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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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manchmal zu hören bekam, berührten ihn herzlich wenig. Was war nicht alles ungesund?
    Sullivan nickte ihm kurz zu, schwieg aber. Sein Verhalten ließ häufig autoritäre Anwandlungen erkennen, mit denen er bei den Gefährten jedoch nicht durchkam. Seine Rechthaberei war wohl mit ein Grund, weshalb bisher niemand ihm das Du angeboten hatte. Dorian hatte es vor kurzem zwar praktiziert, war aber kommentarlos wieder auf das förmliche Sie umgeschwenkt, das Sullivan offenbar lieber war. So gelang es ihm, eine gewisse Distanz zu halten.
    Dorian Hunter deutete auf die nur angelehnte Küchentür. Ein schmaler Lichtstreifen fiel in die Diele heraus.
    „Mich interessiert, welche Lügengeschichte Miß Pickford sich zu ihrer Rechtfertigung ausgedacht hat."
    Dorian stieß die Tür weiter auf. Seine anfängliche Verblüffung wich schnell einem spöttischen Grinsen.
    Den Lehnstuhl, der normalerweise in der Diele stand, hatte Martha Pickford an den Tisch geschoben. Vornübergesunken, den Kopf in der linken Armbeuge auf der Tischplatte liegend, schlief sie, wie ihre tiefen, rasselnden Atemzüge bewiesen. Über ihrem langen Nachthemd trug sie einen etwas kürzeren Morgenmantel mit Schottenkaros, und darüber hatte sie kurzerhand eine Schürze gebunden.
    Dorian räusperte sich vernehmlich. Miß Pickfords gerechten und wohlverdienten Schlaf konnte er damit allerdings nicht stören.
    Sullivan zwängte sich zwischen Hunter und dem Türstock hindurch und schaltete kurz das Licht aus.
    Im selben Augenblick schreckte die Haushälterin auf.
    „Was…? Wo…?" brachte sie schlaftrunken hervor. Sie wollte nach dem Messer greifen, doch zugleich fiel ihr Blick auf die beiden Männer.
    „Sie haben fest geschlafen, Miß Pickford", sagte Dorian ohne jede erkennbare Regung.
    „Unsinn."
    „Eine Frau in Ihrem Alter sollte die Nacht lieber im Bett verbringen. Oder legen Sie es darauf an, morgen mit einem steifen Kreuz herumzuhumpeln?"
    „Mr. Hunter, für wie gebrechlich halten Sie mich eigentlich?" erwiderte sie bissig. „Ich nehme es noch mit jedem jungen Ding auf."
    „Selbstverständlich." Er nickte ernsthaft. „Weshalb auch nicht." Während Martha Pickford sich über den Sinn seiner Bemerkung den Kopf zerbrach, blickte er sich aufmerksam um. „Was riecht hier so streng?" wollte er wissen. Den Knoblauchzopf hatte er natürlich liegen sehen.
    Miß Pickford schwieg beleidigt.
    „Haben Sie Knoblauch gegessen?"
    „Und wenn schon", fuhr sie auf. „Was ist daran auszusetzen? Knoblauch reinigt das Blut, stärkt Herz und Kreislauf…
    „… und vertreibt Vampire und andere Blutsauger", vollendete Sullivan den Satz, wofür er einen bitterbösen Blick erntete.
    „Raus aus der Küche! Beide!" Martha Pickford griff nach dem nächstbesten Gegenstand, den sie erreichte (es war ein Fleischklopfer) und schwenkte ihn wie eine Keule.
    Es klingelte.
    „Wer mag das sein, so früh am Morgen?" wechselte die Haushälterin sofort das Thema.
    „Sehen Sie nach, dann wissen Sie es", riet Sullivan.
    Keiner von beiden traf Anstalten, zur Sprechanlage zu gehen. Dorian beugte allem Ärger vor, indem er selbst den Hörer abnahm.
    „Constable Rutherford, Sir. Verzeihen Sie die frühe Störung, aber ich muß in einem Fall von Fahrerflucht Ermittlungen vornehmen."
    „Was hat das mit uns zu tun?"
    „Es geht lediglich um eine mögliche Zeugenbefragung. Darf ich hereinkommen?"
    „Ja, natürlich."
    „Ein Bobby…?" fragte Miß Pickford überrascht. „Es wäre nicht schicklich, wenn er mich so sieht. Ich ziehe mich nur rasch um."
    Dorian Hunter und Trevor Sullivan empfingen den Constable in der Halle. Ohne seinen Regenmantel wäre der junge Mann wahrscheinlich völlig durchnäßt gewesen. Er hinterließ Wasserspuren, wo er gerade stand, und das Angebot, Platz zu nehmen, lehnte er höflich ab.
    Es ging um einen Unfall mit beträchtlichem Sachschaden. Vermutlich war Alkohol im Spiel, denn der Fahrer hatte sein Auto stehenlassen und sich widerrechtlich entfernt.
    „Den Flüchtigen zu ermitteln, dürfte demnach nicht schwerfallen", sagte Dorian. Er war ein wenig irritiert. „Ich verstehe nur noch immer nicht, weshalb Sie sich ausgerechnet an uns wenden. Ihrer Schilderung nach hat sich der Unfall mehr als einen halben Kilometer entfernt ereignet."
    „Ja und nein. Wir fanden unmittelbar vor der Einfahrt Ihres Anwesens Spuren einer Vollbremsung. Der Fahrer ist ausgestiegen und hat sich offenbar Ihr Grundstück angesehen."
    „Es muß nicht derselbe Mann gewesen sein",

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