1612 - Der Vampir-Töter
müssen. Genau das traf bei ihm nicht zu. Er stand bewegungslos in der Hütte, er wollte dabei an etwas denken, was ihm nicht gelang. In seinem Kopf hatte sich eine ungewöhnliche Leere ausgebreitet. Er spürte das leichte Hämmern hinter der Stirn und war mit sich selbst mehr als unzufrieden. Als hätte er den Auftrag nicht durchgezogen.
Was stimmte da nicht?
Alwin und Coor waren tot. Als er auf Coor zuschritt, um sich ihn näher anzusehen, da fiel ihm auf, dass auch bei ihm nicht ein Tropfen Blut aus den Wunden drang.
Das war schon ungewöhnlich. Okay, es gab Wunden, die so verstopft waren, dass kein Tropfen Blut hervortrat, zumindest kein großer, aber hier hätte man etwas sehen müssen, zumindest eine gewisse Feuchtigkeit an den Rändern.
Das traf nicht zu.
Etwas stimmte da nicht. Das war alles andere als normal, und Ethan Hunter war ein Mensch, der es gelernt hatte, auf seine innere Stimme zu hören, die ihm in diesem Fall nichts Gutes verriet.
Etwas war hier falsch gelaufen, trotz seines Sieges.
Das Kerzenlicht war nicht hell genug, um das Gesicht des Toten genau untersuchen zu können. Da sich die Flamme bewegte, gab es Helligkeit und Schatten, die sich abwechselten.
Ethan Hunter wollte seine Taschenlampe hervorholen, als ihn etwas störte.
Es war ein Geräusch hinter ihm.
Er konnte es nicht identifizieren, aber plötzlich liefen Schauer über seinen Rücken. Außer ihm befanden sich nur die beiden Toten in der Hütte.
Wer hätte dieses Geräusch noch verursachen können?
Plötzlich war Coor für ihn nicht mehr wichtig. Ethan drehte sich um, blickte in die andere Richtung und tat etwas, das er lange nicht mehr so erlebt hatte.
Er riss den Mund auf.
Er staunte.
Er konnte nichts anderes als staunen, denn Alwin, der Glatzkopf, lag nicht mehr auf seiner Matratze.
Er saß jetzt und grinste ihn an…
***
Für Ethan Hunter brach eine Welt zusammen. Während seiner Tätigkeit als Geheimagent hatte er viel erlebt, so etwas allerdings noch nicht.
Das war wider die Natur.
Tot ist tot, und es gab keine…
Er dachte nicht mehr weiter, weil Alwin ihn durch eine Geste ablenkte, die bei einer lebendigen Person normal gewesen wäre. Nicht aber für einen toten Menschen, denn Alwin öffnete den Mund, und Hunter staunte, als er sah, was er jetzt präsentiert bekam.
Alwin hatte kein normales Gebiss mehr. Zu beiden Seiten der vorderen Schneidezähne wuchsen zwei lange, gelbliche und leicht gekrümmte spitze Hauer nach unten.
Es war nicht zu fassen. Hunter kam sich vor wie in einem Gruselfilm, in dem es um Vampire ging. Denn der Glatzkopf sah tatsächlich aus wie ein Vampir, der aus einer Filmleinwand in die Wirklichkeit getreten war.
Ethan Hunter war Realist. Er glaubte nicht an Vampire. Nicht, dass es sie in der Realität gab, auch nicht im klassischen Land der Blutsauger wie hier in Rumänien.
Aber es war keine Täuschung. Da wurde ihm nichts vorgespielt. Es gab diesen Glatzkopf, der seine beiden Hände auf die Bettkante stützte und sich tatsächlich erhob.
Ein Toter, der sich bewegte, der aufstand, was eigentlich unmöglich war.
Hunter wusste nicht mehr, was er noch denken sollte. In seinem Kopf herrschte ein völliges Durcheinander.
Alwin stand.
Der Killer hatte nie besonders vertrauenswürdig ausgesehen. In diesem Fall war es besonders schlimm. Sein Grinsen war nicht nur bösartig, sondern auch ein teuflisches Versprechen, das Hunter sehr genau begriff. Vampire ernähren sich von Blut, so lautete die Legende. Und in seinen Adern floss frisches Blut.
Die Schnellfeuerpistole hielt er nach wie vor in seiner rechten Hand. Sie kam ihm in diesem Moment nutzlos vor. Den Arm kriegte er nicht mehr hoch, weil er an etwas Bestimmtes denken musste.
Kein Vampir ließ sich durch eine normale Kugel töten. Um eine derartige Bestie zu töten, musste man andere Waffen haben - einen Eichenpfahl zum Beispiel. Das hatte er mal gehört, aber nie daran gedacht, dass dies einmal wahr werden könnte.
Alwin zuckte leicht, dann drückte er seinen Körper vor und bewegte sich auf Ethan zu. Sein Gang war unsicher. Er wirkte wie jemand, der noch das Laufen lernen musste, aber dieses Schwanken hielt ihn nicht davon ab, sich Hunter zu nähern.
Ethan wusste, dass ihm ein Kampf bevorstand. Das hätte ihn nicht weiter gestört, wenn der Gegner ein normaler Mensch gewesen wäre, aber das genau war er nicht.
Hunter spürte, dass sich in seinem Körper etwas zusammenzog, und die nächsten Worte drangen nur als Flüstern über
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