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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Elefant gewesen sein. Jedenfalls war es fast so groß. Leider habe ich es aus dem Rückspiegel verloren." Er ließ nicht erkennen, ob er seine Worte ernst meinte. „Ist es das, was Sie suchen?"
    Dorian glaubte nicht, daß der Mann sich getäuscht hatte. Palawaikös Ungeheuer waren also noch hinter ihm her. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden", sagte er schnell.
    „Mann, in den zwanzig Jahren, die ich Taxi fahre, habe ich mir genügend Menschenkenntnis angeeignet… "
    „Fahren Sie schneller!" unterbrach Dorian schroff.
    Die Themse lag rechter Hand. Sie kamen am Parliament Square vorbei, fuhren über Whitehall zum Trafalgar Square mit dem Nelson-Denkmal. Dorian nannte eine Straße im Außenbezirk von Soho.
    Er hoffte, daß Madigan noch immer dort wohnte.
    Der Taxifahrer wirkte sichtlich erleichtert, als er endlich anhalten konnte. „Was habe ich wirklich gesehen?" fragte er, als Dorian zahlte. „War es irgendein großes Tier?"
    „Bestimmt nicht." Dorian versuchte ein Lächeln, das ihm jedoch gründlich mißlang. Er bemerkte es an der Schnelligkeit, mit der der Fahrer die Tür zuschlug und losfuhr. Bremsen quietschten, eine mißtönende Hupe schrillte durch die Straße; um ein Haar hätte ein anderes Auto das Taxi gerammt.

    Der Dämonenkiller betrat unter einem engen Torbogen hindurch einen Hinterhof, der von außen her nicht einzusehen war. Nichts schien sich hier in all den Jahren verändert zu haben. Zielstrebig steuerte er auf das Seitengebäude zu, das unauffällig zwischen den anderen Häusern stand. Die verwitterten, zerkratzten Klingelschilder zeigten noch dieselben Namen wie früher. Ronald Madigan wohnte im Hochparterre. Dorian klingelte. Während er wartete, steckte er sich eine Players an, blies den Rauch durch die Nase.
    Niemand öffnete.
    Sekundenlang ließ Dorian seinen Finger auf dem Klingelknopf, dann schnippte er seine noch nicht einmal halb gerauchte Zigarette aufs Pflaster und trat sie hastig aus. Der Reihe nach musterte er die Fenster, an denen der Regen deutliche Schmutzspuren hinterlassen hatte. Sie lagen gerade so hoch, daß er sie mit den Händen erreichen konnte. Dorian kannte Madigans Leichtsinn, deshalb war er keineswegs überrascht, einen Flügel nur angelehnt zu finden. Suchend blickte er um sich, während er das Fenster aufstieß. Er war allein. Wenn nicht von den anderen Wohnungen aus jemand zusah, konnte er unbemerkt einsteigen. Das Risiko, entdeckt zu werden, mußte er eben eingehen. Seine Finger griffen um den Fensterrahmen, er stieß sich ab und zog sich mit Schwung in die Höhe. Hinter sich schloß er das Fenster.
    Madigans Wohnung wirkte unaufgeräumt und wüst wie früher. Ob sich in dem Durcheinander ein Mensch überhaupt wohl fühlen konnte, erschien fraglich. Indianische Töpfereien standen herum, dazwischen war ein mit Häuten bespannter Wigwam aufgebaut. Geschnitzte Masken grinsten und starrten von den Wänden herab. Kunterbunt wechselten sie sich ab mit Waffen aller Art und Gemälden. Dorian erkannte Porträts so bekannter Häuptlinge wie Sitting Bull und Seattle. In einer Vitrine lagen ein gutes Dutzend Skalpe und sogar Schrumpfköpfe. Eine kleine Mumie, vermutlich die eines Kindes, lag eingebettet in einen Einbaum und stand, umgeben von allerlei Totengaben, unmittelbar neben der Tür zum Nebenraum.
    Dorian wußte, daß Madigan eine Vielzahl von Knotenschnüren, Schrifttafeln und geritzten Büffelhäuten besaß. Er fühlte sich keineswegs wie ein Einbrecher; als er in den Regalen zu wühlen begann. Natürlich waren auch Übersetzungen vorhanden, teils maschinengeschrieben, teils in Madigans Handschrift. Immerhin beherrschte er selbst mehrere Dialekte der nordamerikanischen Ureinwohner. Eine Übersichtskarte erleichterte Dorian das Auffinden. Andernfalls hätte seine Suche wohl Stunden in Anspruch genommen.
    Plötzlich vernahm er Geräusche, als würde im Nebenraum ein Schlüssel im Schloß gedreht. Er huschte zur Verbindungstür, öffnete sie einen Spalt. Leider konnte er nur Teile des anderen Raumes einsehen.
    Es war wieder still geworden. Hatte er sich doch getäuscht? Schon war Dorian im Begriff, sich erneut den Regalen zuzuwenden, da wurde die Tür aufgestoßen. Das erste, was er sah, war ein Pfeil, der schußbereit auf der Sehne eines Bogens lag.
    „Der Pfeil ist vergiftet", erklang es. „Bleiben Sie also lieber, wo Sie sind, und machen Sie keine Dummheiten."
    „Nicht schießen, Ronald", sagte Dorian. „Ich bin es, Hunter."
    „Wer?" Ohne daß der

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