1617 - Blutlust
es ging schief, ich weiß. Ist mir klar. Aber auch ich bin nicht perfekt.«
»Hör auf! Und jetzt kommst du zu uns, damit wir dir bei der Suche helfen.«
»Das wäre nicht schlecht.« Sie nickte kurz. »Und es muss auch in eurem Sinne sein.«
Ich schloss für einen Moment die Augen und wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, welch einen Wahnsinn sie uns da eingebrockt hatte. Aber es ging nicht anders. Ich konnte mich nicht davor drücken und wusste, dass mir eine gefährliche Jagd bevorstand.
»Es ist eben Pech gewesen, John. Selbst ich bin nicht perfekt.«
»Stimmt. Das bist du wirklich nicht. Du bist jemand, den es eigentlich nicht geben darf. Verstehst du?«
»Ach - reiß dich zusammen, John. So ein kleiner Fehler kann jedem mal passieren.«
»Kleiner Fehler? Was du da getan hast, kann viele Menschen das Leben kosten.«
Sie breitete die Arme aus. »Dann sollten wir alles daransetzen, um dieses zu verhindern.«
Das war klar. Wir mussten es tun. Sie hatte mich praktisch dazu gezwungen. Jane Collins kam mir mit einer Frage zuvor.
»Wo ist das passiert?«
»Hier in London.«
Tolle Antwort, die mich gleich wieder auf die Palme brachte. »Die Stadt ist groß. Wo genau?«
»Im Osten. Es war eine recht einsame Umgebung, die suche ich mir ja immer extra aus.«
»Auch das ist mir zu wenig!«
Justine hob die Schultern. »Wir können hinfahren. Kann sein, dass ich den Ort noch finde. Versprechen kann ich es dir nicht, aber versuchen werde ich alles.«
»Und mehr weißt du nicht?«
»Nein.«
Das war wenig. Wir brauchten zusätzliche Informationen.
Jane fragte: »Was weißt du eigentlich über diese Viola?«
»Nicht viel.«
Jane verdrehte die Augen. »Wenn wir dir helfen sollen, darfst du nicht mauern.«
Justine streckte ihre langen Beine aus. Sie hob die Schultern.
»Diese Viola ist keine normale Frau.«
»Was heißt das?«
»Sie lebt nicht mit einem Partner zusammen. Ich würde sie als Streunerin der Nacht bezeichnen.«
Das hatte ich noch nie gehört. Auch Jane Collins schaute ziemlich skeptisch.
»Kannst du das genauer definieren?«, fragte ich.
»Ja, vielleicht. Sie ist eine Person, die in Nachtclubs auftritt. Sie strippt, sie singt, sie ist unterwegs und besucht verschiedene Clubs. Dort hat sie dann ihre Show abgezogen. Ausziehen und dabei singen. Das war ihre Masche.«
»Und woher kennst du sie?«
»Zufall, John. Ich habe sie mal getroffen. Ihr wisst ja, dass die Nacht auch mir gehört. Ich war mal wieder unterwegs, da trafen wir zusammen. Sie stand vor einem Club und rauchte eine Zigarette. Wir kamen ins Gespräch, und Viola meinte sehr schnell, dass wir seelenverwandt wären. Sie hat sich nicht geirrt. Irgendwie haben wir auch zusammengepasst. Ich habe mir ihre Auftritte angeschaut. Nicht schlecht, kann ich euch sagen.«
Das war perfide, das war pervers, aber so war sie nun mal. »Und dann überkam es dich, wie?«
»Ich gebe es zu«, erklärte sie und lächelte süffisant. »Es war der Drang, es war mein Durst. Und sie war mir so nahe. Ich habe sie dann an eine einsame Stelle gelockt, nicht weit von ihrem letzten Auftrittsort entfernt. Dort saugte ich sie aus.«
Jane beugte sich vor. »Hat sie gewusst, mit wem sie es bei dir zu tun hatte?«
»Bin ich dumm?«
»Bestimmt nicht«, gab Jane zu. »Nur die Panne hätte dir nicht passieren dürfen.«
»Das weiß ich, aber ich musste weg. In der Nähe waren plötzlich Menschen. Sie gingen in ein Haus, das nicht weit entfernt stand. Leider nicht alle. Einige hielten auch Wache, und so dauerte es, bis ich wieder an den Ort zurückkehren konnte.«
»Und da war sie dann weg?«
»So ist es, Jane.«
»Hast du nach ihr gesucht?«
Die Blutsaugerin wehrte ab. »Nur flüchtig, wie ich zugeben muss. Es hatte keinen Sinn, alles auf den Kopf zu stellen. Ich habe mich eben damit abgefunden.«
Ich trank mein Glas leer. »Und du hast keinen Verdacht, wer ihr eventuell geholfen haben könnte?«
»Nein, den habe ich nicht. Es kann sein, dass es in dem Haus geschah, aus dem ich auch die Stimmen gehört habe. Es liegt ganz in der Nähe. Ich bin dort nicht eingedrungen und weiß auch nicht, wer darin lebt und was sich dort befindet. Ich hielt es für besser, den Rückzug anzutreten, wenn ihr versteht.«
Ja, das verstanden wir. Justine Cavallo gehörte zu den Existenzen, die auf keinen Fall auffallen wollten. Das wäre für sie fatal gewesen. Aber sie konnte die Suche auch nicht aufgeben. Diese Viola musste einfach gefunden werden. Wenn sie erst mal
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