1625 - ... dann holt dich der Teufel
perfekt. Sie war gierig. Sie wirkte ausgehungert. Sie wollte es nicht bei diesem Kuss belassen. Diese Geste deutete auf mehr hin, und beide hingen praktisch aneinander.
Der Kuss raubte Vic die Luft, aber er wehrte sich nicht. Er überließ sich voll und ganz dieser Frau, die so scharf auf ihn war. Misstrauische Gedanken kamen ihm nicht. Lulu wusste auch genau, wann sie ihn loslassen musste.
Die Lippen lösten sich voneinander, dann drückte sie ihn nach hinten. Er befürchtete, auf dem Boden zu landen, aber Lulu wusste genau, was sie tat. Er entglitt nur langsam ihren Armen, und als er dann fiel, landete er auf der Couch, wo er rücklings liegen blieb und nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Und?«
Vic winkte ab. »Das war Wahnsinn.«
»Ich weiß.« Sie beugte sich vor. »Bleib ruhig liegen, Vic. Das ist erst der Beginn. Das Vorspiel gewissermaßen. Es geht noch weiter. Das ist wie die Erfüllung eines Traums.«
Vic Coltraine hatte Mühe, sich zu fangen. »Wie meinst du das denn?«
»Du bist scharf auf mich, wie?«
Er setzte sich etwas höher hin. »Das kann man wohl sagen. Ich sehe in dir nur die Monroe.«
»Hast du sie schon mal nackt gesehen?«
»Nein, nicht richtig.«
»Dann weißt du ja, was dir bevorsteht.«
Coltraine schnappte nach Luft. Er hatte sich zwar so etwas Ähnliches gedacht. Dass es jedoch in die Tat umgesetzt werden würde, damit hatte er nicht gerechnet.
Sie fing sofort damit an. Mit einer lässigen Geste schob sie den Tisch ein wenig nach rechts, um mehr Platz zu haben. Dann drückte sie ihre Arme gegen den Rücken, denn dort saß der Reißverschluss, der die beiden Kleiderhälften zusammen hielt. Den zog sie nach unten und verursachte dabei ein leises Geräusch, das auch Vic Coltraine hörte.
Noch immer begriff er nicht richtig, was hier geschah. Er kam sich vor, als wäre er in den Sexhimmel katapultiert worden.
Der Reißverschluss war nach unten gezogen. Am Rücken klaffte das Kleid auf. Vic sah es nicht. Er rieb über sein Gesicht, um den Schweiß zu entfernen. Dabei hörte er sich noch immer überlaut atmen. Durch den Mund und durch die Nase.
Lulu sagte nichts mehr. Sie bewegte lässig ihre Schultern, sodass der Stoff an ihnen hinabrutschen konnte. Er war seidig, es gab keinen Widerstand. Wie von selbst glitt das Kleid in die Tiefe und gab den Körper frei.
Der Mann hielt den Atem an. Zum ersten Mal sah er die Brüste. Die Haut schimmerte sehr hell, und so sahen die Warzen noch dunkler aus. Das Kleid fiel zu Boden, und jetzt sah Coltraine, dass Lulu nichts darunter trug. Nicht mal einen Slip.
Nackt stand sie vor ihm. Abgesehen von ihren Schuhen, die sie anbehielt.
Lulu sagte nichts. Sie genoss, wie der Mann sie anstarrte und nichts mehr sagen konnte. Coltraine sah eine Frau, die auch eine atemberaubende Figur hatte. Sein letzter Funke an Misstrauen war verglüht. Wer sich so zeigte, der wollte etwas Bestimmtes.
»Was meinst du?«, fragte sie.
»Ehrlich. Du siehst echt geil aus. Das ist ist der reine Wahnsinn. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Ich weiß. Ich kenne meinen Körper. Ich habe mir ihn nicht ohne Grund ausgesucht.«
Die letzte Bemerkung zerstörte zwar den Zauber nicht, sie ließ jedoch so etwas wie eine leichte Beklemmung zurück und sorgte dafür, dass Vic darüber nachdachte.
»Ahm - ich meine - was bedeutet das?«
»Ich denke an Marilyn.«
»Ja, das weiß ich. Und weiter?« Er hatte Mühe gehabt, die Frage zu formulieren, denn tief in seinem Innern merkte er, dass hier etwas falsch lief.
Und dann hörte er ihre nächste Bemerkung, die ihm einen leichten Schock versetzte.
»So hat mich dein Kollege Mike Short auch gesehen, Vic…«
***
Vic Coltraine saß auf der Couch und hatte das Gefühl, einen Stromstoß erhalten zu haben, der ihn lähmte. Er hatte den Satz zwar gehört, doch er brachte ihn nicht richtig unter. Das war ihm einfach nicht möglich.
Wieso kam sie auf Mike? Mike war tot!
Etwas Kaltes rieselte über seinen Körper. Er presste die Lippen zusammen, versuchte, durch die Nase zu atmen, formulierte schon eine Frage und hatte große Mühe, sie zu stellen, weil ihn das Gefühl einer totalen Hilflosigkeit erfasst hatte.
Dann sprach er doch. »Du kennst Mike?«
»Ja…«
»Aber woher?«
»Das will ich dir sagen. Ich kenne ihn aus dem Zug. Da sind wir uns beide begegnet.«
»Und weiter?«
Sie legte den Kopf schief. »Kannst du dir das nicht denken, Vic? Überlege mal genau.«
Coltraine tat es Dabei starrte er weiterhin
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