1617 - Blutlust
das sie unbedingt brauchte, um ihre Existenz zu sichern.
Wenn ich daran dachte, kam mir die Galle hoch, aber es war nun mal so und ließ sich auch nicht ändern. Gewöhnt hatte ich mich daran nicht, und so war ich gezwungen, immer wieder in den sauren Apfel zu beißen.
Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt und gab sich sehr lässig.
»Hi, Partner«, sagte sie. »Hör auf damit.«
Die Blutsaugerin lachte girrend. »Es ist so, daran musst du dich gewöhnen. Aber schön, dass du gekommen bist, John.«
Ich schwieg.
»Hat Jane dir schon gesagt, um was es geht?«
»Nein.«
»Ich habe ihr auch nichts gesagt.« Sie schüttelte den Kopf und ließ die Arme sinken. Wie immer trug sie das hautenge Oberteil aus Leder, das lackschwarz war und leicht glänzte. Hinzu kam der tiefe Ausschnitt, der einen Teil ihrer Brüste frei ließ. Das Gesicht der Vampirin war glatt, und nicht nur das, es war einfach perfekt, und so war der Vergleich mit einer Puppe ziemlich treffend.
Sie nickte mir zu. »Es geht um uns beide.«
Auch meine Geduld kannte Grenzen. Ich hatte keine Lust, mir ihre Show noch weiterhin anzuschauen, deshalb sagte ich: »Komm endlich zur Sache, verdammt.«
Es stand noch eine kleine Couch im Zimmer. Ein Zweisitzer. Dort ließ sich Justine Cavallo nieder und schlug die Beine übereinander.
Jane Collins sagte nichts. Sie schaute uns nur zu. Sie wusste ja ebenfalls nichts, das war ihr anzusehen. So warteten wir gespannt darauf, was uns die Blutsaugerin zu melden hatte.
Sie machte es noch immer spannend, leckte sogar mit der Zungenspitze ihre Lippen nach, als wollte sie dort Blutreste entfernen. Dann rückte sie endlich mit einer Erklärung heraus.
»Es gibt ein kleines Problem.«
Ich ging sofort darauf ein. »Welches?«
Justine lächelte. »Das ist nicht so leicht gesagt, John, wirklich nicht. Ich gebe allerdings zu, dass es an mir liegt, und es hängt auch mit meiner Nahrung zusammen.«
Jetzt bekamen Jane und ich große Ohren, doch nur über meine Lippen drang die Frage: »Du sprichst natürlich nicht von einem Hamburger, sondern von Blut?«
»Ja, das tue ich.«
»Und weiter?«
Justine lächelte wieder. »Ihr wisst doch, dass ich es trinken muss, und das habe ich auch getan.«
»Wem hast du das Blut ausgesaugt?«, fragte Jane. »Einer Frau.«
»Die unschuldig war - oder?«
»Weiß ich nicht so genau. Sie war jedenfalls keine, die ein normales Leben führte. Kurz und gut, ich habe sie zum Vampir gemacht. Ich habe ihr aufgelauert und mich gesättigt.« Sie breitete die Arme aus. »Ihr wisst, wie die Dinge laufen. Ihr kennt meine Verantwortung. Wenn ich das Blut getrunken habe, werde ich dafür sorgen, dass die Menschen erlöst werden, wie immer ihr es nennt. Das hatte ich auch bei dieser Frau vor, die auf den Namen Viola hörte. Gewisse Umstände zwangen mich dazu, abzutauchen. So musste ich später an den Ort zurückkehren, an dem ich sie liegen gelassen hatte.«
Ich kam mir vor wie jemand, durch dessen Körper ein dumpfes Gefühl brandete, das sich schließlich in meinem Kopf festsetzte und auch für eine rote Farbe in meinem Gesicht sorgte. Ich wusste ja, wie die Cavallo existierte, und es ging mir gewaltig gegen den Strich. Ich dachte nicht immer daran, doch jetzt, wo ich direkt daran erinnert wurde, da kam mir die Galle hoch. Ich hätte mich am liebsten auf sie gestürzt und sie vernichtet, wusste allerdings, dass dies nicht so einfach war, denn Justine würde sich wehren. Und nicht nur das, ich brauchte sie auch im Kampf gegen den Supervampir Dracula II.
Die Vampirin hatte bemerkt, wie es in mir aussah. Sie sprach nicht mehr weiter, bis sie von Jane die Aufforderung erhielt. »Was ist noch geschehen?«
»Ein Ärgernis«, gab sie zu. »Ich kehrte also an den Ort zurück, um alles klarzumachen, da musste ich leider sehen, dass Viola nicht mehr da war.«
»Ach«, flüsterte ich. »Sie war weg?«
»Genau, verschwunden.«
»Und wie konnte das passieren?«
»Ich habe keine Ahnung. Aus eigener Kraft bestimmt nicht. Es muss sie jemand gefunden und abtransportiert haben. Sie ist also auf der Flucht. Das wollte ich euch sagen.« Jane und ich schauten uns an. Es war eigentlich nicht zu fassen. Das konnte nicht wahr sein. Durch ihren Mist, den sie gemacht hatte, war jetzt eine tödliche Gefahr in der Stadt unterwegs.
Ein zweibeiniges Wesen auf der Suche nach Blut. Das musste ich erstmal verdauen.
»Weißt du, was du da getan hast, Justine?«, fuhr ich sie an. »Das ist eine verdammte…«
»Ja,
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