1621 - Colounshabas Waffe
Irreführung bezichtigen", erwiderte Colounshaba. „Ich möchte ihnen sogar zugestehen, daß dieses Versprechen grundehrlich gemeint ist.
Es ist jedoch so, daß jede Antwort, die man bekommt, neue Fragen aufwirft. Es ergeht mir selbst so, daß ich mich nie mit dem Erreichten zufriedengeben kann und stets nach den Antworten auf die nächsten Fragen suche. Das macht den Forscher aus. Die Sriin bilden da wohl keine Ausnahme, und ihr Wissensdrang wird kaum gestillt sein, wenn wir ihnen alles gegeben haben, was wir besitzen. Sie werden verlangen, daß wir über die bisherigen Grenzen hinausgehen und sie dabei mitnehmen. Es wäre ein Schrecken ohne Ende."
„Was du sagst, das klingt interessant", sagte Franturnamete. „Was, glaubst du, tun zu können, Colounshaba? Wie stellst du dir ein Ende ohne Schrecken vor?"
„Die Antwort auf die erste Frage lautet: Es gibt nichts, was wir mit unserem Wissen nicht tun könnten", sagte Colounshaba. „Uns stehen alle Möglichkeiten offen. Allerdings habe ich noch keine klare Vorstellung davon, wie wir der Sriin-Plage Herr werden könnten, weil ich die vielfältigen Möglichkeiten noch nicht geprüft habe. Aber der Weg ans Ziel liegt klar vor mir. Ich möchte mittels der Fünf-D-Mathematik eine Waffe entwickeln, die den Sriin nichts weiter antut, als sie von uns fernzuhalten."
„Das hört sich so vernünftig wie einfach an. Du solltest einen solchen Versuch unternehmen, Colounshaba. Wo willst du damit beginnen?"
„Die Antwort auf unser Problem liegt in Boogolamiers Plastiken. In ihnen sind die Formeln gespeichert, mit denen fünfdimensionale Vorgänge erklärt werden und mit denen Einfluß auf die fünfte Dimension genommen werden kann. Ich will diese Formelsammlung sichten und auf ihre Eignung für Problemlösungen prüfen."
„Dann tu das", sagte Franturnamete. „Meine Hoffnungen sind mit dir."
Der Transmitter stand auf der steinigen Landzunge, die sich über zwei Netzstrecken ins Meer hinaus zog. Von hier hatte man einen grandiosen Ausblick auf den Kegelbau, der sich zwischen den schroffen Felsen in den rötlich gefilterten Himmel von Dadusharne erhob.
Nachdem sie aus dem Transmitterfeld getreten war, betrachtete Colounshaba lange und eingehend dieses Monument, das Zeugnis von der vergangenen Größe arcoanischen Geistes ablegte, bevor sie ihre Blicke über das wogende Meer schweifen ließ. Dabei drehte sie sich im Kreise, bis sie wieder zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtung zurückgekehrt war.
Boogplamiers Tempel der 5. Dimension!
Sie hatte sich schon lange vorgenommen, Boogolamiers Skulpturen auf ihre Inhalte zu prüfen. Nun war sie, gezwungen durch die Umstände, viel früher hierhergekommen als eigentlich beabsichtigt.
Der Kegelbau würde für eine Weile ihr zu Hause sein. So lange, bis sie die Lösung des Problems gefunden hatte. Sie hoffte nur, daß dies nicht zu lange sein würde. Sie hatte nichts weiter bei sich als den Leuban, den sie am Leibe trug.
Phaourongusta, der Hüter des Museums, hatte ihr versichert, daß es ihr an nichts mangeln würde. Hoffentlich hatte er damit nicht nur das wissenschaftliche Werkzeug für ihre Arbeit gemeint, sondern auch an die Hygiene gedacht.
Sie war voller Erwartungen, als sie das unwegsame Gelände zum Monument hinauftänzelte. Phaourongusta erwartete sie bereits am Eingang. „Du bist doch noch rechtzeitig gekommen", empfing sie der Hüter von Boogolamiers Tempel. Er hatte ihr einst, als das Bauwerk hier verankert worden war, angekündigt, daß er bald auf die nächsthöhere Daseinsebene würde abtreten müssen.
Nun waren sieben Sheokorjahre vergangen, und er erfreute sich nach wie vor guter geistiger Gesundheit. Er hatte sich seit damals nicht merklich verändert, selbst die Rückkehr der Sriin schien ihn nicht weiter gebeugt zu haben. Nur seine Sprechzangen schienen etwas spröder geworden zu sein, was seiner Stimme einen rauhen Klang verlieh. „Ich bin eigentlich spät dran", erwiderte Colounshaba. „Hoffentlich nicht zu spät."
„Ich weiß nur vom Hörensagen, das sie wieder da sind", sagte der Museumswächter. „Aber ich habe noch keinen von ihnen gesehen. Bei mir gibt es doch nichts zu holen. Sie haben mich auch früher gemieden. Hoffentlich bleibt das so."
Colounshaba fürchtete, daß es mit seiner Ruhe vorbei sein würde, nachdem sie hier eingezogen war, aber sie sprach es nicht aus. Phaourongustas Bemerkung darüber, daß die Sriin ihn schon immer gemieden hatten, erinnerte sie an eine ähnliche Aussage, die
Weitere Kostenlose Bücher