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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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am Leben zu bleiben.
    Flüchtig überlegte der Dämonenkiller, ob er sich Richtung St. John's Station halten sollte, um die zwei Haltestellen bis Grove Park mit dem Zug zu fahren. Aber falls der Dämon hinter ihm her war, hätte er nur unnötig Menschen gefährdet. Auf der Höhe des Colleges überquerte er die Straße und lief gegen die Fahrtrichtung weiter. Sonderlich viele Autos waren nicht unterwegs. Er kam an einer zweiten Telefonzelle vorbei, überlegte kurz, ob er nochmals versuchen sollte, Sullivan anzurufen, beließ es dann aber bei dem bloßen Gedanken.
    Ein Taxi kam ihm entgegen; das gelbe Freizeichen leuchtete schon von weitem. Dorian stellte sich an den Straßenrand und winkte. Das Taxi hielt unmittelbar neben ihm. Der Dämonenkiller riß die hintere Tür auf und ließ sich in den Fond des Wagens fallen.
    „Kein schönes Wetter, Sir." Der Fahrer wandte sich zu ihm um. „Wo soll ich Sie absetzen?"
    Dorian war im Begriff, die Baring Road zu nennen, als er es sich doch anders überlegte. „Fahren Sie nach Soho", bat er. „Die Straße sage ich rechtzeitig." Er hatte sich eines früheren Freundes erinnert, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ronald Madigan besaß ein ziemlich ausgefallenes Hobby: Er sammelte indianische Kultgegenstände und alles, was irgendwie mit indianischer Geschichte zu tun hatte. Seine Wohnung war voll davon, und jede Frau hätte ihn vermutlich samt seiner zum Teil makabren Sammlung an die Luft gesetzt. Das war wohl einer der Gründe, weshalb Ronald Junggeselle blieb. Zumindest hatte Dorian bislang nichts Anderslautendes vernommen. Wenn er irgendwo Auskunft über Palawaikö erhalten konnte, dann bei Madigan, den manches Museum um seine Trophäen beneidete.
    Das Taxi fuhr an. Dorian konnte erkennen, daß der Fahrer ihm im Innenspiegel mehrmals forschende Blicke zuwarf.
    „Fahren Sie links weg, in die Wickham Road."
    „Das ist ein Umweg."
    „Ich weiß." Dorian nickte. „Biegen Sie trotzdem ab."
    Der Fahrer hob die Schultern. Ihm war es schließlich egal, was seine zahlenden Fahrgäste verlangten. Wieder versuchte er, den schräg hinter ihm Sitzenden einzuschätzen. Es fiel ihm schwer. Trotz seines zerschlissenen Mantels wirkte der Mann sportlich elegant. Sein harter, düsterer Gesichtsausdruck ließ vermuten, daß er sich mit Schwerwiegendem beschäftigte. Außerdem blickte er immer wieder suchend um sich, schien keine Ruhe zu finden.
    „Suchen Sie etwas, Sir? Kann ich Ihnen behilflich sein?"
    „Nein!" Das klang derart abweisend, daß der Fahrer sich unwillkürlich auf die Lippen biß. Möglich, daß sein Passagier etwas ausgefressen hatte. Andererseits wirkte er zwar gehetzt, machte aber nicht den Eindruck eines Kriminellen. Seine grünen Augen wirkten einfach zu ehrlich.
    „Wie soll ich nun fahren?"
    „Umgehen Sie die Lewisham Road. Alles andere ist mir egal."
    Das Taxi bog scharf rechts ab, überquerte eine Bahnlinie und hielt sich dann wieder links. Dorian atmete innerlich auf, als sie ohne Zwischenfall die Queens Road erreichten. Wenn die Große Schlange Palawaikö bis jetzt nicht hinter ihm her war, bestand die Möglichkeit, daß sie seine Spur verloren hatte. An nahezu jeder Kreuzung blickte er sich um, ohne etwas Verdächtiges zu bemerken. Der Verkehr wurde ein wenig dichter, je näher sie der Themse kamen, blieb aber noch weit hinter der üblichen Stärke zurück. Die Scheinwerfer der Autos spiegelten sich auf der nassen Straße und blendeten.
    Endlich kam die Vauxhall Bridge in Sicht. Es war kurz nach halb vier. Dorian hörte Autos hupen und wandte sich wieder um. Er sah einen Schatten - allerdings viel zu flüchtig, als daß er sicher sein konnte, keiner Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Wie gern hätte er Coco an seiner Seite gehabt, ihre magischen Kräfte wären ihm in dieser Lage eine große Hilfe gewesen. Noch immer wußte er nicht, ob er richtig handelte; er hätte längst in der Villa sein können und sich mit wirkungsvollen Waffen ausrüsten. Statt dessen zog er es vor, mit dem Taxi durch halb London zu fahren, um eventuell mehr über seinen Gegner zu erfahren. Und was geschah, falls Ronald Madigan ihm nicht weiterhelfen konnte?
    Dorian atmete tief durch. Es hatte noch nie etwas gebracht, Wenn und Aber zu wälzen. In dem Fall hätte er weder seine dämonischen Brüder besiegt, noch wäre er jemals von der Januswelt Malkuth zurückgekehrt.
    „Haben Sie das gesehen?"
    „Was?" Dorian zog die Brauen zusammen.
    Der Fahrer schnaubte kurz. „Muß ein

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