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1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

Titel: 1622 - Sie kamen aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stahl, dass Sie etwas erreichen können? Ich denke daran, dass Sie den Schreiber der Zeilen finden. Das kann doch nie und nimmer mein Sohn gewesen sein, der ist doch tot.«
    »Wir werden uns darum kümmern, Frau Norton, und ich werde Ihnen auch Bescheid geben.«
    »Ja, das wäre nett.«
    Zwischen ihnen war alles gesagt worden. Dagmar und Harry erhoben sich und verabschiedeten sich.
    Paula Norton hatte Tränen in den Augen. Die Erinnerungen an ihren toten Sohn hatten sie durcheinander gebracht. Natürlich hatte sie die Ankunft des geflügelten Boten und dessen Nachricht noch nicht verkraftet.
    Erst als Dagmar und Harry wieder im Opel saßen, fragte Dagmar: »Was sagst du dazu, Harry?«
    »Wir sind schlauer geworden, wir kennen zumindest die Namen der beiden anderen Bergsteiger. Wir müssen sie finden, um mehr herauszubekommen.«
    »Und wo? In Pontresina? Um diese Zeit?«
    »Moment.« Harry stieg noch mal kurz aus. Er eilte zur Haustür, wo er Paula Norton noch erwischte. »Bitte, eine Frage noch.«
    »Ja?«
    »Könnte es sein, dass sich Urs Hoffmann und Mario Montini gerade heute in Pontresina aufhalten?«
    Sie dachte nach.
    »Es ist eigentlich keine Zeit für Bergsteiger«, sagte Harry. »Aber es wäre ja möglich.«
    »Das weiß ich auch nicht. Aber so schlecht ist der Gedanke nicht, Herr Stahl. Ich weiß, dass sich der Schweizer und der Italiener öfter getroffen haben. Sie wohnen ja nicht weit weg. Zudem mochten alle den Bergfrühling. Da könnten Sie Glück haben.«
    Harry lächelte. »Danke, das wollte ich nur wissen. Und jetzt lasse ich Sie wirklich in Ruhe.«
    »Ja, und viel Glück.«
    »Das werden wir brauchen.«
    Harry kehrte zu seiner Partnerin zurück.
    »Es kann sein, dass wir Glück haben und die beiden Bergsteiger antreffen«, sagte er.
    »Aha. Dann hast du vor, in die Schweiz zu fahren?«
    »Ja, aber nicht allein.«
    »Super. Da auch ich Urlaub habe, werde ich dich begleiten, und ich denke, dass wir beide nicht allein sein werden.«
    »Ja. John Sinclair wird große Ohren bekommen, wenn ich ihm berichte, was wir Neues erfahren haben…«
    ***
    Der Schnee im Hochtal war längst getaut, da die Sonne in den letzten Wochen immer mehr Kraft bekommen hatte. Die letzten Wintersportler hatten sich auch verabschiedet, obwohl weiter oben auf den Bergen noch Schnee lag. Er blieb auch auf den höchsten Gipfeln das ganze Jahr über liegen. Wenn die Strahlen der Sonne ihn trafen, wirkten die Felder wie gewaltige Spiegel, die das Licht reflektierten.
    Viele Menschen in der Region konnten die weiße Pracht einfach nicht mehr sehen und stellten sich schon auf die Sommer-und Herbstsaison ein.
    Der Mann, der oberhalb von Pontresina in einem Steinhaus am Hang wohnte, war eins mit der Natur. Das jedenfalls behauptete er immer, und oft trat er als Mahner und Warner auf, damit die Menschen aufgerüttelt wurden.
    Er spürte alles. Obwohl er sich in seiner Umgebung wie ein normaler Mensch bewegte, konnte man ihn nicht als einen solchen ansehen. Er sah die Schönheit seiner Umgebung nicht. Er würde sie nie sehen, denn er war blind.
    Und doch lebte Fabricius in den Bergen. Und das schon über sechzig Jahre. Einsam und trotzdem nicht allein, denn die Natur war sein Freund.
    Sie gab ihm alles, und er war im Laufe seines Eremitendaseins zu einem Wissenden geworden.
    Das Augenlicht fehlte ihm zwar, und trotzdem sah er. Nur waren das Dinge, die den sehenden Menschen verborgen blieben.
    Er konnte hinein in Welten sehen, die so wunderbar waren und die er nie mehr missen wollte. Er hatte den Weg zur Toten weit gefunden. Dafür gab er alles andere gern auf, denn dieser Kontakt zur Totenwelt und zu deren Boten brachte ihm viel.
    Der gewaltige Bart fiel bei ihm zuerst auf. Eine kräftige Nase prägte ebenso sein Gesicht wie die beiden dunklen Brauen über zwei Augen, die einfach nur blank waren und in einem milchigen Weiß schimmerten.
    Wer in sie hineinschaute, der erschrak zumeist, weil ihn trotzdem das Gefühl überkam, dass dieser Mann ihn ansah.
    Seine Kleidung bestand aus einem langem Mantel und einem dunklen Hut mit breiter Krempe. Wer ihm im Freien begegnete, der hatte ihn nie anders gesehen. Und er blieb nicht nur in seinem Haus. Er ging oft den schmalen Weg hinab in den Ort.
    Dort kannte man Fabricius. Man akzeptierte ihn, er gehörte dazu, aber es bestand immer eine große Distanz zwischen ihm und den normalen Bewohnern.
    Man feindete ihn nie an. Er wurde überall bedient, ohne etwas dafür tun zu müssen. Man verlangte keine

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