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1610 - Das Ende des Spuks

Titel: 1610 - Das Ende des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verstehe", sagte Rhodan.
    Phreser, der ihm in dem kleinen Raum gegenübersaß, hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
    Sein Blick war gebrochen, eine einzige bittende Frage. Sie beide waren allein. „So? Du... verstehst einen wie mich, der ...?"
    „... seine Kameraden im Stich gelassen hat?" Rhodan schüttelte den Kopf und reichte dem Mann einen Becher. „Nein, das verstehe ich nicht. Aber vielleicht, wie du dich jetzt fühlst."
    Jancka Phreser trank langsam und stierte danach in den noch halb vollen Becher. „Ich wollte zurückkehren", murmelte er. „Ja, ich war so naiv zu glauben, daß wir mit der ODIN die Station anfliegen und unsere Freunde abholen würden. Meine Gefährtin ... Ich habe ihr versprochen, zu kommen und sie zu holen."
    „Aber ihr habt sie und die anderen überwältigt, die nicht mit euch fliehen wollten", stellte Rhodan fest.
    Phreser nickte schweigend.
    Nach einer Minute sagte er: „Sie - die Ertruser - stellten uns vor die Wahl, zu bleiben oder mit ihnen zu gehen. Ich hielt es in der Station nicht mehr aus. Es war wie ... lebendig in einem Sarg. Ich wurde halb wahnsinnig und ... schloß mich ihnen an."
    „Und die anderen neun?"
    „Sie waren wie die Ertruser. Ihnen ging es nur um das eigene Leben. Das der anderen war ihnen egal. Ich darf sie nicht anklagen, weil ich nicht besser bin."
    Perry Rhodan beugte sich vor und packte den Mann bei den Schultern. „Jetzt hör mir bitte gut zu, Jancka. Dein Selbstmitleid hilf niemandem mehr. Wenn es dir wirklich leid tut, dann sage mir jetzt, was ihr mit den anderen Besatzungsmitgliedern angestellt habt. Damit machst du vielleicht vieles wieder gut. Und dann könntest du mir auch noch verraten, was ihr eigentlich mit der Übernahme der ODIN bezwecken wolltet. In der Toten Zone sind wir mit diesem Schiff kaum viel besser dran als ihr in der Station. Das Gebiet durchmißt rund zehntausend Lichtjahre - Mann, das ist ohne Überlichtgeschwindigkeit die Unendlichkeit! Auch wenn es natürlich Planeten gibt, die besiedelt sind oder besiedelt werden könnten."
    Phreser starrte ihn wieder aus diesen hoffnungslosen Augen an und nickte dann langsam, wobei er den Blick abermals in den Becher vertiefte. „Planeten", sagte er. „Ja. So hatten wir uns das vorgestellt. Mit der ODIN auf die lange Reise gehen. Zehn Jahre vielleicht, möglicherweise hundert. Aber irgendwann hofften wir einen Planeten zu finden, auf dem wir landen und leben könnten."
    „Männer und Frauen", überlegte Perry Rhodan laut. „Das hielt sich bei euch die Waage."
    Phreser nickte. „Wir dachten uns, die ODIN zu erobern und sie zu einem Generationenraumschiff zu machen - bis wir eines Tages einen Planeten für uns oder unsere Nachkommen finden würden."
    Rhodan erinnerte sich an die Utopien des 20. Jahrhunderts, bevor die Menschheit überraschend in den Besitz der überlichtschnellen Raumfahrt gekommen war. Damals hatten intelligente Köpfe sich vorzustellen versucht und beschrieben, wie man zu fernen Sternen gelangen konnte. Bei der seinerzeitigen Technologie wären dazu tatsächlich viele Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte nötig gewesen.
    Und selbst viel später war die heute längst legendäre SOL auch nichts anderes gewesen als ein Generationenraumschiff. „Ihr habt euch verrechnet", sagte Rhodan hart. „Was ist nun mit den Zurückgebliebenen?"
    „Sie leben", flüsterte Phreser, ein total gebrochener Mann. „Ja, ich hoffe, daß sie noch leben. Wir haben sie mit Waffengewalt daran gehindert, uns aufzuhalten. Sie hätten sich für uns entscheiden können, jeder von ihnen. Wer es nicht tat, war unser Gegner. - Aber wir haben niemanden getötet."
    „Und die Versorgung?"
    Phreser zuckte nur mit den Schultern und sah Rhodan an wie ein Sünder die strafende Gerechtigkeit.
    Das war Antwort genug.
    Perry Rhodan bat Kunar Seljuk zu kommen und wartete, bis der Chefmediker eintraf und sich um Jancka Phreser kümmerte. Seljuk warf nur einen Blick auf den Meuterer und sah Rhodan an, als wollte er sagen: Da ist nichts mehr zu machen. Der Kerl ist innerlich zerbrochen.
    Wieder zurück in der Hauptzentrale, vergewisserte sich Rhodan, daß die übrigen Meuterer in sicherem Gewahrsam waren und blieben, und machte sich anschließend daran, den für Atlan bestimmten Datenträger zusammenzustellen. Er hoffte insgeheim, daß von Olymp oder der ATLANTIS aus eine Rettungsaktion durch die Ennox für die Centauri-Basis gestartet werden konnte, bevor die ODIN die Station erreichte.
    Zwei Stunden später

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