1629 - Das Gift der schönen Laura
Kreuz.
»Es hat nicht reagiert.«
»Beruhigt dich das?«
»Irgendwie nicht.« Ich sprach wieder den Wirt an, der weiterhin Bier zapfte.
»Kann man von der Toilette aus verschwinden? Gibt es dort ein Fenster?«
»Ich - ich - klar, das gibt es.« Er holte Luft. »Glauben Sie denn, dass sich die Blonde aus dem Staub machen will?«
»Wir werden es sehen.«
»Komisch war sie schon. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Das war alles sehr seltsam. Ich fühlte mich wie weggetreten.« Er lachte. »Na ja, da war auch noch dieser komische Geruch.«
»Und?«
»Ich fand ihn schlimm.«
»Sie haben ihn zuvor nie wahrgenommen?«
»Zumindest nicht bewusst.«
»Demnach auch bei Charlie Penn nicht?«
»Genau.«
Es wurde Zeit für uns, dass wir gewissen Dingen auf den Grund gingen.
Die Frau war ein Rätsel, und wir wollten versuchen, es zu knacken. Der Weg zu den Toilettenräumen war nicht zu verfehlen. Wir mussten eine Tür aufziehen und gelangten in den üblichen Flur, der zu den Toiletten führte. Da waren die Wände gekachelt, und schon bald sahen wir drei Türen.
Eine führte zu den privaten Räumen des Wirts. Eine zweite konnten wir auslassen, und auf der dritten stand das Wort Ladies.
Suko hatte schon die Hand auf die Klinke gelegt. Ich hinderte ihn nicht daran, die Tür zu öffnen, und das tat er sehr leise, denn wir wollten jedes Geräusch vermeiden.
So schlichen wir über die Schwelle und gelangten in einen kleinen Vorraum mit einem Waschbecken. Wer zur Toilette wollte, musste durch einen offenen Durchgang gehen. Da konnte er sich dann eine der beiden Kabinen aussuchen. Ein Fenster gab es auch. Es war geschlossen und zudem noch mit einem Gitter gesichert.
Aber das war es nicht, was uns störte. Es gab etwas anderes, und das war der dünne Nebel, der über einer der beiden Toilettentüren hinweg quoll.
Suko schaute mich an.
Ich blickte ihm ins Gesicht.
»Verstehst du das, John?«
»Nein, noch nicht.«
Wir handelten nicht, sondern beobachteten, was weiterhin geschah. Es veränderte sich nichts, nur die Luft wurde immer schlechter. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass ihr immer mehr Sauerstoff entzogen wurde, und das war natürlich für ein normales Atmen nicht gut. Hinzu kam der Geruch nach Ammoniak, der noch stechender geworden war.
Beide hatten wir Mühe, ein Keuchen zu unterdrücken.
Wir wussten, hinter welcher Tür wir Laura suchen mussten. Ich wollte mich auf den Weg machen und ging dabei davon aus, dass dieser Nebel uns größere Probleme bereiten würde. Noch waren wir einigermaßen in Form und konnten uns…
Meine Gedanken brachen ab.
Die Tür brauchten wir nicht mehr zu öffnen. Sie wurde von innen her aufgestoßen.
Im Ausschnitt zeigte sie Laura, und sie bot ein Bild, mit dem wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet hätten…
***
Laura dampfte!
Das war unser erster Eindruck. Aber dieser Dampf oder Nebel stammte nicht aus der Kabine, es lag an der Frau selbst, denn sie produzierte den Nebel. Sie war einen Schritt nach vorn gegangen und stand jetzt vor der Tür. Die Arme hatte sie abgespreizt, und so sahen wir, dass der Nebel oder der Dampf aus ihren Poren strömte und über die Haut rann.
Da gab es keine Stelle an ihrem Körper, die verschont geblieben wäre.
Sogar aus den Poren im Gesicht stieg dieser Dampf. Lautlos, stark riechend, und immer wieder Naschschub bekommend. Sie selbst war nur noch als blasser Schemen zu sehen.
Der Dunst wusste offensichtlich genau, welchen Weg er zu nehmen hatte.
Suko und ich waren das Ziel. Zwischen uns baute er eine regelrechte Wand auf, und aus diesem Dunst hervor hörten wir Lauras Stimme.
»Es ist das Gift der Hölle, versteht ihr? Es ist in mir. Es macht mich stark. Ich bin durch das Gift unbesiegbar, das werdet auch ihr merken, wenn ihr es noch könnt.«
Den letzten Teil des Satzes hatte sie nicht grundlos gesagt, denn beide spürten wir, dass es uns alles andere als gut ging. Es war nicht mehr möglich, normal Luft zu holen. Der Geruch nach Ammoniak blieb, und ich merkte, dass ich anfing zu schwanken.
Sie sprach uns noch einmal an. Für mich war ihre Stimme sehr weit entfernt, und das war auch alles andere als normal.
»Ich bin das Gift. Ich bestimme, wer stirbt und wer nicht. Jetzt seid ihr an der Reihe.«
Als ich das letzte Wort hörte, knickten mir die Beine weg. Ich wollte nach meiner Pistole greifen, doch da verließen mich die Kräfte.
Und dann konnte ich die Luft nicht mehr einatmen. Meine Kehle war wie
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