1617 - Blutlust
war ein Scherz. Sie konnte scheintot gewesen sein, ihren Tod nur vorgetäuscht haben, um sich einen bösen Scherz zu erlauben. Vampirgebisse konnte man kaufen, das war kein Problem. Und es war auch einfach, sie in den Mund zu stecken, um andere Menschen damit zu erschrecken. Halloween war so eine Zeit, in der das geschah, aber jetzt war Frühjahr und nicht Herbst.
Es war nur seltsam, dass er nicht so recht an einen Scherz glauben konnte. Das hier war so echt, besonders der Blick dieser dunklen Augen.
Er zeigte einen furchtbaren Ausdruck, und Bruce Hammer las darin eine wahnsinnige Gier.
Für ihn war die Welt zwar nicht zusammengebrochen, aber sie stand dicht davor, denn einen derartigen Ausdruck hatte er noch nie zuvor in den Augen seiner Geliebten gesehen.
Und jetzt?
Hammer hatte sich tiefer gebeugt. Er hatte auch noch näher an Viola heran gewollt, was er jedoch lieber bleiben ließ. In ihm war Furcht aufgestiegen. Ohne es zu merken, ballte er seine Hände.
Er hatte das Gefühl, dass seit seiner Entdeckung viel Zeit verstrichen war. Ein Irrtum, denn in Wirklichkeit waren es nur Sekunden.
»Sie sagen ja nichts«, warf ihm der Bestatter vor.
Es war der Moment, an dem Hammer wieder zu sich kam. Er fuhr herum, damit er Monk ins Gesicht schauen konnte.
»Was ist hier los?«, keuchte er. »Was hast du mit mir vor? Kannst du mir das erklären, du verdammte Ratte?«
Monk lachte. Er lachte Hammer aus, und das konnte der Mann nicht ertragen. Aus seinem Mund drang so etwas wie ein Schrei, dann sprang er vor, drückte sich noch mal vom Boden ab, sodass er mit dem nächsten Sprung den Bestatter erreichte, einen Mann, der viel kleiner war und kein Gegner für ihn sein konnte.
Das war ihm in diesen Augenblicken egal. Er riss das Rattengesicht hoch und schleuderte den Mann gegen die Wand. Der Aufprall war hart.
Mit dem Hinterkopf schlug Monk ebenfalls dagegen, und es war zu sehen, dass er erschlaffte.
Bruce Hammer wollte das nicht hinnehmen. Er sprang auf den Mann zu und riss ihn wieder an sich. Dann zerrte er ihn in die Höhe, sodass er keinen Kontakt mehr mit dem Fußboden hatte, und bei der nächsten Aktion wuchtete er ihn erneut gegen die Wand.
»Was wird hier gespielt, verflucht noch mal?«, schrie er den Bestatter an. »Ich will es wissen! Ich will endlich die ganze beschissene Wahrheit erfahren!«
»Hör auf!«
»Nein, nur wenn du redest. Was habt ihr beide euch ausgedacht, um mich fertigzumachen?«
»Nichts, gar nichts. Es ist einfach so gekommen«, flüsterte Monk. »Mehr kann ich dir auch nicht sagen.« Hammer holte tief Luft. »Ist es wirklich Viola? Was steckt dahinter?«
»Sie ist kein Mensch mehr.« Diese Antwort versetzte ihm schon einen Schock. Er hatte die Veränderung mit eigenen Augen gesehen, dies jedoch aus einem anderen Mund zu hören war schon schlimm. Er ließ den Bestatter los. Der stand zwar noch auf seinen Füßen, war aber so schwach, dass er zusammensackte. Ob er dabei lachte oder greinte, war nicht genau zu unterscheiden, jedenfalls gab er seltsame Geräusche ab, für die sich Bruce nicht interessierte. Er glaubte nicht, dass ihm das Rattengesicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, da kam noch etwas nach, und das wollte er herausfinden.
Hammer bückte sich, um den Bestatter auf die Beine zu ziehen. Es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich hörte er ein Geräusch in seinem Rücken, wo Viola lag. Sofort schoss Adrenalin durch seinen Körper. Ihm kamen die schlimmsten Ideen, und keine davon konnte er als positiv ansehen.
Er wollte wissen, was da geschah, doch er zögerte, sich herumzuwerfen.
Er richtete sich zunächst auf und drehte sich nur sehr langsam um. Dann schaute er auf den Sarg, und seine Augen weiteten sich in ungläubigem Staunen. Viola hatte den Sarg verlassen! Nicht mehr als Mensch, sondern als Vampirin, die es nach Blut dürstete.
Und das wollte sie sich von ihrem Freund holen…
Ich hatte etwas früher Feierabend gemacht und den Rover wie so oft zwischen zwei Bäumen in der kleinen Straße abgestellt. Dann brauchte ich nur durch den Vorgarten zu gehen, um das Haus zu erreichen, in dem die Detektivin Jane Collins lebte, denn sie hatte mich gebeten, zu ihr zu kommen.
Die Zeit war ihr egal gewesen, und so hatte ich erst noch zusammen mit Suko die Stunden im Büro abgesessen, um den letzten Fall aufzuarbeiten.
Da war es um den Mörderengel gegangen, der es tatsächlich geschafft hatte, ins Yard Building einzudringen. Er hatte nicht nur mich und Suko auslöschen wollen,
Weitere Kostenlose Bücher