … Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht auch anderer Werkzeuge bedienen kann.«
    Der Wein löste meine Zunge.
    »Ich verfüge nur über wenige Fähigkeiten; die meisten davon sind die eines Mörders. Es könnte durchaus sein, dass … Vielleicht verspüre ich ja den Wunsch, diese Fähigkeiten für ein höheres Ziel einzusetzen, so verquer es auch sein mag.«
    Robert Fludd wischte sich mit der Hand übers Gesicht, lächelte müde und ein wenig betrunken und jenseits aller Hoffnung ermutigt. Wir mögen ja beide genug getrunken haben, dachte ich, doch habe ich nicht das Gefühl, als versuche er, mich hinters Licht zu führen.
    »Nehmen wir einmal an, diese ›Rosenkreuzer‹ würden gegründet werden«, sagte ich. »Nehmen wir einmal an, dass die Giordanista unter diesem neuen Namen weitermachen würden. Um uns unter solch einer Tarnung zu organisieren … damit Ihr Eure Berechnungen machen könnt … und wir rekrutieren … Es würde mehrere Jahre dauern, bevor wir auch nur ansatzweise wissen, in welche Richtung wir uns eigentlich wenden sollen, und selbst dann riskieren wir noch, großes Übel anzurichten, auch wenn wir es gut meinen.«
    Fludd trank wieder aus dem Krug, und Wein tropfte auf den Fußboden. »Ich weiß, ich weiß.«
    Ich stützte mich am Herd ab und richtete mich auf; fast hätte ich mir dabei den Kopf an der Kaminumwandung gestoßen, weil ich die Entfernung falsch einschätzte.
    Rot und orange flackerte die Glut in den verlöschenden Kohlen unter mir.
    Ich sagte: »Und Euch muss auch klar sein, dass wir so oder so schon lange vor Eurem ›Kometen‹ zu Staub zerfallen sein werden. Jeder von uns, jeder Mann und jede Frau. Egal ob hier oder so weit entfernt wie Nihon oder die Neue Welt. Wir werden gestorben, begraben und verrottet sein. Unsere Knochen wird man in Katakomben bringen, wo sie dann zerfallen. Die Menschen werden unseren Staub ein- und wieder ausgeatmet haben, bevor irgendetwas davon geschieht. Wir werden niemals erfahren, ob wir Recht gehabt haben.«
    »Ja.« Seine Stimme klang dünn.
    Ich drehte mich vom Herd weg und wandte mich ihm wieder zu. »Aber wenn ich nichts unternehme, um diese Übel abzuwenden, die Ihr voraussagt, dann bin ich für jeden einzelnen, leidenden Menschen verantwortlich. Generationen von Frauen, die wie Tiere behandelt werden. Kinder, die nur wenige Monate alt werden, bevor sie elendiglich verhungern. Und selbst mit Euren Berechnungen vermag ich das nicht alles zu verhindern. Ich habe sowohl das Wissen als auch die Verantwortung … und

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