1622 - Sie kamen aus der Totenwelt
Gegenleistungen, denn ihn umgab stets eine Aura des Seltsamen, Unheimlichen und nicht Erklärbaren. Deshalb hatten sich um ihn herum auch bestimmte Gerüchte gebildet. Man sah ihn als seltsam an, aber auch als jemanden, der das zweite Gesicht besaß, und davor fürchteten sich nicht wenige Menschen.
Fabricius wusste das, obwohl niemand mit ihm darüber gesprochen hatte. Er besaß eben ein Gefühl für diese Dinge. Es störte ihn nicht, was die Menschen über ihn dachten. Er war sich selbst genug, und er war nicht allein, denn er hatte seine Freunde.
Keine Menschen, sondern Tiere. Aber auch da gab es Unterschiede.
Keine Hunde oder Katzen, es waren Vögel, die er zu seinen besten Freunden zählte.
Raben!
Die Raben der Berge, mit denen er kommunizierte, die ihm die Botschaften aus einer anderen Welt brachten, weil sie selbst verzaubert waren.
Manchmal ließen sie ihn tagelang allein. Dann flogen sie wieder zu seiner Hütte und ließen sich in der Umgebung wie Wachtposten nieder.
Für Fabricius war es ein wunderbares und erhebenden Gefühl, derartige Freunde zu haben. Da konnte er auf die Menschen gut und gern verzichten. Sie waren nicht wichtig.
Und doch hatte er sich nicht von allen Menschen getrennt. Es gab da vier Männer, die hin und wieder Kontakt zu ihm suchten. Dann saßen sie in seiner Hütte, hatten zu essen und zu trinken mitgebracht und lauschten seiner Philosophie und den Lebensweisheiten, die er mit intensiver Stimme von sich gab.
Es wollte ihnen einiges klarmachen und sie für das weitere Leben vorbereiten. Leider akzeptierten das nicht alle, aber darüber dachte er nicht weiter nach. Er hatte getan, was getan werden musste, und seine gefiederten Freunde hatten ihn nicht im Stich gelassen.
Als die Strahlen der Morgensonne durch zwei Fenster seines Hauses fiel, wurde er zwar nicht von deren Licht geweckt, er spürte sie nur. Es war die Wärme, die ihn erreichte und dafür sorgte, dass er sein Lager verließ.
Fabricius bewegte sich in seiner Umgebung wie ein Sehender. Er stieß nirgendwo gegen, er wusch sich, freute sich über das kalte Gletscherwasser und dachte darüber nach, was dieser Tag ihm wohl bringen würde.
Die Sonne war da, und die tat ihm gut. Es würde ein schöner und ausgeglichener Tag werden, davon ging er jedenfalls aus. Aber so ganz konnte er sich darüber nicht freuen, denn ein gewisses Unwohlsein hatte sich in ihm festgesetzt. Fabricius war nicht in der Lage, in die Zukunft zu sehen, aber er war jemand, der auf seine Sinne und auf seine Gefühle achtete.
Letztere warnten ihn zwar nicht direkt, aber er spürte schon, dass dieser Tag anders verlaufen würde, als es nach außen hin den Anschein hatte.
So strahlend, wie die Sonne schien, was er auch als Blinder merkte, würden die nächsten Stunden nicht werden.
Die Unruhe in seinem Innern gefiel Fabricius nicht, aber er akzeptierte sie, denn sie war für ihn eine Warnung.
Noch hatte er sein Haus nicht verlassen. Er wollte es auch nicht, bevor er nicht etwas gegessen hatte. Er bereitete sich ein Frühstück und nahm es am Fenster zu sich, obwohl er nicht sah, was draußen vor sich ging.
Er wollte nur die Sonnen genießen, aber er hörte trotz der geschlossenen Tür die Stimmen der Vögel, die sich über diesen wunderbaren Tag freuten.
Seine Vögel - die Raben - waren nicht dabei. Ihre Stimmen blieben stumm, und darüber wunderte er sich schon.
Eigentlich hielten sie sich auch am Morgen in seiner Nähe auf, um ihn zu begrüßen. An diesem Tag war das nicht so, und das bereitete ihm schon ein leichtes Unbehagen. Er wusste auch, dass einige Raben in seinem Namen unterwegs waren und etwas erledigen sollten. Jetzt wartete er auf ihre Rückkehr und auf ihren Bericht.
Er hatte sie in unterschiedlichen Missionen losgeschickt und er hoffte, dass er sich auf sie verlassen konnte. Aber noch waren sie nicht zurück.
Dabei hatten sie eine lange Nacht Zeit gehabt.
Er aß die letzte Scheibe Salami und trank seine Tasse leer. Dann stand er auf.
Die Bewegungen entsprachen seinem Alter. Er wollte nichts überstürzen.
Er ging es langsam an, und mit ebenfalls langsamen Schritten durchquerte er das Zimmer. Es war das größte hier unten. Unter dem Dach gab es noch einige kleinere. Um sie zu erreichen, musste er eine Treppe hochgehen. Oben ließ er stets eines der schrägen Fenster offen, sodass seine gefiederten Freunde ins Haus gelangen konnten, um dort Schutz vor einem Unwetter zu finden.
Fabricius öffnete die Tür.
Er sah die
Weitere Kostenlose Bücher