1629 - Das Gift der schönen Laura
Talisman offen vor der Brust hängen.
Dabei stellte ich fest, dass sich das Metall nicht erwärmt hatte, und das bereitete mir schon einige Sorgen. Ich wollte einfach nicht glauben, dass diese Laura es schaffte, mein Kreuz auszuschalten.
Ich richtete mich wieder auf und sah den Dunst. Die feinen Nebelschwaden waren nach wie vor vorhanden und sie hatten sich nicht verändert. Noch immer lauerten sie an derselben Stelle.
Hinlaufen oder nicht?
Es hatte nichts mit Feigheit zu tun, dass ich es nicht tat. Ich dachte an die drei Männer in der Laube. Sie wollte ich warnen, damit auch sie sich auf einen Angriff einrichten konnten.
Nach ein paar Schritten hatte ich das kleine Haus erreicht und öffnete die Tür. Als ich über die Schwelle trat, schaute ich in die Mündung von Sukos Beretta.
»Ach, du bist es«, murmelte mein Freund.
Ich zog die Tür zu.
Suko hatte die Waffe wieder weggesteckt und flüsterte: »Was ist los, John? Du siehst nicht eben fröhlich aus.«
»Danach ist mir auch nicht zumute.« Ich trat in die Laube hinein. Alfie hing noch immer im Sessel. Suko hatte um seinen Arm einen provisorischen Verband gewickelt. Alfie litt. Das war zu hören. Er atmete schwer und auf seiner Stirn schimmerte der Schweiß.
Jeff Speedman stand im Hintergrund. Er hatte sich die Wand als Rückendeckung ausgesucht. In seinem Gesicht stand die Furcht wie eingemeißelt.
»Ist Laura in der Nähe?«, fragte Suko.
Ich nickte.
»Ich habe sie zwar nicht gesehen, konnte sie nur riechen und sah den Nebel.«
Suko gab keine Antwort. Das übernahm Jeff Speedman, der alles gehört hatte.
»Dann sind wir verloren«, flüsterte er und schüttelte sich. »Ich weiß, wie es ist, wenn dieser Nebel angreift. Wir werden jämmerlich ersticken und…«
Suko beruhigte ihn, während ich zum Fenster ging.
Speedman schüttelte heftig den Kopf. »Der Nebel ist zu stark. Der kommt aus der Hölle. Man kann nicht mehr atmen.«
»Ich weiß. Aber so weit werden wir es nicht kommen lassen.«
Die Unterhaltung bekam ich mit, während ich aus dem Fenster schaute und meinen Blick über die leeren Rasenflächen gleiten ließ. Kein Dunst schwebte über der grünen Fläche.
Als ich mich wieder umdrehte, sah ich, dass sich Suko kampfbereit gemacht hatte. Die Dämonenpeitsche steckte mit ausgefahrenen Riemen in seinem Gürtel. Ob sie etwas brachte, war unklar. Auch auf mein Kreuz setzte ich nicht zu viele Hoffnungen.
»Hast du einen Plan, wie es weitergehen soll, John?«
Ich runzelte die Stirn. »Nein, keinen direkten. Wir müssen alles auf uns zukommen lassen. Ich wollte euch nur Bescheid geben, dass sie uns nicht vergessen hat.«
»Das heißt, du gehst wieder nach draußen?«
»Ja.«
Suko dachte kurz nach. »Ich denke, dann sollte ich mitgehen.«
Ich winkte ab. »Nein. Ich brauche eine Rückendeckung…«
»Die ich dir auch draußen geben kann. Wir dürfen kein Risiko mehr eingehen.«
»Gut. Dann bleib zumindest in der offenen Tür stehen.«
»Abwarten.«
Alfie hatte uns gehört. Er fing an zu lachen. Danach sprach er, und seine Stimme klang schrill. »Sie wird euch vernichten. Sie wird euch fertigmachen. Ihr werdet elendig ersticken und letztendlich in der Hölle landen.«
Mehr sagte er nicht. Er hatte sich noch mal zusammengerissen. Jetzt sackte er wieder in sich zusammen.
Suko nickte mir zu. »Bist du so weit?«
»Ja.«
Er zog seine Beretta. »Ich decke dir den Rücken.«
Zwei Schritte, dann das Öffnen, das Hinaustreten, und es war vorbei.
Alles ganz leicht.
Und dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl. Es war Zeit vergangen, die Laura hätte für sich nutzen können, und so war ich schon recht gespannt.
Ich trat an die Tür heran. Heftig zerrte ich sie auf und warf einen ersten Blick nach draußen.
Vor mir stand die Nebelwolke. Und in ihrem Zentrum zeichnete sich die Gestalt der blonden Laura ab!
***
Also doch. Ich hatte mich nicht geirrt. Laura war schlau genug gewesen und hatte die Zeit genutzt, um sich an die Hütte heranzuschleichen. Ich hatte gerade noch im richtigen Augenblick die Tür geöffnet, sonst hätte sie es getan.
Hinter mir stieß Suko die Luft aus, bevor er sagte: »Okay, jetzt holen wir sie uns.«
»Warte noch. So einfach ist das nicht. Bisher wusste ich nicht, wer sie wirklich ist und woher sie kommt. Wenn man sie als Dämonin bezeichnet, ist das ein weites Feld. Ebenso wie der Vergleich mit einer Höllenkreatur. Aber woher sie wirklich stammt und wer hinter ihr steht, wissen wir nicht.«
Der Nebel hatte
Weitere Kostenlose Bücher